Pfingstsportfest in Rehlingen „Lucky Luky“ bezwingt Harting

Rehlingen · Der Österreicher wirft Rekord und zwei Meter weiter als der Diskus-Olympiasieger.

 Der Diskus-Riese aus Österreich: Lukas Weißhaidinger.

Der Diskus-Riese aus Österreich: Lukas Weißhaidinger.

Foto: Ruppenthal

Auch gestandene Kerle werden manchmal von ihren Gefühlen überwältigt. Das Paradebeispiel dafür war am Pfingstsonntag Lukas Weißhaidinger. Der Österreicher stand beim Leichtathletik-Sportfest im Bungertstadion neben dem Diskusring, wo er zwei Minuten zuvor eine neue Weltjahresbestleistung aufgestellt hatte. Auf 68,98 Meter war der Diskus des 26-Jährigen gesegelt – bei unwirtlichen Bedingungen, böigem Wind und einem von ein paar Schauern feuchten Diskusring. „Lucky Luky“, wie Weißhaidinger in seiner Heimat genannt wird, griff sich immer wieder an den Kopf, zuckte mit den Schultern und hatte deutlich Mühe, seine 130 Kilogramm Gewicht, die auf stattliche 1,97 Meter Körperlänge verteilt sind, unter Kontrolle zu halten. Schließlich sagte er: „Ich kann das gar nicht begreifen, das ist unglaublich.“

Als er sich nach weiteren zehn Minuten gesammelt hatte, versuchte Weißhaidinger zu erklären, was ihm da gerade widerfahren war. Seine ersten beiden Versuche waren völlig missraten. „Bei uns in Österreich sagt man: Da war der Hund drin“, erzählte „Lucky Luky“, „da hab ich mir vor dem dritten gedacht: Scheiß drauf, da hau ich jetzt mal richtig dran.“ Das tat er – und er erwischte den Abwurf perfekt. Die zwei Kilogramm schwere Scheibe stabilisierte sich in der Luft perfekt auf dem leichten Gegenwind und schlug erst nach 68,57 Metern ein – Stadionrekord in Rehlingen. Der alte mit 66,66 Metern stammte aus dem Jahr 1984 – da war Weißhaidinger noch gar nicht geboren. Im fünften Versuch packte „Lucky Luky“ noch 41 Zentimeter mehr drauf und war vollends baff über sich selbst.

Weißhaidinger hat sich mit seiner neuen persönlichen Bestleistung, dem neuen österreichischen Rekord und der Weltjahresbestleistung damit zu einem der Favoriten auf den Titel bei der EM in Berlin Anfang August aufgeschwungen. Und er gewann damit einen hochklassigen Wettbewerb in Rehlingen, dessen Ergebnis-Tableau am Ende auch einem olympischen oder einem WM-Finale gut zu Gesicht stehen würde. Christoph Harting, der Olympiasieger von 2016, belegte mit ebenfalls starken 66,76 Metern Platz zwei vor Martin Wierig (65,18 Meter) und Daniel Jasinski (65,09). Der 27-jährige Cottbuser Harting, dem nachgesagt wird, ein wenig schwierig und manchmal unnahbar zu sein, gefiel es in Rehlingen ausgezeichnet. Nach dem Wettkampf mischte er sich unter das Volk, gab bereitwillig eine halbe Stunde Autogramme und ließ Selfies mit sich machen. „Die Stimmung und auch der Ring waren sehr gut hier. Aktuell bin ich bester Deutscher“, sagte Harting. An „Lucky Luky“ aus Österreich biss er sich aber die Zähne aus.

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