"Man kann auch hier A-Nationalspielerin werden"

Frau Kratz, wann haben Sie erfahren, dass der 1. FC Saarbrücken den Aufstieg geschafft hat?Margret Kratz: Praktisch mit dem Schlusspfiff. Ich war über den Spielstand in Leverkusen ständig informiert.Und wie war Ihre Reaktion?Kratz: Mehr Freude als Trauer. Und nicht so emotional wie am vergangenen Sonntag

Frau Kratz, wann haben Sie erfahren, dass der 1. FC Saarbrücken den Aufstieg geschafft hat?

Margret Kratz: Praktisch mit dem Schlusspfiff. Ich war über den Spielstand in Leverkusen ständig informiert.

Und wie war Ihre Reaktion?

Kratz: Mehr Freude als Trauer. Und nicht so emotional wie am vergangenen Sonntag. Da war mir nämlich klar gewesen, dass die Meisterschaft entschieden ist. An dem Sieg in Leverkusen habe ich nicht gezweifelt.

Glauben Sie, dass der FCS nach dem Abgang der fünf Jugend-Nationalspielerinnen in der Bundesliga konkurrenzfähig sein wird?

Kratz: Man darf nicht verkennen, dass die, die beim FCS bleiben, sehr gute Fußballerinnen sind, zum Teil auch schon Stammspielerinnen in der Bundesliga waren. Die Abwehr steht schon ganz gut, der Sturm ist mit Christina Arend erstklassig besetzt. Aber die Spielerdecke ist zu dünn, um in der Bundesliga bestehen zu können. Auf jeden Fall fehlt eine Nummer 10 und Spielerinnen für die Außenbahnen.

Wie beurteilen Sie den Wechsel der Jugend-Nationalspielerinnen Nadine Keßler, Josephine Henning, Selina Wagner, Lisa Schwab und Dzsenifer Marozsan?

Kratz: Zunächst einmal sollten wir uns bewusst werden über das schöne Geschenk, das sie uns zum Abschied bereitet haben: den Aufstieg in die Bundesliga. Es wird in den kommenden drei, vier Jahren leichter sein, den Klassenerhalt in der Bundesliga zu schaffen, als die Meisterschaft in der 2. Liga zu holen. Gerade, weil Teams wie Bayer Leverkusen, der 1. FC Köln und auch Hoffenheim viel investieren, um nach oben zu kommen. Was den Wechsel der Spielerinnen angeht: Ich hätte es gerne gesehen , wenn sie hier geblieben wären. Aber sie sehen diesen Schritt nun mal als Herausforderung. Mein Herz blutet schon, ich werde sie alle sehr vermissen, zumal ich ja tagtäglich mit ihnen gearbeitet habe.

FCS-Präsident Horst Hinschberger hatte gesagt, Bundestrainerin Silvia Neid habe Druck ausgeübt, weil sie die kommenden A-Nationalspielerinnen angeblich bei den vier besten Teams der Frauen-Bundesliga sehen möchte.

Kratz: Ich habe mit Silvia Neid Rücksprache gehalten. Sie hat das nie gesagt. Es ist ganz sicher kein Handicap, in Saarbrücken Fußball zu spielen. Man kann hier zur Jugend-Nationalspielerin werden, und man kann hier - die entsprechende Leistung vorausgesetzt - auch A-Nationalspielerin werden. Und das ist ganz wichtig zu wissen - insbesondere für unsere Talente in der Eliteschule des Mädchenfußballs. Melanie Behringer ist da ein sehr gutes Beispiel. Sie hat mit Freiburg mehrere Jahre gegen den Abstieg aus der Bundesliga gespielt, ist in dieser Zeit Nationalspielerin und Weltmeisterin geworden. Aber es ist nachvollziehbar, dass es für junge Spielerinnen schwerer wird, wenn sie zwei, drei Jahre in der 2. Liga verbleiben, weil da ein anderes Tempo gespielt wird.

Wie verändert sich jetzt Ihre Arbeit in der Eliteschule?

Kratz: Wir hatten 20 Spielerinnen, fünf davon sind weg. Wir werden also mit 15 weiterarbeiten, es kommen aber auch jüngere nach. Sicher müssen wir uns neu sortieren - und werden den Schwerpunkt auf die Perspektivspielerinnen richten. Unsere Aufgabe ist es ja nicht, Nationalspielerinnen einzukaufen, sondern Talente auszubilden, damit sie in die Nationalmannschaft kommen. Und hier wird es keinerlei Nachteile geben.

Und wer kommt im Saarland nach Keßler, Marozsan und Co.?

Kratz: Ich glaube schon, dass es neue Top-Talente geben wird, die den Sprung in die Bundesliga schaffen können. Jacqueline De Backer zum Beispiel. Oder noch drei, vier andere. Aber das wird noch zwei oder drei Jahre dauern, bis sie soweit sind. Bis dahin haben wir eine kleine Durststrecke, die wir überbrücken müssen.

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