"Man muss das sehr, sehr ernst nehmen"

Kapstadt. Die obersten deutschen Funktionäre schlagen Alarm, doch Südafrikas Präsident versucht die Fußball-Welt zu beruhigen. Der "schockierende und inakzeptable Angriff auf die Mannschaft Togos" sollte in seiner Bedeutung "nicht übertrieben" werden, sagte Jacob Zuma bei der Eröffnung des Afrika-Cups in Angola

Kapstadt. Die obersten deutschen Funktionäre schlagen Alarm, doch Südafrikas Präsident versucht die Fußball-Welt zu beruhigen. Der "schockierende und inakzeptable Angriff auf die Mannschaft Togos" sollte in seiner Bedeutung "nicht übertrieben" werden, sagte Jacob Zuma bei der Eröffnung des Afrika-Cups in Angola. In Frankfurt forderte Ligapräsident Reinhard Rauball dagegen Konsequenzen aus dem Anschlag. "Wir können es nicht bei dem Satz bewenden lassen: Südafrika ist etwas anderes als Angola", sagte der 63-Jährige. DFB-Chef Theo Zwanziger empfindet die weltweiten Reaktionen "nicht als Panikmache". Das Sicherheitsszenario für Südafrika sei sicherlich ein ganz anderes. "Aber ich warne davor, das zu verharmlosen. Man muss das sehr, sehr ernst nehmen."

Wenige Stunden zuvor war das togoische Team in seine Heimat zurückgekehrt. Trotz der späten Stunde warteten tausende Menschen auf dem Flughafen von Lomé, wo Ministerpräsident Gilbert Houngbo die Delegation begrüßte. Als die mit togoischen Flaggen bedeckten Särge mit den beiden bei dem Anschlag getöteten Delegationsmitgliedern über das Rollfeld getragen wurden, herrschte Stille, viele Menschen weinten. Die Spieler wirkten niedergeschlagen.

Gegen die neuerlichen Zweifel und das Wort von der "Schande für den afrikanischen Fußball" jedoch setzte sich WM-Gastgeber Südafrika zur Wehr. Als "unverantwortlich", "heuchlerisch" oder "ignorant" wurden in den südafrikanischen Kommentaren nun neue Zweifel kritisiert. Alle meldeten sich zu Wort. Fußball-Präsident Kirsten Nematandani prangerte "eine sehr gefährliche Generalisierung" an, wenn Südafrika einfach mit Angola in einen Topf geworfen werde. Auch Fifa-Exekutivmitglied Franz Beckenbauer und WM-Berater Horst R. Schmidt haben weiter großes Vertrauen in die Sicherheit in Südafrika. "Ich bin sicher, dort wird bei der WM nichts derartiges passieren wie in Angola", sagte Beckenbauer. Der Afrika-Cup in Angola und die WM in Südafrika seien Turniere in "zwei völlig unterschiedlichen Staaten". DFB-Schatzmeister Schmidt, der in Südafrika als Berater für den Weltverband Fifa tätig ist, schätzte die Lage in dem Kap-Staat als "solide und von polizeilicher Seite absolut vertretbar" ein. Allen Beteuerungen zum Trotz wählten Zwanziger und Rauball beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga (DFL) deutliche Worte. "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir Sicherheitsfragen in den Griff bekommen", forderte Rauball, den auch die Sorge um die beim Afrika-Cup noch tätigen 14 Bundesliga- und fünf Zweitliga-Spieler umtreibt. Rauball sprach von einem "furchtbaren terroristischen Akt". Zwanziger zeigte sich ebenfalls geschockt. "Der Vorfall ist unfassbar. Das ist schmerzlich und bedauerlich", sagte er. Im Hinblick auf die WM im Sommer meinte er: "Wir vom DFB werden unseren Spielern und Betreuern vermitteln müssen, dass wir alles für die Sicherheit tun."

Unterdessen wurden gestern zwei Männer festgenommen. Dies berichtete die angolanische Nachrichtenagentur Angop. Die Verdächtigen stammten aus der angolanischen Exklave Cabinda, wo die Separatisten der "Front für die Befreiung der Exklave Cabinda" (FLEC) am Freitag den Mannschaftsbus von Togo angegriffen hatten. Dabei waren drei Menschen getötet und neun verletzt worden. dpa

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