Marc Hahnemann bei den Saarlouis Royals Der Hoffnungsträger am Spielfeldrand
Saarlouis · Der zurückgekehrte Marc Hahnemann soll die Saarlouis Royals vor dem Abstieg aus der Basketball-Bundesliga der Frauen retten.
Dass ein mit dem Rücken zur Wand stehender Bundesligist, gleich in welcher Sportart, den Trainer wechselt, um irgendwie noch den Ligaverbleib zu schaffen, ist nichts Ungewöhnliches. Dass dies verschwiegen wird, allerdings schon. Die Inexio Saarlouis Royals erleben eine regelrechte Katastrophen-Saison. Die Kader-Planung im Sommer misslang, der Saisonstart ging in die Hose, Trainer Ondrej Sykora musste gehen, und unter Nachfolgerin Gabriela Chnapkova gelang zwar der erste und bislang einzige Saisonsieg in zehn Spielen, eine Wende allerdings nicht.
Jetzt soll es Marc Hahnemann richten, einst Co-Trainer bei den Royals unter Hermann Paar, dann nach dessen Abschied Ende 2017 hauptverantwortlicher Trainer, ehe er sich im Sommer 2018 dem Zweitligisten Gladiators Trier anschloss. Die Royals hätte ihn gerne gehalten, doch Hahnemann wollte im Männer-Basketball Fuß fassen.
Nun ist er wieder da, der Hoffnungsträger in der Krise – wären da nicht die kuriosen Umstände seiner Verpflichtung und Beschäftigung. Dass Hahnemann wieder für die Saarlouis Royals tätig ist, hat der Verein bislang nicht offiziell bekanntgegeben. Auf Anfrage teilten die Royals lediglich mit, Hahnemann unterstütze die Royals „auf ehrenamtlicher Basis bei der Spielersuche und der Trainingsdurchführung“. Auch nach Hahnemanns Debüt an der Seitenlinie am vergangenen Sonntag gegen den TSV Wasserburg (64:81) bleiben die Royals bei ihrer Sprachregelung.
Dabei war für jeden in der Stadtgartenhalle klar erkennbar, dass Hahnemann der neue Cheftrainer ist. Er stand an der Linie, er gab die Kommandos, er bestimmte die Taktik, er führte die Gespräche mit den Spielerinnen. Er machte alles, was ein Cheftrainer macht – nur offiziell sein will er das nicht, zumindest in der Öffentlichkeit. In der Pressemitteilung nach dem Spiel erwähnten die Royals Hahnemann in keiner Zeile, und der 28-Jährige selbst sagte dem Trierischen Volksfreund in einem Interview: „Ja, ich betreue die Royals, aber nicht als Cheftrainer, dieses Amt übt weiter Gabi Chnapkova aus.“ Er habe keinen Vertrag unterschrieben.
Dass in jedem Satz die vertragliche Situation und ehrenamtliche Funktion im Mittelpunkt steht, hat einen Hintergrund. Denn wirklich erfreut war Hahnemanns Ex-Verein aus Trier über den plötzlichen Wechsel, dem eine Vertragsauflösung bei den Gladiators aus „persönlichen Gründen“ vorausging, nicht. Nach SZ-Informationen hat sich der A-Lizenz-Trainer und Assistent der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der Vereinbarung verpflichtet, vorerst bei keinem anderen Verein hauptamtlich tätig zu werden – andernfalls müsste gegebenenfalls eine Vertragsstrafe oder auch Ablösesumme gezahlt werden.
Dass Royals-Manager Sascha Schmidt der SZ Kontakte zu Hahnemann bestätigte, bevor dessen Vertragsauflösung kommuniziert wurde, ist ein Detail in der Geschichte. Ein weiteres, dass Royals-Sprecher Tom Störmer nun auf Anfrage mitteilte, dass Hahnemann „ohne Vertrag auf ehrenamtlicher Basis bei uns tätig“ sei, sich dies aber „sicher in absehbarer Zeit“ ändern werde.
An diesem Samstag (19 Uhr) spielen die Royals, das Schlusslicht der Damen Basketball Bundesliga, beim Tabellenfünften Herner TC. Es ist der letzte Spieltag der Hinrunde. Die Rückrunde dürfte zu einem Überlebenskampf werden, um nicht abzusteigen. Schon in der vergangenen Saison hatte es sportlich eigentlich nicht gereicht, die Royals blieben nur dank des Rückzugs von Eintracht Braunschweig in der Liga. Royals-Chef Paul Kast sprach letzten Sonntag bereits vom Angriff auf die deutsche Spitze in den nächsten ein, zwei Jahren. Die Hoffnungen ruhen offenbar voll und ganz auf Hahnemann. Auf dem Cheftrainer, der noch kein Cheftrainer sein will. Oder sein darf.