LSVS-Affäre Dem FSJ im Sport droht im Saarland das Aus

Saarbrücken · Der LSVS hat einer Mitarbeiterin gekündigt, die sich um den Freiwilligendienst kümmert. An ihrer Stelle hängen alle Fördergelder.

 Auch an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken gibt es Einsatzstellen für das Freiwillige Soziale Jahr im Sport. Deren Finanzierung steht wegen einer Kündigung beim Landessportverband auf der Kippe.

Auch an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken gibt es Einsatzstellen für das Freiwillige Soziale Jahr im Sport. Deren Finanzierung steht wegen einer Kündigung beim Landessportverband auf der Kippe.

Foto: Iris Maurer

Die Saarländische Sportjugend wirbt im Internet noch immer für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) im Sport. Doch im Saarland droht dem beliebten Programm das Aus – wegen der Finanzaffäre um den Landessportverband (LSVS), dessen Nachwuchsorganisation die Sportjugend ist. Der Grund ist die Kündigung der LSVS-Mitarbeiterin, die sich für die Sportjugend um das FSJ kümmert.

Die pädagogische Fachkraft gehört zu den Angestellten, die gehen sollen, weil der LSVS sparen muss. Dabei besetzt sie eine Stelle, die sich fast ausschließlich selbst finanziert – über Zuschüsse des Bundes. Er übernimmt bis zu 90 Prozent der Personalkosten. Trotzdem trifft die Mitarbeiterin die Kündigungswelle.

Am 31. März hat die Frau ihren letzten Arbeitstag. Ihr Rauswurf könnte massive Folgen für das FSJ haben. Ist ihre bisherige Position unbesetzt, bricht die Finanzierung des Freiwilligendienstes zusammen. Denn: Wer wie die Sportjugend ein FSJ anbietet, muss eine pädagogische Begleitung gewährleisten – so steht es im Gesetz. Dafür muss eine Fachkraft in der Entgeltgruppe E 9 oder E 10 beschäftigt werden, der Betreuungsschlüssel liegt bei 1:40. Sie kümmert sich um die Dienstleistenden, organisiert ein Seminarprogramm. Das FSJ steht und fällt mit dieser Personalie.

Ohne qualifizierten Mitarbeiter wären die Vorschriften nicht mehr erfüllt. Das FSJ stünde auf der Kippe, weil die Fördergelder aus Berlin wegfallen würden. Außerdem könnte das Land der Saarländischen Sportjugend die Zulassung als Träger des FSJ entziehen. Deshalb gerät der LSVS durch die Entlassung unter Druck.

Wie reagiert der Sportverband? Karin Becker, die Hauptgeschäftsführerin, teilt auf Anfrage mit: „Der LSVS möchte das Freiwillige Soziale Jahr im Sport weiterführen und die Vereine und Verbände bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit weiter unterstützen. Alle erforderlichen Anträge auf entsprechende Zuschüsse werden vom LSVS gestellt. Weiterführende konkrete Aussagen dazu sind leider momentan nicht möglich.“ Nimmt der Verband die ausgesprochene Kündigung zurück? Besetzt er die Stelle neu? Diese Fragen bleiben vorerst unbeantwortet.

Klar ist: Bis Ende März müssen die Fördergelder für den nächsten Jahrgang beim Bund beantragt werden – über die Deutsche Sportjugend in Frankfurt, die das Geld ins Saarland weiterleitet. Allerdings müssen schon an diesem Freitag erste Freiwilligenzahlen für das nächste Jahr an das Bundesfamilienministerium übermittelt werden.

Bei der Deutschen Sportjugend beobachtet man aufmerksam, was derzeit in Saarbrücken geschieht. In Frankfurt dürfte man sich vor allem für zwei Fragen interessieren: Wer betreut nach der Kündigung die aktuell 27 Freiwilligen im saarländischen Sport ab April? Und mit wie vielen FSJ-lern plant die Saarländische Sportjugend für 2019/2020?

„Die Deutsche Sportjugend sichert in enger Abstimmung mit dem Bundesfamilienministerium die Qualität des FSJ und nimmt ihre Aufgabe sehr ernst“, sagt Jan Holze, der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend. Er betont: „Es ist der erklärte Wille der Saarländischen Sportjugend und des LSVS, einen Weg zu finden, um den Fortbestand des FSJ zu sichern und die Freiwilligen wie vorgesehen pädagogisch zu begleiten.“

Abgebrochen werden müsste das laufende Dienstjahr wohl auch bei Fehlen einer Betreuungsperson nicht. Denkbar erscheint nach Informationen unserer Zeitung, dass ein anderer Träger für den Übergang einspringt – sollte der LSVS so schnell keine Nachfolge-Regelung finden. Doch: Wie würde es ab Herbst weitergehen, wenn das nächste FSJ beginnt?

Die Saarländische Sportjugend fungiert seit Jahren als Träger des Freiwilligendienstes. Davon profitieren etliche Sportvereine und Verbände, aber auch Schulen, Kommunen und Landkreise – als Einsatzstellen, verteilt über das ganze Land. Die Liste der Vereine reicht vom TV Altenkessel über den FC Homburg oder den LC Rehlingen bis zu den Schwimmfreunden St. Ingbert und dem SV Zweibrücken.

„Man merkt, wenn mal einen Monat kein FSJ-ler im Einsatz ist“, sagt Stephan Schaeidt, der Vorsitzende des ATSV Saarbrücken. Die Freiwilligen helfen in dem Großverein mit 1700 Mitgliedern beim Training mit Kindern und Jugendlichen oder erledigen den Papierkram auf der Geschäftsstelle. Im schlimmsten Fall muss der ATSV über Jahre auf die bewährte Unterstützung verzichten – und mit ihm viele andere.

Sebastian Zenner von der Sportvereinigung Quierschied hat sich über Jahre dafür eingesetzt, dass auch sein Verein eine Einsatzstelle wird. Er sagt: „Seit ich davon erfahren habe, dass auch die für die Betreuung und Koordinierung zuständige Mitarbeiterin des LSVS von der Stellenkürzung betroffen sein wird, mache ich mir große Sorgen über die Zukunft des FSJ in unserem Verein – aber auch im Saarsport.“

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