Maradona: "Bist Du nervös, Schweinsteiger?"

Erasmia. Diego Maradona spielte den Schiedsrichter im Trainingsspiel der Argentinier. Zwei Teams kickten auf dem Halbfeld, und Maradona pfiff auffallend oft Elfmeter. Messi verwandelte seinen Strafstoß, Tevez indes bolzte Keeper Sergio Romero an. Mit dem Ruf "La germania, la germania", Deutschland, Deutschland, trieb er seine Leute an

 Diego Maradona (Foto) kann die Vorwürfe Schweinsteigers, dass die Argentinier unfair spielen, nicht nachvollziehen. Das machte er gestern nochmals deutlich. Foto: dpa

Diego Maradona (Foto) kann die Vorwürfe Schweinsteigers, dass die Argentinier unfair spielen, nicht nachvollziehen. Das machte er gestern nochmals deutlich. Foto: dpa

Erasmia. Diego Maradona spielte den Schiedsrichter im Trainingsspiel der Argentinier. Zwei Teams kickten auf dem Halbfeld, und Maradona pfiff auffallend oft Elfmeter. Messi verwandelte seinen Strafstoß, Tevez indes bolzte Keeper Sergio Romero an. Mit dem Ruf "La germania, la germania", Deutschland, Deutschland, trieb er seine Leute an. Als Maradona schließlich vom Platz humpelte und bei einem Kamerateam halt machte, da fragte die moppelige Fußballlegende, auf die Causa Schweini angesprochen: "Bastian Schweinsteiger (Foto: dpa), bist Du etwa nervös? Meine Jungs wollen einfach auf das Feld gehen und Revanche für 2006 nehmen. Mir ist es egal, ob Du behauptest, dass wir schlechte Verlierer seien". Der deutsche Mittelfeldakteur hatte ein paar Stunden zuvor im DFB-Teamquartier in Erasmia die Argentinier übel beschimpft. Sie seien respektlos, dem Schiedsrichter, Fans und Spielern gegenüber. Sie seien Hitzköpfe, Schauspieler und Provokateure. Maradona aber hatte an diesem Abend beschlossen, sich nicht über die Anwürfe aufzuregen: "Wir haben keine Zeit, um uns um Schweinsteiger zu kümmern", sagte er.

Im Quartier der Deutschen fand gestern gleichfalls die Nachlese von Schweinsteigers Äußerungen statt. Aber wie schon am Vortag, als Pressesprecher Harald Stenger Schweinsteiger munter drauflos hatte parlieren lassen, so sprangen ihm 24 Stunden später der Manager des Nationalteams, Oliver Bierhoff, und Kapitän Philipp Lahm (Foto: dpa), bei. Kein Wort des Bedauerns oder der Relativierung. Lahm goss sogar neues Öl ins Feuer des samstäglichen Viertelfinalspiels (16 Uhr/ZDF). Er sei überhaupt nicht erschrocken über Schweinsteigers Rundumschlag, "es ist doch so, dass die Südamerikaner nicht wirklich verlieren können, am Samstag werden wir sehen, wie sie mit der Niederlage umgehen werden". Man kann nicht sagen, dass Lahm um verbale Deeskalation bemüht war. Sogar Bierhoff assistierte Lahm bei den verbalen Scharmützeln nach Kräften. Südamerikaner könnten schon auch herzliche und freundliche Menschen sein, sagte Bierhoff, "aber im Spiel vergessen sie das oft". Niemand im Stab des Nationalteams habe Schweinsteiger gemaßregelt, im Gegenteil, man konnte den Worten entnehmen, dass man dem 25-Jährigen vielmehr auf die Schulter geklopft hat. "Ich habe es nicht so brisant gesehen", sagte Bierhoff, außerdem sei der Schweini doch als fairer Spieler bekannt, der bei Fouls nicht ewig lang lieben bleibe und Spielern sogar die Hand gebe. Ja, ein rechter Musterschüler sei der Schweini, machte Bierhoff glauben.

Lahm verhedderte sich dann noch ein bisschen in den Fallstricken der Logik, denn er behauptete, die Deutschen konzentrierten sich nur auf sich, dabei konnte doch jeder in den letzten zwei Tagen hören und sehen, wie sehr sich das deutsche Team mit den angeblichen charakterlichen Schwächen der Argentinier beschäftigte. Mit einer "gesunden Selbsteinschätzung" gehe die Mannschaft in das Viertelfinale am Samstag, und das sollte wohl heißen: Argentinien ist zu schlagen. "Wir haben zwar weniger Fehler als bei den Engländern entdeckt, aber wir haben doch ein paar gefunden", sagte Oliver Bierhoff. "Wir müssen nur einen kühlen Kopf bewahren". Das dürfte nach Schweinsteigers Warm-up gar so nicht einfach sein.

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