Mach uns doch den John, Jerome

Als ich Boateng gegen Algerien sah, musste ich an "Die Entdeckung der Langsamkeit" denken. Ein empfehlenswertes Buch.

Sten Nadolny erzählt darin die Geschichte von John Franklin, der Schwierigkeiten hat, mit der Schnelllebigkeit seiner Zeit Schritt zu halten. Das ist ja auch nicht so das Ding von Boateng. Also das Schritthalten. Weder im Umschalt- noch Gedankenspiel. Und das beharrlich. Als würde er nicht dürfen. Wie John. Beim Ballfangen durfte er nur die Schnur halten. Zu ungelenk.

Wie war das in Jeromes Jugend? In diesem Berliner Bolzkäfig? In Wedding am Panke-Kanal? Maschendraht, Asphalt, die Tore aus sechs Holzlatten gezimmert. Während Boatengs Mutter bei Aldi einkaufen ging, träumte Jerome von Real. Aber nur neben dem Käfig. Er durfte ja nicht mitspielen. Ab und an durfte er die Torlatte mimen. Schließlich ist Jerome lang. Weeste? Das passierte nur, wenn Bruder Kevin die Latte mal wieder mit einer Kopfnuss gespalten hatte. Aus Wut, weil bei Aldi die Klebe-Tattoos für Kinder aus waren. Und was hat das alles mit der Entdeckung der Langsamkeit zu tun? Sie macht mir Hoffnung. John Franklin hatte am Ende alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Er war Admiral, Entdecker, Forschungsreisender, Buchautor, einer der angesehensten Navigatoren des 19. Jahrhunderts. Und das alles, weil er beharrlich war. Also lieber Boateng, mach uns den John Franklin - bleib beharrlich und erreiche dein großes Ziel. Uns würde es sehr freuen.

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