Letzte Warnung schockt Fanvertreter

Berlin. Auch beim dritten Sicherheitsgipfel binnen 27 Monaten hat sich der deutsche Fußball nicht zu weitreichenden Schritten gegen das Gewaltproblem durchgerungen. Mit einem kleinen Maßnahmenpaket und einem Verhaltenskodex der Clubs sollen Pyrotechnik und Ausschreitungen in den Stadien bekämpft werden

Berlin. Auch beim dritten Sicherheitsgipfel binnen 27 Monaten hat sich der deutsche Fußball nicht zu weitreichenden Schritten gegen das Gewaltproblem durchgerungen. Mit einem kleinen Maßnahmenpaket und einem Verhaltenskodex der Clubs sollen Pyrotechnik und Ausschreitungen in den Stadien bekämpft werden. In Berlin einigten sich gestern 53 Profi-Clubs - Zweitligist Union Berlin boykottierte die Veranstaltung - auf Einladung von Deutschem Fußball-Bund (DFB) und Deutscher Fußball-Liga (DFL) darauf, die maximale Dauer von Stadionverboten von drei auf bis zu zehn Jahre zu verlängern. Das Nein zum Abbrennen von bengalischen Feuern wurde bekräftigt, ein von Politikern gefordertes Stehplatzverbot abgelehnt.DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sprach von einer geschlossenen Front gegen Gewalt und einer Null-Toleranz-Politik gegenüber Krawallmachern. "Ich bin sehr dankbar, dass ein Verhaltenskodex unterzeichnet wurde, in dem klargemacht wurde: keine Gewalt, keine Pyrotechnik, klare Grenzen mit klaren Sanktionen", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU): "Fankultur und Gewalt schließen sich aus. Das sehen 99,5 Prozent der Fans dieses Landes so." Er drohte mit Konsequenzen, sollte es erneut zu Vorfällen kommen. Unter anderem könnte Videotechnik zur Überwachung der Fans flächendeckend zum Einsatz kommen. "Keine Gewalt, keine Pyrotechnik. Klare Grenzen, klare Sanktionen", umriss Friedrich die gemeinsame Vorgehensweise von Politik und Verbänden.

Die groß angekündigte Konferenz dauerte nicht einmal so lange wie ein Fußballspiel. Keine 90 Minuten tagten die Vertreter. Abgesandte von Fan-Organisationen waren nicht geladen - anders als in der "Task Force Sicherheit", die vorab Empfehlungen für den Gipfel erarbeitet hatte. So tagten die Anhänger wenige hundert Meter entfernt. Sie zeigten sich besonders über die verschärften Stadionverbote entsetzt. "Da verschlägt es einem die Sprache. Das sieht danach aus, dass die Repressalien erhöht werden", fürchtete René Lau von der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte: "Meines Erachtens ist der Gipfel für die Fans eine Katastrophe." Als "Schlag ins Gesicht" bezeichnete Jakob Falk von der Organisation Pro Fans die Anhebung der Stadionverbotsdauer. Damit hebt der DFB die Liberalisierung von 2007 wieder auf. "Wenn das durchgesetzt wird, ist der Dialog gescheitert", sagte Falks Kollege Philipp Markhardt, der die Sanktionen einen "Kardinalfehler" nannte.

Von einer "Akklamations-Veranstaltung" sprach Union Berlin. Der Verhaltenskodex sei den Clubs erst am Montag zugesandt worden, sagte Vereinssprecher Christian Arbeit: "Bevor solch ein Kodex verabschiedet werden kann, sollten sich die Vereine zunächst auf einen Konsens einigen können." dapd/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort