Kolumne zur LSVS-Affäre Klaus Meiser entscheidet direkten Vergleich für sich

Der frühere Präsident des Landessportverbandes hat im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Finanzaffäre ausführlich Stellung bezogen – anders als andere Verantwortliche. Dafür kann man ihm durchaus Respekt zollen.

Es wirkte so, als ob Klaus Meiser nie weg gewesen wäre. Eineinhalb Stunden sprach der 64-Jährige am vergangenen Dienstag im Untersuchungsausschuss des Landtages, der die Finanzaffäre um den Landessportverband (LSVS) aufarbeitet. Meiser redete über den sogenannten Verstärkungsfonds von Saartoto, aber auch über sich als LSVS-Präsidenten – einmal sogar im Präsens. Und das neun Monate nach seinem Rücktritt vom Spitzenamt des saarländischen Sports. Wer ihm zuhörte, fragte sich insgeheim: Ist die Finanzaffäre nur ein großes Missverständnis?

Nein. Das ist sie nicht. Man könnte Meiser nun vorwerfen, er habe sich herausgeredet. Das hat die Bild-Zeitung gestern getan. Aber wer im Ausschuss dabei war, musste dem Auftritt wertfrei Respekt zollen. Auch im direkten Vergleich mit anderen Prominenten aus Sport und Politik.

Meiser hat sich im Parlament geäußert, durchaus Stellung bezogen – anders als Gerd Meyer, der Ehrenpräsident des Sportverbandes. Er schwieg bei seinem kurzen Auftritt im Dezember, zur Aufklärungsarbeit des Ausschusses mochte der frühere Landtagsabgeordnete und Ex-Toto-Chef nichts beitragen. Sein Anwalt sagte: Meyer werde seinen Kaffee austrinken – und dann gehen. Was sein gutes Recht war. Aber nicht überall gut ankam. Zumal sich Meyer am selben Tag bei der Weihnachtsfeier des Landesausschusses für Leistungssport gut gelaunt in der ersten Reihe präsentiert haben soll. War da was?

Das schienen sich vor dem Ausschuss einige Verantwortliche zu fragen. Manche konnten sich als Zeugen an wenig bis nichts erinnern, erst recht nicht an Details. Andere nutzten ihre Spitzenämter, um eine mögliche Verantwortung nach unten zu delegieren. Ähnlich gut vorbereitet und auskunftsfreudig wie Meiser erschien diesmal Sportminister Klaus Bouillon. Beide unterscheidet, dass Bouillon der Regierung angehört – während Meiser demnächst auf der Anklagebank des Landgerichts sitzen wird. Wobei die Unschuldsvermutung gilt.

Nun lässt sich darüber streiten, was Meiser an Erklärungen angeboten hat – und wie. Was er zur Finanzierung von Tischtennis-Nationalspieler Patrick Franziska über den Verstärkungsfonds sagte, klang nachvollziehbar. Doch: Meiser ist und bleibt ein Politprofi, dessen Verstrickung in die Finanzaffäre unleugbar sein dürfte. Gut also, dass beim LSVS nun andere die Verantwortung für eine lückenlose Aufklärung tragen.

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