Skandal beim LSVS LSVS-Präsidium steht geschlossen hinter Meiser

Saarbrücken · Der Landessportverband für das Saarland hat sich mit einer „klarstellenden Erklärung“ an die Öffentlichkeit gewandt und die Presse kritisiert.

 LSVS-Präsident Klaus Meiser (Zweiter von links) bespricht sich bei einer außerordentlichen Vorstandssitzung an der Hermann-Neuberger-Sportschule mit der neuen Hauptgeschäftsführerin Karin Becker.

LSVS-Präsident Klaus Meiser (Zweiter von links) bespricht sich bei einer außerordentlichen Vorstandssitzung an der Hermann-Neuberger-Sportschule mit der neuen Hauptgeschäftsführerin Karin Becker.

Foto: Andreas Schlichter

Es sind drei eng beschriebene Seiten, die der Landessportverband für das Saarland (LSVS) gestern Mittag an die „Freundinnen und Freunde des Saarsports“ verschickte. Adressaten waren die Sportfachverbände, als deren Dachorganisation der LSVS fungiert. Nachdem unsere Zeitung eine Umfrage unter den Verbänden gestartet hatte, bat das Büro von LSVS-Präsident Klaus Meiser in einer internen Mail zunächst darum, „vorerst nicht zu antworten“. Am Freitag verbreitete das Präsidium dann eine „klarstellende Erklärung“.

Die SZ hatte von der Basis des Saarsports unter anderem erfahren wollen, wie sie das Krisenmanagement des LSVS im Finanzskandal beurteilt. Nun sprang die Führung vor allem Meiser bei. „Die Präsidiumsmitglieder stellen klar, dass der Präsident Klaus Meiser ein hervorragendes Krisenmanagement betreibt“, heißt es in dem Papier. Meiser habe das Finanzloch mit offengelegt und sei wie das gesamte Präsidium an einer lückenlosen Aufklärung interessiert.

Der CDU-Politiker und Landtagspräsident war in den vergangenen Tagen unter Beschuss geraten, weil der LSVS zwei Jahre lang seine Lebensgefährtin beschäftigt hatte. Die 54-Jährige leitet im Hauptberuf das Parlamentsbüro von Meiser. Im Nebenjob soll sie sich um dessen Termine als Sportfunktionär gekümmert haben. Nach einem SR-Bericht hatte der LSVS ihr monatlich 1200 Euro brutto bezahlt. Die neue Hauptgeschäftsführerin Karin Becker bestätigte der SZ am Freitag, dass die Stelle nicht offen ausgeschrieben gewesen sei, wollte sich aber wie Anwalt Jens Schmidt bei einem Besuch in der Redaktion nicht weiter zu der Personalie äußern. Die Position will man nicht neu besetzen. Angesichts eines möglichen Millionenlochs hatte Meiser angekündigt, beim Personal zu sparen.

Dass es für die Verbände und Vereine zumindest im Jahr 2018 keine Nachteile geben soll, betonte der LSVS am Freitag erneut, kündigte allerdings die Vorbereitung eines Sparkurses an, der dann wohl ab 2019 greifen wird. Ursache hierfür ist eine durchschnittliche jährliche Unterdeckung von etwa 500 000 Euro. Der LSVS erklärte dies am Freitag mit einem „systematischen Planungsfehler im Wirtschaftsplan der Hermann-Neuberger-Sportschule“. Der LSVS sei aber zahlungsfähig, habe „eine gesunde wirtschaftliche Struktur“, und es werde daher gelingen, „die strukturelle Lücke für die Zukunft zu schließen und in der Vergangenheit entstandene Verluste auszugleichen, sodass auch für die Zukunft kein Schaden für den Saarsport zu erwarten ist“. Finanzielle Details wie etwa die Höhe der Verbindlichkeiten, die sich nach SZ-Informationen im deutlich zweistelligen Millionenbereich bewegen, nannte der LSVS nicht.

Zum freigestellten Hauptgeschäftsführer H., den LSVS-Präsident Meiser als „Alleinverantwortlichen“ bezeichnete, teilte der LSVS mit, dass H. am 2. Dezember unter Zeugen bestätigt habe, dass er das strukturelle Defizit seit Jahren dem Präsidium gegenüber verschwiegen habe. Dass der LSVS die Entbindung der Schweigepflicht verweigert habe, liege daran, dass H. ankündigt habe, „der Presse genau das Gegenteil zu berichten“. Die Presse kritisierte der LSVS in seiner klarstellenden Erklärung scharf: „Die Arbeit wird zusätzlich erschwert, da in den letzten Wochen wiederholt öffentlich unzutreffende Sachverhalte berichtet worden sind (...) und dadurch ein fehlerhaftes Gesamtbild der Aufklärungsbemühungen geschaffen worden ist.“

Die Auffassung zum freigestellten Hauptgeschäftsführer teilt nicht jeder. „Mich interessiert noch immer sehr, was er zu sagen hat“, erklärt Jörg Aumann, der Präsident des Saarländischen Radsport-Bundes, der in den vergangenen Tagen die mangelnde Transparenz des LSVS öffentlich thematisiert hatte. „Seitens vieler Präsidiumskollegen im SRB bekam ich Unterstützung und Zustimmung“, sagte Aumann: „Was mich aus den Vereinen direkt erreicht, zeugt von Schock und Unverständnis. Die Stimmung schwankt zwischen Trauer und Enttäuschung.“ Er selbst setzt aber weiterhin auf die angekündigte vollumfängliche Aufklärung durch das Präsidium. Bernd Wegner, der Präsident des Saarländischen Ringer-Verbandes, mahnt zur Zurückhaltung: „Darstellungen, die einer gerichtlichen Auseinandersetzung dienen und nicht der Sachaufklärung, schaden nur dem Saarsport.“

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