Massa raucht, Glock feiert

Budapest. Timo Glock genoss seinen zweiten Platz beim Großen Preis von Ungarn in vollen Zügen - und das Toyota-Team feierte seinen Helden überschwänglich. "Viva Colonia" grölten die Mechaniker des in Köln stationierten japanischen Formel-1-Rennstalls lauthals. Danach flossen in der Toyota-Box am dem Hungaroring Bier, Sekt und alle weiteren greifbaren Getränke in Strömen

 Rauchzeichen: Der Ferrari-Motor des führenden Felipe Massa geht auf der Zielgeraden hoch. Fotos: dpa

Rauchzeichen: Der Ferrari-Motor des führenden Felipe Massa geht auf der Zielgeraden hoch. Fotos: dpa

Budapest. Timo Glock genoss seinen zweiten Platz beim Großen Preis von Ungarn in vollen Zügen - und das Toyota-Team feierte seinen Helden überschwänglich. "Viva Colonia" grölten die Mechaniker des in Köln stationierten japanischen Formel-1-Rennstalls lauthals. Danach flossen in der Toyota-Box am dem Hungaroring Bier, Sekt und alle weiteren greifbaren Getränke in Strömen. Für Toyota war es das beste Ergebnis in der Formel 1 bisher.

"Unglaublich! Ich kann es noch nicht glauben", sagte Timo Glock und strahlte über beide Ohren. "Nach dem schweren Unfall von Hockenheim war das die richtige Antwort." Innerhalb von nur 14 Tagen erlebte der gelernte Gerüstbauer alle Höhen und Tiefen des Grand-Prix-Sports. Beim Heimrennen in Hockenheim war er wegen einer gebrochenen Spurstange an der linken Hinterachse seitlich rückwärts in die Betonmauer gekracht. Statt wie erhofft in den Punkten, landete der 26 Jahre alte Odenwälder aus Wersau beim Großen Preis von Deutschland in der Klinik.

Auf dem Hungaroring feierte Glock "ein perfektes Wochenende". Erst Startplatz fünf am Samstag als bislang bestes Qualifying-Ergebnis; dann im erst 15. WM-Rennen der erste Podestplatz hinter dem finnischen Überraschungssieger Heikki Kovalainen im McLaren-Mercedes. "Das Auto war erstmals so, wie ich es liebe", strahlte Glock. Natürlich profitierte Glock auch von Felipe Massas Motorschaden und Lewis Hamiltons Reifenproblemen. Aber an der souveränen Vorstellung änderte das Pech der Gegner nichts.

Dramatische Schlussphase

Toyota-Chefingenieur Dieter Gass jubelte: "Das war Wahnsinn. Das ganze Rennen war schwierig, aber der zweite Platz ist unglaublich." Auch als Weltmeister Kimi Räikkönen (Ferrari) gegen Ende immer näher rückte, verlor Glock nicht die Ruhe. "Ich wusste noch aus meinen GP2-Zeiten, dass hier das Überholen schwierig ist."

In einer dramatischen Schlussphase beim Großen Preis von Ungarn war Felipe Massa als Führender zwei Runden vor Ende ausgefallen und hatte damit die Rückkehr an die WM-Spitze verpasst. Danach bremste die Ferrari-Teamleitung auch Räikkönen ein. Von den Angriffen des Ferrari-Mannes befreit, steuerte Glock seinen Toyota mit elf Sekunden Rückstand auf Kovalainen ins Ziel. McLaren-Pilot Hamilton wurde nach einem Reifenplatzer Fünfter, bleibt aber WM-Spitzenreiter. Weltmeister Räikkönen liegt fünf Zähler hinter dem Briten (62) auf Rang zwei.

Nach dem Pech von Massa erbte Kovalainen die Führung und - feierte seinen ersten Sieg in der Formel 1. "Willkommen in der Welt der Sieger", funkte McLaren-Chef Ron Dennis seinem Angestellten ins Auto. Nach einem sensationellen Start von Massa hatte zunächst alles auf den vierten Saisonsieg des Brasilianers hingedeutet. Von Rang drei zog er mühelos an Kovalainen davon und rauschte dann mit qualmenden Reifen in der ersten Kurve an Hamilton vorbei. Die im Training überlegenen McLaren konnten Ferrari im Rennen nicht Paroli bieten.

Enttäuschend die Bilanz der anderen Deutschen: Nick Heidfeld (BMW) wurde Zehnter. Sebastian Vettel (Toro Rosso) schied mit Defekt aus, ebenso wie Adrian Sutil (Force India). Nico Rosberg war im Williams chancenlos und wurde 14. dpa

Hintergrund

Nick Heidfeld muss weiter um seine Versetzung ins nächste Formel-1-Jahr bangen. BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen wollte seinem deutschen Piloten in Ungarn kein Zeugnis ausstellen: "Seine Beurteilung bespreche ich mit Nick. Unsere Fahrer für 2009 geben wir zwischen der Sommerpause und dem Saisonende bekannt." Konkurrenz für das Cockpit gibt es reichlich. Der zweimalige Champion Fernando Alonso ist der hochkarätigste Kandidat. Trotz aller Fragezeichen rechnet Heidfeld selbst mit einer Fortsetzung der Partnerschaft, obwohl er von Natur aus " eher skeptisch" sei: "Ich weiß, dass das Team hinter mir steht." dpa

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