Löcher im Dopingtest-System

Mannheim. Der spektakuläre Betrugsversuch von Kontrolleuren bei Doping-Tests im Frauen-Handball hat Löcher im System offenbart und zahlreiche Fragen aufgeworfen

Mannheim. Der spektakuläre Betrugsversuch von Kontrolleuren bei Doping-Tests im Frauen-Handball hat Löcher im System offenbart und zahlreiche Fragen aufgeworfen. "Hier geht es um reinen Betrug, mit Doping hat das aber nichts zu tun", bestätigte der Mannheimer Oberstaatsanwalt Jochen Seiler die Ermittlungen gegen zwei Mitarbeiter der Mannheimer Firma Serco Control wegen Betrugs und Urkundenfälschung. Sie sollen bei zwei Spielen beauftragte Proben mit eigenem Urin gefüllt und jeweils 434 Euro abgerechnet haben. Die Firma war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Vorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur, Armin Baumert, hat jegliche Verantwortung der Nada in dem Fall abgelehnt. Baumert appellierte zugleich an die deutschen Sportverbände, sich unabhängigen Kontroll-Instanzen zu unterwerfen. Die Nada arbeitet seit ihrer Gründung mit der unabhängigen Firma PWC GmbH zusammen, der DHB beauftragte mit den Kontrollen in der Frauen-Bundesliga aber Serco. "Natürlich bietet der freie Markt solche Möglichkeiten der Manipulation, im Einzelfall wird das kaum zu verhindern sein", erklärte Baumert. Der DHB fordert von Serco nun 6000 Euro Regress. Das bestätigte Heinz Winden, der Vizepräsident Recht und Antidopingbeauftragte des Verbandes. Der Verband will die ihm entstandenen Kosten für Reisen, Honorare, Proben und DNA-Analysen zurück. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls hatte der DHB am 29. Januar die zuständigen Gremien des Weltverbandes, des europäischen Verbandes, die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada und die Nada schriftlich über den Sachverhalt informiert. Betroffen vom Betrugsfall sollen das Frauen-Pokalspiel FSV Mainz gegen DJK/MJC Trier am 9. Januar sowie die Zweitliga-Partie TuS Metzingen gegen die HSG Bad Wildungen (12. Dezember 2009) sein. Die betroffenen Mitarbeiter sollten im DHB-Auftrag die Proben nehmen. "Der Vorwurf lautet, dass die beiden nie zu den Spielen gefahren sind und die Proben niemals abgenommen haben", sagte Oberstaatsanwalt Seiler. Stattdessen soll eine Mitarbeiterin selbst acht Proben auf der heimischen Toilette abgefüllt und an das Kölner Institut für Biochemie geschickt haben. Die Frau soll außerdem die Unterschriften der Spielerinnen gefälscht haben.Nach dem 30:18-Sieg der Trierer Miezen gegen Mainz hätten die damaligen Spielerinnen Nadja Nadgornaja (Foto: Imago) und Steffi Egger zur Kontrolle antreten müssen. "Die erste Sorge von mir war, dass ich eventuell, wenn das nicht alles aufgeklärt werden würde, gesperrt werde", erklärte Nadgornaja. dpa

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