Der verflixte letzte Durchgang. Loch vermasselt sein historisches Gold im letzten Durchgang

Pyeongchang · Der deutsche Rodler hatte den Sieg so gut wie sicher. Doch nach einem schweren Fehler im letzten Lauf wurde er nur Fünfter. Dafür holte Johannes Ludwig Bronze.

Felix Loch saß fassungslos auf seinem Schlitten, sein Vater Norbert beugte sich hinab und nahm ihn tröstend in den Arm. Mit einem nicht für möglich gehaltenen Fehler im vierten und letzten Lauf hatte der zweimalige Rodel-Olympiasieger im Einzel gerade den sicher geglaubten Hattrick verspielt – sein grober Patzer in der berüchtigten Kurve neun war zu viel. Während Loch als Fünfter mit den Tränen kämpfte, freute sich Johannes Ludwig über Bronze.

„Es ist unglaublich bitter“, sagte der deprimierte Loch, „ich hatte hier drei super Läufe und einen Scheißlauf. So ist das im Sport.“ Anschließend ließ er sich von IOC-Präsident Thomas Bach trösten. „Das Gespräch war sehr emotional. Er wollte mich aufmuntern, er weiß wie weh so eine saftige Niederlage tut“, sagte Loch.

Sein Absturz verhalf Ludwig zum dritten Rang. „Das hätte ich echt nicht gedacht, ich bin sprachlos“, sagte er – ergänzte dann aber redselig: „Es war ein Wechselbad der Gefühle. Natürlich tut es mir leid für Felix, aber er hat so viel erreicht in seinem Rodelleben. Vielleicht freut er sich auch für mich.“ Andi Langenhan beendete seine letzten Winterspiele auf dem enttäuschenden zehnten Rang.

Dabei hatte sich Loch in den drei Läufen zuvor noch wild entschlossen und nervenstark präsentiert. Der Hattrick nach Einzel-Gold 2010 und 2014 schien sicher, als er zum letzten Mal in die Rinne ging. Dreimal Einzel-Gold, das war vor ihm nur seinem Mentor Georg Hackl gelungen. „Der Felix hat das Gold heute hergeschenkt. Er hätte den Lauf nur sauber runterbringen müssen, aber so ist halt der Sport“, sagte Vater und Bundestrainer Norbert Loch.

Auch sein Mentor Georg Hackl, der dreimal Einer-Gold in Serie gewann, konnte es nicht fassen. „Ich war mir absolut sicher, dass er das macht, dass er es runterbringt“, sagte Hackl, „aber Fehler können jedem passieren. Die Kurve neun ist auf dieser Bahn der Scharfrichter.“ Über Ludwig (Oberhof) sagte er: „Mich freut es wahnsinnig für ihn, das ist ihm sehr zu gönnen. Danke, dass er für uns die Medaille geholt hat.“

Mit vier Goldmedaillen – Loch gewann 2014 auch mit der Teamstaffel – wäre Loch erfolgreichster Olympia-Rodler geworden. Doch Gold ging nach seinem Fehler sensationell an den Österreicher David Gleirscher, der sich vor Chris Mazdzer (USA) durchsetzte.

In der Frauenkonkurrenz geht Olympiasiegerin Natalie Geisenberger heute mit einigem Respekt in das wohl letzte große Duell mit Weltmeisterin Tatjana Hüfner. „Das Training war ganz gut, ich bin gut aufgestellt, aber ich weiß eben, wie schnell auf dieser Bahn ein kleiner Fehler zum großen Verhängnis werden kann", sagte Geisenberger: Zum wohl letzten Mal kämpfen die 30-Jährige und die 34-jährige Hüfner gegeneinander um olympisches Gold. 2010 in Vancouver gewann Hüfner, Geisenberger wurde Dritte, 2014 in Sotschi siegte die Bayerin vor ihrer Dauerrivalin. Dritte Deutsche ist Dajana Eitberger (Ilmenau), auch sie hat Medaillen-Ambitionen.

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