Fußball-Saarlandpokal Lottner geht auf Distanz zu den Fans

Homburg · FCS verärgert über massives Fehlverhalten beim Pokal in Homburg. Ausschreitungen außerhalb des Stadions. Halbfinale in Jägersburg.

Schiedsrichter Patrick Alt bespricht sich mit den Trainern Jürgen Luginger (l.) und Dirk Lottner (r.). Das Pokal-Viertelfinale wurde mit Verspätung begonnen. Auch während des Spiels wurde Pyrotechnik-gezündet. Nach der Partie schlugen etwa 200 Fans beider Lager aufeinander ein.

Schiedsrichter Patrick Alt bespricht sich mit den Trainern Jürgen Luginger (l.) und Dirk Lottner (r.). Das Pokal-Viertelfinale wurde mit Verspätung begonnen. Auch während des Spiels wurde Pyrotechnik-gezündet. Nach der Partie schlugen etwa 200 Fans beider Lager aufeinander ein.

Foto: Andreas Schlichter

Kein Abklatschen am Zaun, kein kurzes Wort, kein Dank für die Unterstützung. Nur aus der Ferne winkten die Spieler des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken Richtung Fankurve. Sie setzten – auch auf Geheiß ihres Trainers Dirk Lottner – nach dem 2:1 (0:1)-Erfolg im Saarlandpokal-Viertelfinale bei Erzrivale FC Homburg ein Zeichen gegen Aktionen im Saarbrücker Fanblock. „Ich habe der Mannschaft nach dem Spiel gesagt, dass ich mich mit so einem Verhalten nicht identifizieren kann“, sagte Lottner, der zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnte, was außerhalb des Stadions noch alles passieren würde.

Was anfänglich nach einer schönen und farbenfrohen Feier der seit 20 Jahren bestehenden Fanfreundschaft zwischen Saarbrücken und Nancy aussah, artete im Stadion schnell aus. Pyrotechnik im FCS-Block zu Beginn beider Halbzeiten. Über die gesamte Spielzeit immer wieder Böller und Leuchtrakten, die auch Richtung Spielfeld und Heimfans flogen. „Ein bisschen Fackel hochhalten, vielleicht ein bisschen Böller werfen auch noch. Das gehört vielleicht dazu“, sagte Lottner: „Aber permanent Leuchtraketen Richtung Spieler schießen, hat beim Fußball nichts zu suchen. Wir müssen als Verein und Mannschaft da mal ein Zeichen setzen.“

Schon vor dem Spiel hatten FCS-Fans laut Polizei im Saarbrücker und im Homburger Bahnhof Pyrotechnik abgebrannt. Einsatzleiterin Alexandra Besse erklärt, dass vor der Partie im Wald hinter dem Gästefanblock ein Depot entdeckt wurde, in dem etwa 20 pyrotechnische Gegenstände versteckt gewesen seien. Zudem hätten Ordner am Eingang zum FCS-Fanblock bei Einlasskontrollen Pyrotechnik sichergestellt.

Dabei ist der FCS auch im Pokal kein unbeschriebenes Blatt. 2015 stand nach einem Spiel beim FC Wiesbach eine zweijährige Pokalsperre im Raum, die dann zur Bewährung ausgesetzt wurde. „Es schadet einfach dem Verein“, sagte FCS-Kapitän Manuel Zeitz: „Das Spiel stand zwei Mal kurz vorm Abbruch.“ Und es begann aufgrund der Vorfälle elf Minuten später.

Verantwortliche des Deutschen Fußball-Bundes werden die Bilder aus Homburg sehen. Das macht Gespräche über Sicherheitsauflagen im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion für den Fall des Aufstiegs in die 3. Liga nicht einfacher. „Die Leute in den Gremien sind nicht blind. Das Thema wird auftauchen und uns die Argumentation nicht erleichtern“, sagt FCS-Geschäftsführer David Fischer, der als Sicherheitsbeauftragter im Block versucht hatte, dem Unwesen ein Ende zu setzen: „Es war aber kein Zugang zu den handelnden Personen möglich. Gewisse Dinge müssen bestraft werden. Es gibt da von unserer Seite null Toleranz.“

Auch außerhalb des Stadions gab es unschöne Szenen. Unmittelbar nach dem Spiel schlugen etwa 200 Personen aus beiden Fanlagern in der Nähe des Saar-Pfalz-Gymnasiums aufeinander ein. Die Polizei, die viele der Schläger in die Kategorie „Gewalttäter Sport“ einstuft, musste Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen, um sie zu trennen. Laut Einsatzleiterin Besse umstellte die Polizei eine größere Gruppe von FCH-Fans, die „Unterstützung“ von etwa 30 Anhängern von 1899 Hoffenheim hatten. Die FCS-Fans, die laut Polizei „Unterstützung“ aus Frankreich hatten, wurden Richtung Amtsgericht abgedrängt. Eine weitere größere Auseinandersetzung gab es dann in der Stadt. Wie die Polizei erklärt, griffen FCS-Fans eine Gruppe Homburger vor einer Gaststätte an. Laut Augenzeugen flogen Tische und Gläser. Auch bei diesem Vorfall setzten die Einsatzkräfte Pfefferspray ein. Insgesamt seien vier Polizisten verletzt worden – im Einsatz waren mehrere Hundert.

Die Ermittlungen zu allen Vorfällen laufen. Auch beim Verband. „Das ist ein Rückschritt und sehr ärgerlich“, sagte Franz-Josef Schumann, Präsident des Saarländischen Fußballverbandes: „Jetzt muss sich die Verbandsgerichtsbarkeit damit beschäftigen.“

Die Geschichte des Spiels vom Mittwochabend ist schnell erzählt. Der FCS tat sich schwer. Die entscheidende Situation ist datiert auf die 55. Minute: Zeitz und Markus Mendler wurden eingewechselt. Zeitz übernahm das Kommando in der defensiven Schaltzentrale. Und Mendler war nicht zu bremsen. Seinen Eckball nutzte Zeitz zum 1:1 (59.), seine Flanke köpfte Kevin Behrens zum 2:1 ins Tor (63.). Mendler sagte nach seiner Galavorstellung: „Ich bin nach meinen ganzen Verletzungen endlich wieder fit.“ Im Halbfinale geht es für den FCS nun zum Oberligisten FSV Jägersburg. Das ergab die Auslosung gestern Abend.

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