Radsport Lisa Klein setzt sich neue Ziele

Saarbrücken · Die Radfahrerin aus Lauterbach startet bei der Straßen-WM in Norwegen bei zwei Rennen.

 „Meine Zeit wird noch kommen“: Lisa Klein musste 2016 bei Olympia zuschauen. Im Jahr danach startete sie auf der Straße durch.

„Meine Zeit wird noch kommen“: Lisa Klein musste 2016 bei Olympia zuschauen. Im Jahr danach startete sie auf der Straße durch.

Foto: rup

Man könnte mit ihr über das Wetter reden. Vor einem Jahr startete Lisa Klein bei der Straßenrad-WM in Doha. In der Wüste, bei 35 Grad. Diesmal verschafft der Radsport-Weltverband UCI den Athleten etwas Abkühlung. Die Stadt Bergen in Norwegen wird ab Sonntag zum Schauplatz der internationalen Wettkämpfe, eine Woche lang. Um 13 Uhr beginnt das Mannschafts-Zeitfahren der Frauen, später sind die Männer dran (15.35 Uhr/beides Eurosport). Vorausgesagt sind 15 Grad, kein Regen. „Die Temperatur liegt mir“, sagt Klein. Die 21-Jährige gehört bei dieser WM erneut zum Kader des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Sie wird morgen am Start sein, am nächsten Samstag dann beim Straßenrennen.

Womit man bei Spannenderem als der Witterung wäre. Denn: Lisa Klein hält sich nicht mit Smalltalk auf. Es gibt in ihrem Alter wenige Sportler, die so offen und klar über ihre Ziele sprechen wie sie. Und das nicht erst seit gestern. Jörg Aumann, der Präsident des Saarländischen Radfahrer-Bundes, erzählt gerne von dieser Radtour. Klein war damals zwölf Jahre alt. Sie wolle Profi werden, irgendwann bei Olympia fahren, sagte das Mädchen aus Völklingen-Lauterbach beim Essen. Alle am Tisch lachten. Klein nicht.

2016 durfte sie zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro. Als Ersatzfahrerin für die Bahn. Klein blieb Zuschauerin. Und haderte über Monate mit ihrer Rolle.

In dieser Saison konzentrierte sich das Talent voll auf die Straße. Seit 2015 fährt Klein als Profi für das Team Cervélo Bigla. Nun überraschte sie alle – auch sich selbst. „Ich wusste nicht, was auf der Straße möglich ist“, sagt sie. Im Juni gewann Klein die deutsche Straßen-Meisterschaft, später holte sie bei der U23-EM die Bronze-Medaille im Zeitfahren. Auch im Team war sie erfolgreich: Zuletzt entschied sie beim Giro Toscana den Prolog über 2,2 Kilometer für sich. „Das habe ich mir in den Kopf gesetzt und geschafft“, berichtet Klein.

Nach der WM wechselt sie zum Team Canyon-Sram. In Bergen gehört die Mannschaft von Trixi Worrack beim Zeitfahren noch einmal zur Konkurrenz. 2016 in Doha erreichte Klein mit Cervélo Bigla den dritten Platz hinter ihrem zukünftigen Team. „Letztes Jahr war es für mich nicht einfach, da war ich das schwächste Glied in der Kette“, gibt sie zu. Das hat sich geändert.

Zeit für neue Ziele: „Bisher war ich oft Helferin, und mit dieser Rolle habe ich mich in dieser Saison gut identifiziert“, erklärt sie. Ein Lernprozess, nachdem sie als Juniorin nur für sich gefahren war, auf Sieg. Sie habe lernen müssen, sich vor der Ziellinie zu hundert Prozent für ihre Kollegen zu verausgaben, sagt Klein. Nun peilt sie langsam die Position an, dass andere sie unterstützen. Ein Grund für ihren Team-Wechsel.

Doch zuerst kommt die WM. Das Mannschafts-Zeitfahren sei die Hölle, aber eine gute Vorbereitung für das Straßenrennen, findet Klein. Dazwischen liegt eine Woche zum Regenerieren. Im Einzelzeitfahren fehlt sie, hier gehen Worrack und Lisa Brennauer an den Start. „Sie waren eindeutig stärker als ich“, sagt die Saarländerin: „Meine Zeit wird noch kommen.“

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