Bayern-Spieler sind raus Ausmarsch für Müller, Boateng und Hummels

München/Köln · Bundestrainer Löw verzichtet in der Nationalelf auf verdiente Bayern-Platzhirsche und macht den Weg frei für neue Generation.

 Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels (von links), allesamt Weltmeister von 2014, werden künftig nicht mehr im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu sehen sein.

Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels (von links), allesamt Weltmeister von 2014, werden künftig nicht mehr im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu sehen sein.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Joachim Löw ließ die Bombe nach seiner wohl heikelsten Dienstreise platzen. Der Bundestrainer beschleunigt seinen Umbruch nach dem WM-Desaster von 2018 ohne Rücksicht auf Namen und Titel: Er plant die Fußball-Nationalmannschaft der Zukunft ohne die Weltmeister-Helden Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng – allesamt seit fast zehn Jahren unersetzliche Stützen jener Elf, die 2014 in einer magischen Nacht von Rio de Janeiro ihre Krönung erlebte.

Nun soll die unbelastete Jugend um Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Julian Brandt und Kai Havertz ihre Chance bekommen, selbst Geschichte zu schreiben. Die für das „alte“ Trio so bittere Nachricht, Löws härteste Entscheidung seiner fast 13-jährigen Amtszeit, überbrachte der Bundestrainer am Dienstag in München persönlich. Sie ist ein radikaler Schnitt und der Bruch mit einer ganzen Generation.

„2019 ist für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Jahr des Neubeginns“, sagte Löw zur Erklärung. Er dankte den drei Bayern-Weltmeistern mit ihrer Erfahrung aus insgesamt 246 Länderspielen (44 Tore) „für viele erfolgreiche, außergewöhnliche und einmalige gemeinsame Jahre“. Eine Hintertür ließ er wie bei Sami Khedira (Juventus Turin) nicht offen. Es ist Tatsache – Thomas Müller, 29, Mats Hummels und Jerome Boateng, beide 30, sind raus. „Wir wollen der Mannschaft ein neues Gesicht geben“, sagte Löw, der dem Trio zwar noch Weltklasse bescheinigte, aber: keine große Zukunft mehr. „Die jungen Nationalspieler erhalten den Raum zur vollen Entfaltung“, sagte Löw.

Der Länderspielauftakt gegen Serbien in Wolfsburg am 20. März soll das Aufbruchssignal in eine neue Ära werden. Löw kehrt damit von einer Haltung ab, die ihm häufig vorgeworfen wurde: Vielen verdienten Spielern wie Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger oder Mesut Özil, so die Kritik, sei er entgegen sportlicher Kriterien in Nibelungentreue verbunden gewesen. Das WM-Debakel ließ ihm nun keine andere Wahl. DFB-Präsident Reinhard Grindel bestärkte Löw: „Der Beginn der Qualifikation für die EM 2020 ist genau der richtige Zeitpunkt für personelle Veränderungen.“ Auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff gab Löw Rückendeckung: „Wir wollen konsequent den Neubeginn im Kader sichtbar machen.“

Boateng reagierte „traurig über diese Nachricht, weil es für mich immer das Allergrößte war, mein Land zu repräsentieren. Dennoch respektiere ich den neuen Kurs und habe Verständnis für die Entscheidung des Bundestrainers. Ich hätte mir natürlich einen anderen Abschied für uns gewünscht“, sagte Boateng.

 Fußball-Bundestrainer Joachim Löw

Fußball-Bundestrainer Joachim Löw

Foto: dpa/Patrick Seeger

Der Umbruch könnte weitere Umwälzungen nach sich ziehen: Toni Kroos ist bei Real Madrid nicht mehr unumstritten, Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona rüttelt am Thron von Manuel Neuer. In der Innenverteidigung werden verstärkt Niklas Süle, Antonio Rüdiger und Thilo Kehrer in die Verantwortung rücken, auch Jonathan Tah steht bereit. In der Offensive warten Leroy Sané und Timo Werner.

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