Fußball Mourinhos Zeit ist abgelaufen

Manchester · Manchester United trennt sich von seinem Star-Trainer. Der hatte teilweise offenen Streit mit seiner Mannschaft.

 Für José Mourinho ist es bereits fünf nach zwölf. Der Trainer, der sich selbst als „the special one“, der Außergewöhnliche, bezeichnet, wurde von Manchester United am gestrigen Dienstag entlassen.

Für José Mourinho ist es bereits fünf nach zwölf. Der Trainer, der sich selbst als „the special one“, der Außergewöhnliche, bezeichnet, wurde von Manchester United am gestrigen Dienstag entlassen.

Foto: AP/Dave Thompson

Schöne Bescherung für José Mourinho: Der englische Fußball-Rekordmeister Manchester United hat dem längst entzauberten „special one“ sechs Tage vor Heiligabend den Laufpass gegeben. Die Trennung war den Red Devils 65 Worte auf sieben dürren Zeilen wert. „Manchester United gibt bekannt, dass Manager José Mourinho den Club mit sofortiger Wirkung verlassen hat“, hieß es am gestrigen Dienstagmorgen um 9.45 Uhr Ortszeit auf der Internetseite des Clubs. Das 1:3 am Sonntag beim FC Liverpool hat den streitbaren Portugiesen den Job gekostet.

Auch bei seiner letzten Entlassung hatte es Mourinho in der Vorweihnachtszeit getroffen: Am 17. Dezember 2015 musste er beim FC Chelsea als amtierender Meister gehen – ebenfalls nach einer Pleite gegen den Spitzenreiter, damals hieß der noch Leicester City.

Als Wunschkandidat auf die Nachfolge galt eigentlich Zinédine Zidane, der seit seinem dritten Champions-League-Sieg mit Real Madrid Ende Mai arbeitslos ist. Weil United allerdings bekannt gab, bis Saisonende eine Interimslösung installieren zu wollen, fällt auf der Insel nun ein anderer Name: Mauricio Pochettino (46), der argentinische Trainer von Tottenham Hotspur. Zunächst soll laut Medienberichten Michael Carrick (37) übernehmen. Der frühere englische Nationalspieler hatte seine Karriere im März nach zwölf Jahren bei ManUnited beendet.

Mit Mourinho (55) ist nach David Moyes und Louis van Gaal auch der dritte Nachfolger am viel zu schweren Erbe von Ikone Sir Alex Ferguson gescheitert. Manchester bedankte sich bei Mourinho für zweieinhalb Jahre im Old Trafford, das nie das Theater grenzenloser Träume war, was es eigentlich sein will – zu bieder ließ der Portugiese Fußball spielen.

Im ersten Jahr 2016/2017 reichte es noch für die Siege im Ligapokal und der Europa League, die vergangene Saison beendete United ohne Titel. Der Rückstand des Tabellenzweiten auf Meister Manchester City: stolze 19 Zähler. Genau so viele Punkte liegt United bereits jetzt hinter Jürgen Klopps FC Liverpool zurück. Die Bilanz ist mit 26 Punkten so schlecht wie seit 1990/1991 nicht, der Rückstand auf die Top vier der Premier League beträgt elf Zähler.

Da half Mourinho auch sein Vertrag bis 2019 mit Option auf eine weitere Saison nicht, zumal das Verhältnis zur Mannschaft als angespannt galt. Mit Weltmeister Paul Pogba, der zuletzt in Liverpool 90 Minuten auf der Bank schmorte, lag Mourinho gar in offenem Streit. Den Rest – darunter immerhin Weltstars wie David de Gea, Romelu Lukaku, Marcus Rashford, Alexis Sanchez oder Anthony Martial – kritisierte er am Sonntag als physisch zu schwach und viel zu oft verletzt.

Sir Alex saß da an der Anfield Road kopfschüttelnd auf der Tribüne, sein ehemaliger Spieler Gary Neville sagte: „Wird Mourinho gehen? Ich denke, es wird passieren.“ Mourinho gab sich bereits ungewohnt kleinlaut. „Können wir den Titel holen? Natürlich nicht!“, sagte er, „aber wir können immer noch Vierter werden“. Platz sechs, den United derzeit hält, werde es „sicher“. Doch damit hinkt er meilenweit hinter den Ansprüchen des Rekordmeisters her. Die Liverpool-Fans verspotteten ihn genüsslich: „Bitte werft Mourinho nicht raus!“ Dass United in einem Hotel abgestiegen war, das nach der Titanic benannt ist, passte perfekt ins Bild. Zwei Tage später folgte nun Mourinhos Aus.

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