Magaths Wechsel-Wundertüte

Gelsenkirchen. Es war ein hübsches Kontrastprogramm, das der FC Schalke da Mitte letzter Woche bot. Am Dienstagabend noch hatte der Revierclub beim Getöse um seinen 17-jährigen Pokal-Helden Julian Draxler gerade die königsblaue Zukunft eingeleitet, als am nächsten Morgen mit Angelos Charisteas (30) plötzlich die Vergangenheit auf dem Schalker Trainingsgelände Einzug hielt

Gelsenkirchen. Es war ein hübsches Kontrastprogramm, das der FC Schalke da Mitte letzter Woche bot. Am Dienstagabend noch hatte der Revierclub beim Getöse um seinen 17-jährigen Pokal-Helden Julian Draxler gerade die königsblaue Zukunft eingeleitet, als am nächsten Morgen mit Angelos Charisteas (30) plötzlich die Vergangenheit auf dem Schalker Trainingsgelände Einzug hielt. Immerhin: Eine kurzzeitig glorreiche und - durchaus passend - blau-weiße Vergangenheit. Allerdings unter der Flagge Griechenlands, das Charisteas 2004 zum sensationellen EM-Triumph in und über Portugal geköpft hatte. Sechseinhalb Jahre später hatte der FC Nürnberg zu Saisonbeginn keine Verwendung mehr für ihn gehabt. Auch beim AC Arles-Avignon, dem designierten Absteiger aus der französischen Ligue 1, fand er sein Glück nicht wieder. Nach nur drei Monaten beschlossen Club und Spieler die Trennung. Und so kickt Charisteas nun mit Schalke in der Champions League. Der nicht der einzige Winter-Neuzugang ist. Auch diesmal wurde den Beobachtern wieder schwindelig angesichts all der Spieler, die Schalke-Trainer und Manager Felix Magath abgab (Jermaine Jones, Eric Jendrisek, Ivan Rakitic) oder auf seinen ohnehin schon aufgeblähten Kader draufpackte. Und selbst der Jonglier-Meister gab am Ende zu: "Die Transferperiode belastet uns."Charisteas war, seit Magath die Zügel auf dem Berger Feld vor eineinhalb Jahren in die Hände nahm, Neuzugang Nummer 34. Dicht gefolgt vom ghanaischen Nationalspieler Anthony Annan (Nummer 35, Vertrag bis 2014, 2,5 Millionen Euro Ablöse) als Rakitic-Erbe und mit dem ablösefreien Ali Karimi, mit dem Magath rechtzeitig vor Toresschluss gestern sein drittes Dutzend voll machte. Der 112-malige iranische Nationalspieler war bereits von 2005 bis 2007 beim FC Bayern unter Magath im Einsatz. Ein Fußballer-Trio, bei dem jedoch einzig der 24-jährige Annan, ein Neffe des früheren Uno-Generalsekretärs Kofi Annan und durch eine starke WM in Südafrika aufgefallen, für eine längere Zusammenarbeit vorgesehen ist.

Sehr kurzfristig fing sich Magath gestern zudem die Absage des Frankfurters Patrick Ochs ein. Ochs ("Es war ein sehr gutes Gespräch, aber es ging mir alles zu schnell") sollte - eine ohnehin recht fragwürdige Überlegung - auf der rechten Außenbahn Jefferson Farfán ersetzen, Schalkes zwar nicht pflegeleichten, aber besten Feldspieler in der Hinrunde. Doch der Deal mit Wolfsburg (soll 17 Millionen Euro für Farfán geboten haben) ging schief: Der Paradiesvogel aus Peru kickt weiter auf Schalke, Ochs weiter für Frankfurt. Aber Magath hat ja nun die Spieler Karimi und Charisteas - den griechischen Ex-Gott, der kopfballstark ist, weiß Magath. "Die Transfer-

periode

belastet uns."

Felix Magath,

Schalke-Trainer

Hintergrund

In der Fußball-Bundesliga ist das Winter-Wechselfieber ausgebrochen. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur dpa nahmen die 18 Vereine so viel Geld ein wie nie zuvor in der zweiten Transferperiode, die gestern endete. Mehr als 70 Millionen Euro für rund 40 Abgänge flossen in die teils maroden Kassen der Clubs. Im Gegenzug besserten die Vereine ihre Kader mit rund 35 Neuzugängen auf, für die sie etwa 45 Millionen Euro hinblätterten. Im Vorjahreszeitraum standen 42 Zugängen (13,5 Millionen Euro) 57 Abgänge gegenüber, mit denen 5,5 Millionen Euro erlöst wurden. dpa

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