Maximal ab und zu Bayern ärgern

Düsseldorf. Es ist eine Art Endspiel um Platz drei in der Fußball-Bundesliga. Und damit um die direkte Qualifikation zur Champions League. An diesem Samstag empfängt Borussia Mönchengladbach um 15.30 Uhr Bayer Leverkusen. Die Sportdirektoren Max Eberl (Gladbach) und Rudi Völler (Leverkusen) sprachen vor dem Spiel mit den SZ-Mitarbeitern Stefanie Sandmeier, Patrick Scherer, Karsten Kellermann und Stefan Klüttermann.

Wann wird Gladbach wieder Meister, Herr Völler?

Rudi Völler : Es gibt ja noch Bayern München, das ist das Problem. Die Champions League zu erreichen, ist für uns, die Gladbacher oder auch die Wolfsburger ein Riesenerfolg. Man kriegt noch nicht mal einen Wimpel dafür, aber der Erfolg ist, zu den großen Klubs in Europa zu gehören. Das hält nicht für ewig, aber in diesen Jahren kannst du die Bayern maximal ab und an mal ärgern, wie uns und Gladbach das gelungen ist. Aber auf die Saison gesehen, hast du nur eine sehr geringe Chance gegen sie. Die nächsten Jahre bestehen für Gladbach, für uns, Wolfsburg, Dortmund oder Schalke kaum Möglichkeiten, den Titel zu holen.

Schielen Sie noch auf Platz zwei, Herr Eberl?

Eberl: Wir schielen nicht auf Platz zwei. Klar will man das Größtmögliche erreichen, aber wir beschäftigen uns erst mal mit dem hartnäckigsten Konkurrenten, der uns im Nacken sitzt. Wir gewinnen jedes Wochenende, und wir kommen nicht von Leverkusen weg. Ich finde, diese zwei Vereine liefern sich einen sensationellen Zweikampf auf hohem Niveau.

Wie sehr können Sie sich mit der Ansicht "Für den deutschen Fußball wäre es besser, Leverkusen würde Vierter, weil sie als gesetztes Team in die Play-offs gingen" anfreunden?

Völler: Fußballdeutschland wird - bis auf die Leverkusener Anhänger - vielleicht eher Gladbach die Daumen drücken. Aber die Qualifikation ist gefährlich. Wir hatten in dieser Saison mit Kopenhagen ein gutes Los. Aber es war mit Athletic Bilbao ein Los dabei, das du nicht bekommen willst. Wenn Gladbach Vierter wird, will kein gesetztes Team gegen die Borussia spielen.

Momentan wird viel über Vereine diskutiert, weil sie Mittel zur Verfügung haben, die sie nicht selbst über den Fußball erwirtschaften. Wie gehen Sie mit RB Leipzig und Co. um?

Völler: Wir gehen seit Langem offen mit der Tatsache um, dass wir jährlich 25 Millionen Euro von der Bayer AG erhalten. Wenn jetzt aber Bayern München so einen Vertrag mit Adidas abschließt, der mehrere hundert Millionen wert sein soll, dann wird das weniger kritisiert als die Sponsoring-Aktivitäten beispielsweise in Wolfsburg, Hoffenheim oder Leipzig. Im Gegenteil, bei den Bayern ist dann alles super. Aber wo ist der Unterschied - abgesehen von den wesentlich höheren Summen, die die Münchner generieren?

Bleiben wir einen Moment bei Leipzig. Dass Davie Selke von Bremen in die 2. Liga wechselt, ist das etwas, woran man sich gewöhnen muss?

Eberl: Die Frage muss man dem Spieler stellen. Ob er dort den nächsten Karriereschritt sieht. Ich hätte Selke gerne nach Gladbach geholt, aber wenn er nach Leipzig geht, geht er nach Leipzig. Wir müssen halt aufpassen, dass sich die so genannten Traditionsvereine nicht hinter dieser Debatte verstecken, und sagen: Wir Armen. Bayern, Dortmund, Schalke, Leverkusen, das sind ja alles Vereine mit Tradition. Die sind ja schon noch vorne mit dabei, sind die, die den Ton angeben. Und wir Vereine hätten ja auch Möglichkeiten, Investoren zu generieren, neue Strukturen aufzubauen, das zu schaffen, was Bayern seit Jahren vorlebt.

Wie schwierig wird es sein, in der nächsten Saison die Erwartungshaltung im Umfeld in realistischer Dimension zu halten?

Eberl: Dieser Automatismus, von Saison zu Saison immer einen Platz nach oben denken zu müssen, ist nirgends so falsch und so trügerisch wie in der Bundesliga. Ich habe immer gesagt, wenn die Top Fünf, also Bayern, Dortmund, Wolfsburg, Leverkusen und Schalke, es gut machen, dann wird Gladbach automatisch um Platz sechs spielen. Unsere Zielsetzung des einstelligen Tabellenplatzes ist also kein BlaBla, sondern aus der Realität geboren.

Völler: Das ist der Fluch des Erfolgs. Wenn man zwei, drei Jahre oben dabei ist, wird es zur Normalität. Diesen Druck spüren wir auch in Leverkusen. Das Ziel, international zu spielen, ist schon hoch gegriffen. Man darf die Konkurrenz, die größer geworden ist und noch größer wird, nicht unterschätzen. Von Platz zwei bis sieben hängt es nur an Kleinigkeiten.

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