Rücktritt nach Urteil im LSVS-Prozess Schumann geht mit „Abschiedsbrief“

Saarbrücken · Der Präsident des Saarländischen Fußballverbandes tritt zurück. Adrian Zöhler bringt sich als möglicher Nachfolger in Stellung.

 Franz Josef Schumann (Mitte) ist nicht mehr Präsident des Saarländischen Fußballverbandes. Nach seiner Verurteilung im LSVS-Prozess zieht er sich zurück.

Franz Josef Schumann (Mitte) ist nicht mehr Präsident des Saarländischen Fußballverbandes. Nach seiner Verurteilung im LSVS-Prozess zieht er sich zurück.

Foto: Thomas Wieck

Es ist 20.35 Uhr, als der Saarländische Fußballverband (SFV) am Samstagabend eine E-Mail an „alle SFV-Vereine“ versendet. Sie enthält ein Schreiben des Präsidenten Franz Josef Schumann, eine Seite, die später als „Abschiedsbrief“ im Internet veröffentlicht werden wird.

„Abschiedsbrief“ im Netz veröffentlicht

„Liebe Fußballfreunde“, wendet sich Schumann an seine Basis. „Im Juni 2017 haben Sie mich bis Juni 2020 erneut zum Präsidenten des Saarländischen Fußball-Verbandes gewählt.“ Dennoch habe er sich entschlossen, sein Amt aufzugeben, erklärt der 70-Jährige. Schumann will den größten Sportfachverband des Landes nicht länger führen. Nach elf Jahren scheidet er zum 1. April aus. Hintergrund ist die Finanzaffäre um den Landessportverband (LSVS). Sie brachte Schumann eine Verurteilung wegen Vorteilsgewährung ein.

Rückzug „auch aufgrund der Berichterstattung“

„Ich habe immer – bei allem Ärger, der auch schon mal damit verbunden ist – meine Ehrenämter mit sehr viel Freude ausgeübt“, schreibt Schumann: „Da ich diese Freude und notwendige Spannung auch aufgrund der Berichterstattung in den Medien nicht mehr verspüre, habe ich mich nach reiflicher Überlegung und Beratung dazu entschieden, keine Funktion im Sportbereich mehr ausüben zu wollen.“

Schumann als Krisenmanager beim LSVS

Der Zeitpunkt dürfte die „Fußballfreunde“ mehr überraschen als der Rückzug an sich. Der SFV-Präsident war bis September vergangenen Jahres zugleich LSVS-Vize. Das machte ihn in der Finanzaffäre zu einer Hauptfigur. Auch deshalb, weil Schumann nach dem Rücktritt des LSVS-Präsidenten Klaus Meiser vor gut einem Jahr das Krisenmanagement in der Dachorganisation des saarländischen Sports übernahm. Er musste das umstrittene Sanierungskonzept verbandsintern durchsetzen. Während die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelte.

Verurteilung wegen Vorteilsgewährung

Am 7. März verurteilte das Landgericht den Sportfunktionär wegen Vorteilsgewährung zu einer Geld­strafe in Höhe von 22 500 Euro. Weil er 2017 als LSVS-Präsidiumsmitglied einverstanden gewesen war, Sportminister Klaus Bouillon (CDU) die Getränke für dessen Geburtstagsfeier an der Hermann-Neuberger-Sportschule zu bezahlen.

Geständnis fiel ihm erkennbar schwer

Schumann hatte immer betont, er habe keine Straftat begangen, keinen Vorteil gewährt und nichts veruntreut. Weshalb der Jurist keinen Strafbefehl akzeptiert, einen Mammutprozess in Kauf genommen hatte. Umso überraschender legte Schumann vor Gericht ein Geständnis ab. Der Hauptangeklagte Meiser war bereit gewesen, alle Tatvorwürfe gegen sich einzuräumen – um das Verfahren abzukürzen, einen sogenannten Deal zu erzielen. Dem schloss Schumann sich an. Was ihm erkennbar schwer fiel.

Der Staatsanwalt warf ihm deshalb vor, er gehöre einer „Generation uneinsichtiger Sportfunktionäre“ an. Die Richterin hielt Schumann zwar zugute, er sei „durch den Angeklagten Meiser mitverstrickt worden“. Das änderte nichts an einem Schuldspruch. „Dieser Verurteilung“, erklärt Schumann nun, „lag ein Beschluss des Präsidiums des LSVS, an dem ich mitgewirkt habe, zugrunde, anzubieten, den Geburtstagsempfang des Sportministers in unserem Sportlertreff an der Sportschule durchzuführen, hierzu 98 Funktionäre des Saarsports einzuladen und als Gegenleistung hierfür die Getränkekosten der Veranstaltung (ca. 1450 Euro) zu übernehmen.“

Zöhler und Bauer übernehmen vorerst

Beim LSVS übergab Schumann im Herbst die Führung an Adrian Zöhler, seinen Stellvertreter im SFV. Jetzt tritt Zöhler vorübergehend auch an die Spitze des Fußballverbandes – gleichberechtigt mit Bernhard Bauer, dem zweiten SFV-Vize. Dabei soll es laut Zöhler bis zum turnusmäßigen Verbandstag im nächsten Jahr bleiben. Weil dem Großevent etliche Versammlungen auf Kreisebene vorgeschaltet sind, will der SFV-Vorstand ihn nicht in den Herbst vorziehen. „Auf die Schnelle jetzt was Neues zu machen, wäre aus zeitlichen Gründen sehr schwierig“, erklärt Zöhler.

Schumann hatte Rückzug „angedeutet“

Schumann hatte sich mit ihm und anderen Vorständen am Samstagabend zusammengesetzt. „Nach der Urteilsverkündung kam der Rücktritt nicht mehr ganz überraschend“, sagt Zöhler: „Das Urteil und die mediale Begleitung waren wohl ausschlaggebend für ihn.“ Schumann hatte seinen Rückzug im SFV-Vorstand vor etwa zwei Wochen bereits „angedeutet“, wie Zöhler erklärt.

Lange oder ähnlich lange wie Schumann waren nur Hermann Neuberger, Kurt Gluding und Franz Josef Ollmann im Amt. „Franz Josef Schumann ist jemand, der immer vermittelnd gewirkt hat, das schätze ich an ihm“, würdigt ihn Zöhler. „Wir verlieren jemanden, der den Vorstand mit ruhiger Hand geführt hat, der immer ein Teamplayer war.“

Zöhler bringt sich als Nachfolger in Stellung

Wer könnte auf ihn folgen? Als interner Kandidat gilt Adalbert Strauß, der Chef des Verbandsspielausschusses. Ex-Regierungssprecher Thorsten Klein soll ebenfalls Ambitionen haben. Am Sonntag positioniert sich auch Zöhler. „Jetzt zu sagen, ich möchte auf jeden Fall Präsident werden, wäre verfrüht“, sagt er zwar. Sein Spitzenamt beim LSVS soll eine Kandidatur jedoch nicht ausschließen. „Ich bin angetreten, den LSVS in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Davon sind wir noch weit weg“, erklärt der 49-Jährige: „Unabhängig davon mache ich keinen Hehl daraus, dass es mein Wunsch war, zu gegebener Zeit Präsident des SFV zu werden.“ Mehr könne er im Moment nicht dazu sagen. So kurz nach Schumanns „Abschiedsbrief“.

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