Löw setzt auf Turnier-Erfahrung

München · Jetzt geht's los: Heute bezieht die Nationalelf ihr EM-Quartier in Danzig. Mit einem öffentlichen Training startet Bundestrainer Joachim Löw den Countdown für das Auftaktspiel gegen Portugal. Bei der Titelmission setzt er auf die Spieler von Bayern München.

München. Kurz vor dem EM-Start hat Joachim Löw die Marschroute für die Fußball-Europameisterschaft offen gelegt. Der 52-Jährige geht mit der "talentiertesten Mannschaft" in sein drittes großes Turnier als Bundestrainer, um seinen ersten Titel zu gewinnen - trotzdem wird er in Polen und der Ukraine stark auf den Faktor internationale Erfahrung setzen. Löw vertraut den Spielern vom in der zweiten Saison nacheinander titellosen FC Bayern München und einer Startelf, in der wohl keiner der national dominierenden Borussia aus Dortmund, zwei Mal Meister hintereinander und in diesem Jahr auch noch DFB-Pokalsieger, auftauchen wird. "Die Dortmunder Spieler sind national sehr, sehr stark, sie sind im Kommen. Aber sie sind international noch nicht ganz so erprobt wie die Bayern", erklärte Löw gestern vor der Abreise des EM-Kaders nach Danzig.In der Formation, die sich nach der 2:0-Generalprobe gegen Israel für das erste Gruppenspiel am Samstag gegen Portugal abzeichnet, werden anstelle des BVB-Quartetts Mats Hummels, Mario Götze, Ilkay Gündogan und Marcel Schmelzer wohl ausschließlich Akteure mit Turnier-Erfahrung stehen. "Die EM hat schon noch ein anderes Niveau", begründete Löw: "Wir spielen - bei allem Respekt - nicht gegen Hoffenheim, Nürnberg und so weiter. Wir spielen gegen die Top Zehn der Welt, gegen Spanien, den Welt- und Europameister. Das ist der höchste Level." Für Löw ist die internationale Reputation so bedeutend, dass er wohl das Wagnis eingehen wird, in seiner Wunschelf auf lange verletzte Stammkräfte wie Stürmer Miroslav Klose (sechstes Turnier) und Abwehrchef Per Mertesacker (viertes Turnier) zu setzen, auch wenn er die Eindrücke der letzten Trainingstage abwarten will. Das gilt besonders bei Bastian Schweinsteiger (fünftes Turnier). Der Mittelfeldspieler erhielt nach einer Wadenblessur von den Ärzten grünes Licht für den Einstieg ins Mannschaftstraining, aber die Turnier-Fitness hat er damit noch nicht. "Er ist schmerzfrei", berichtete Löw. Die Skepsis bleibt: "Wir müssen sehen, wie sich das alles entwickelt."

Heute, nach dem Flug von Frankfurt nach Danzig, soll Schweinsteiger beim öffentlichen Training vor 10 000 erwarteten Zuschauern im Legia-Stadion erstmals in der Vorbereitung mit der Mannschaft trainieren. Ob Schweinsteiger gegen Portugal oder erst später im Turnier die Mannschaft auf dem Platz anführen wird, will Löw kurzfristig entscheiden.

Am Wochenende durften die 23 Spieler noch einmal durchpusten, mussten aber auch individuelle Trainingspläne mit bis zu drei Übungseinheiten erfüllen. Abwehrspieler Jérome Boateng nutzte den Kurzurlaub in Berlin zur Vorstellung des Familienbuchs "Die Brüder Boateng". "Nächste Woche geht es richtig los", sagte der Innenverteidiger, der rechts in der Viererkette aushelfen muss. Die Spieler fiebern vor dem Einzug ins Mannschaftshotel "Dwór Oliwski" dem EM-Start entgegen. "Wir sind heiß, wir wollen endlich gegen Portugal spielen. Da wird einiges los sein", sagte der Leverkusener Stürmer André Schürrle.

Bis zum Finale am 1. Juli in Kiew hat der DFB sein Quartier durchgebucht. Schließlich ist alles auf den Turniersieg ausgerichtet. "Man sollte nicht ständig vom Titelgewinn sprechen. Manche Nationen haben 50 Jahre gewartet - wie die Spanier", mahnte jedoch Löw.

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