Tennis Das letzte Finale im alten Modus

Lille · Davis-Cup-Titelduell Frankreich gegen Kroatien in Lille markiert Ende einer Ära.

 Im Vorjahr jubelten die Franzosen um Kapitän Yannick Noah (Mitte), jetzt wollen sie in Lille gegen Kroatien den Davis-Cup-Titel verteidigen.

Im Vorjahr jubelten die Franzosen um Kapitän Yannick Noah (Mitte), jetzt wollen sie in Lille gegen Kroatien den Davis-Cup-Titel verteidigen.

Foto: AP/Christophe Ena

Für den Schlussakkord am Ende einer großen Tennis-Ära schmeißt sich der Davis Cup noch einmal in sein Festtags-Gewand. Wenn ab dem heutigen Freitag Titelverteidiger Frankreich und Kroatien in Lille um den Titel spielen, beinhaltet das Duell alle Zutaten, die den traditionsreichen Nationenwettbewerb einst bei Spielern wie Fans so beliebt gemacht haben.

Das letzte Finale im alten Modus verspricht ein großes Spektakel. Schließlich dürfte die Atmosphäre in der umfunktionierten Fußball-Arena im Norden Frankreichs ähnlich imposant werden wie im Vorjahr. Damals hatten die Gastgeber dort Belgien in einem dramatischen Endspiel mit 3:2 niedergerungen. Auch diesmal dürfen die Franzosen mit lautstarker Unterstützung der bis zu 27 000 Fans rechnen. Im Gegenzug gibt es für die Anhänger womöglich die letzten Fünfsatzkrimis der Davis-Cup-Geschichte zu sehen.

Denn der Kampf um die in Tennis-Kreisen liebevoll als „hässlichste Salatschüssel der Welt“ verspottete Trophäe wird ab 2019 kaum wiederzuerkennen sein. Im September hatte der Weltverband ITF eine radikale und umstrittene Reform verabschiedet. Anstelle von vier über das Kalenderjahr verteilten Runden wird es Ende November 2019 in Madrid erstmals ein Finalturnier für 18 Mannschaften geben. Termin und Modus des neuen Davis Cups hatten jedoch heftige Kritik hervorgerufen. Etliche Topspieler wie auch Deutschlands frischgebackener ATP-Weltmeister Alexander Zverev haben ihre Teilnahme bereits kategorisch ausgeschlossen.

Die gerade auch von den Spielern intensiv geführten Diskussionen um die Zukunft des 118 Jahre alten Wettbewerbs treten beim Duell auf dem roten Sand in Lille in den Hintergrund. Zu groß ist schließlich der Reiz dieses Titels, den jeder Topspieler in seiner Karriere einmal gewinnen will. Zumal die Franzosen ihrem langjährigen Kapitän Yannick Noah, der im nächsten Jahr sein Amt an Amélie Mauresmo übergibt, in Form von dessen viertem Titelgewinn gerne ein besonderes Abschiedsgeschenk machen würden.

Beinahe unterzugehen droht bei so viel Abschiedsschmerz, dass das Duell sportlich äußerst reizvoll sein wird. Kroatien kommt mit seinen beiden Topspielern Marin Cilic und Borna Coric und ist leicht favorisiert. Frankreich muss dagegen auf seinen Spitzenspieler Richard Gasquet verzichten, verfügt jedoch mit Nicolas Mahut und Pierre-Hugues Herbert über ein Weltklasse-Doppel und hat zudem den Heimvorteil in Lille.

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