Fußball-Bundesliga Mainz 05, wie es singt und lacht

Dortmund · Fußball-Bundesligist feiert den Ligaverbleib dank eines 2:1 in Dortmund. Der Lebacher Florian Müller ist mittendrin.

In der Mainzer Kabine wackelten die Wände. Mit Dortmunder Bier, lauter Musik und innigen Gesängen feierten die Profis des FSV die wundersame Rettung. Nur wenig später wurde der Teambus für die Rückfahrt mit weiteren Kästen Gerstensaft bestückt. Selbst der ansonsten um die Disziplin seiner Profis besorgte Sandro Schwarz ließ es krachen. Überwältigt vom 2:1 (2:1) beim BVB und dem damit gesicherten Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga gab der Trainer den Startschuss zur Sause bis in die Morgenstunden: „Heute wird es zur Sache gehen, das haben wir uns verdient. Morgen werden wir wohl einen dicken Schädel haben.“

Schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff löste sich bei allen Beteiligten die Anspannung der vergangenen Wochen. Der erste Gang der Mannschaft um den saarländischen Torhüter Florian Müller ging nicht Richtung Kabine, sondern zur Fantribüne. Durch ein eigens geöffnetes Stadiontor gelangten der Lebacher Müller und seine Kollegen in die tanzende Schar der Anhänger. Mit Megafon übernahm Trainer Schwarz die Rolle des Einheizers. Diese Jubel-Bilder gingen Sportvorstand Rouven Schröder sichtlich nahe. „Ich bin überwältigt. Wir wollten es unbedingt aus eigener Kraft schaffen. Das ist uns eindrucksvoll gelungen“, sagte er.

Ausgerechnet beim Angstgegner Dortmund, bei dem die Rheinhessen zuvor noch nie gewonnen hatten, gelang der entscheidende Coup. Wie schon beim 3:0 eine Woche zuvor gegen Leipzig verblüfften die Mainzer gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner mit einem couragierten Auftritt und sehenswerter Spielkultur. Zwei frühe Treffer von Ridle Baku (4. Minute) und Yoshinori Muto (13.) gaben Sicherheit.

Und auch die Art und Weise, wie sein Team in Hälfte zwei die Führung problemlos verteidigte, nötigte Schwarz Respekt ab: „Es war der richtige Weg, nicht schon ständig vorher von Endspielen zu reden und uns irgendwelche Tragödien auszumalen, sondern mit offenem Visier in diese Endrunde zu gehen. Es ist ein unfassbares Gefühl heute.“

Das befürchtete Finale um den Klassenverbleib am kommenden Samstag daheim gegen Bremen bleibt den Mainzern damit erspart. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 wuchs auf beruhigende sechs Punkte an. Deshalb können alle Mainzer den Saison-Abschluss nun ganz unbesorgt angehen. „Eigentlich hatte ich vor, dass wir einmal in dieser Saison über ein Endspiel reden – gegen Bremen. Aber jetzt haben wir aus dem Endspurt einen Zwischenspurt gemacht“, sagte Schwarz schelmisch grinsend.

Nach Meinung von Abwehrspieler Stefan Bell machte sich das Festhalten der Vereinsführung an Schwarz am Ende bezahlt: „Es ist eine unheimliche Genugtuung, dass wir es geschafft haben. Mit unserem eigenen Weg, mit Ruhe im Verein, mit Stabilität auf der Trainerposition. Dass wir nicht das machen, was alle machen.“ Ähnlich sah es Sportvorstand Schröder: „Sandro ist einfach ruhig geblieben und hat sein Ding durchgezogen.“

Noch Mitte März schien die Lage nach dem 0:3 in Frankfurt zutiefst bedrohlich. Doch am vermeintlichen Tiefpunkt erwachte der Patient aus Mainz zu neuem Leben. „Die Länderspielpause danach war wichtig, um uns zu sammeln. Da haben wir bei einer Fan-Veranstaltung ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. Das war ein Schlüsselmoment“, sagte Schwarz. Kurz vor dem Start in den Partymarathon hielt er noch einmal inne: „Ich empfinde Dankbarkeit und Stolz.“

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