Finale der Deutschen Turn-Liga Mehr als der Silber-Hattrick ist nicht drin

Ludwigsburg · Die TG Saar verliert das Finale der Deutschen Turn-Liga gegen die KTV Straubenhardt klar mit 19:34. Der vierte Titel muss warten.

 Eine letzte Übung, ein letzter Schrei: Fabian Hambüchen beendet seine Karriere mit Platz drei bei der Mannschafts-DM.

Eine letzte Übung, ein letzter Schrei: Fabian Hambüchen beendet seine Karriere mit Platz drei bei der Mannschafts-DM.

Foto: dpa/Deniz Calagan

Eben brodelte es noch heftig auf den Rängen der Ludwigsburger MHP-Arena. Die Turner der TG Saar haben der KTV Straubenhardt am Samstagabend im Titel-Duell der Deutschen Turnliga (DTL) vor rund 4000 Zuschauern einen großen Kampf geliefert und wie 2015 und 2016 alle Register gezogen – doch es reicht wieder nicht.

Nach einer starken Saison führten die Saarländer die Tabelle vor zwei Wochen noch ungeschlagen an. Erst im letzten Heimkampf rauschte der Schwarzwald-Express vorbei, gewann in Dillingen mit 40:24 und liegt nun im Finale nach fünf von sechs Geräten mit 28:15 vorn. Vier Reck-Duelle stehen noch aus, doch der Rückstand der TG Saar ist zu groß. Die Jungs von Trainer Viktor Schweizer werden das Gold-Finale 2017 mit 19:34 verlieren und nach 1981, 1982 und 2012 auf den vierten Meister-Stern warten müssen.

Das Ergebnis kennt vor den letzten Entscheidungen noch niemand, doch alle ahnen es: Am Paradegerät wird sich der Meister sein Triple nicht nehmen lassen und für die TG am Ende wieder „nur“ Silber übrig bleiben. Das ist Jammern auf hohem Niveau, doch der Gedanke drückt im saarländischen Fan-Block gerade auf die Stimmung. „Unsere Jungs haben stark geturnt, leider nicht stark genug – schade“, seufzt TG-Fan Monika Weisgerber-Bastuck. Die rund 170 Schlachtenbummler geben im spannenden Endkampf Vollgas. Auf abgedunkelten Rängen glänzen sie mit Lautstärke und Lichtshow. Die Leuchtstäbe blinken noch einmal auf, als Neuzugang Nikita Nargorny am Reck seinen spektakulären Abgang auf die Matte zimmert und drei Punkte holt.

An der Schlappe ändert das nichts. Applaus und Jubelschreie erntet der russische Doppel-Europameister am Sprung (2015) und am Boden (2016) trotzdem, was ihn verblüfft. „So ein tolles Publikum habe ich noch nie erlebt. Danke an die Fans, ich bin begeistert“, schwärmt der russische Weltklasse-Athlet nach dem dritten Tageseinsatz für die TG.

Mit seiner Bodenübung beginnt der Wettkampf. „Gleich Druck aufbauen, aber nicht volles Risiko gehen“, gibt Thorsten Michels dem Neuzugang mit auf dem Weg zur Matte. Dreifach-Salto zu Beginn, Höchstschwierigkeiten in jeder Bahn – dafür erhält er im Duell mit Nationalturner Andreas Bretschneider vier Scorer-Punkte. Aber hat der 20 Jahre alte Russe den TG-Vorsitzenden falsch verstanden? „Das war Nikitas Sicherheits-Übung. Der Junge kann noch locker einige Zehntel draufpacken“, verrät Michels.

Nach der 4:2-Führung am Boden glänzt Waldemar Eichorn am Pauschenpferd (4:5) mit einem Thomasflanken-Wirbel, erhält drei Punkte und Szenenapplaus. Dennoch kommt Straubenhardt am zweiten Gerät auf 7:8 heran und trumpft an den Ringen (9:0) richtig auf. „Hier haben wir große Verluste hinnehmen müssen – und später am Barren. Sonst haben wir gut mitgehalten“, beschreibt Trainer Viktor Schweizer die Knackpunkte.

Am Sprung (7:1) verkürzt die TG Saar nach starken Leistungen von Nargorny, Luca Ehrmantraut und Felix Remuta auf 15:17 und hätte vor dem Barren sogar ausgleichen können. Warum Nationalturner Marcel Nguyen im Duell mit Tobias Matzke einen Punkt bekommt, weiß niemand. Pfiffe auf den Rängen. „Beine überkreuzt, übergetreten – Fehlentscheidung“, ärgert sich TG-Betreuer Jerome Michels.

Die Freude über die gelungene Aufholjagd währt nur kurz. Am Barren geht zu viel schief, sogar Oleg Wernjajew patzt an seinem Paradegerät. „Wir stellen hier den Olympia­sieger und gehen mit 0:11 baden. Hier haben wir es aus der Hand gegeben“, stellt Michels ernüchtert fest. Die erneute Titel-Schlappe wurmt ihn, doch der TG-Vorsitzende sieht auch Positives. „Die Jungs haben alles probiert und am Reck nur 4:6 verloren. Nikita hat einen super Einstand gegeben. Er ist ein toller Typ, der prima zu uns passt. Und hey, wir haben das Silber-Triple geschafft“, sagt Michels, nachdem sich der erste Schmerz gelegt hat.

Wernjajew darf sich zudem über den dritten DTL-Topscorer-Titel in Folge freuen – und den Händedruck von Fabian Hambüchen. Die befreundeten Turner der TG Saar besucht der 30-Jährige nach der Meisterfeier noch einmal kurz im Bus und gibt ihnen aufmunternde Worte mit auf den Weg: „Kopf hoch, Jungs. Im nächsten Jahr haut ihr sie weg – ganz bestimmt.“

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