Sorgen bei der Nationalmannschaft Löw muss Leno und Gnabry nachnominieren

Berlin · Bald wird es eng: Die Verletzungen von Goretzka und Trapp bedeuten schon die Ausfälle Nummer sechs und sieben.

 Ins Hotel der Nationalmanschaft checkte Torwart Kevin Trapp noch ein. Danach musste der Saarländer aber wegen eines verhärteten Oberschenkels für die Spiele gegen die Niederlande und Frankreich absagen.

Ins Hotel der Nationalmanschaft checkte Torwart Kevin Trapp noch ein. Danach musste der Saarländer aber wegen eines verhärteten Oberschenkels für die Spiele gegen die Niederlande und Frankreich absagen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Joachim Löw schlendert mit tief in den Taschen vergrabenen Händen über den Trainingsplatz. Mit sorgenvoller Miene verfolgt er die Übungen seiner Stars. Der größte Wunsch des nachdenklich wirkenden Bundestrainers: bloß keine weiteren Verletzten. Vor dem Prestigeduell in der Nations League beim Erzrivalen Niederlande muss Löw genug improvisieren. Angeführt von Marco Reus und Ilkay Gündogan haben dem 58-Jährigen gleich sieben fest eingeplante Spieler für die wegweisende Begegnung an diesem Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Amsterdam abgesagt.

„Es ist immer eine große Herausforderung, wenn mehrere Spieler absagen“, sagte Löw-Assistent Marcus Sorg gestern. Sorg brach gleichzeitig eine Lanze für die fehlenden Profis. Er sei „hundertprozentig davon überzeugt, dass alle Beteiligten seriös mit der Situation umgehen und keiner frühzeitig die Segel streicht“. Nach den vielen Ausfällen waren Mutmaßungen aufgekommen, dass sich einige nur leicht angeschlagene Spieler wegen der hohen Belastung in den vergangenen Wochen eine Auszeit genommen haben könnten.

Nach dem öffentlichen Training mit Volksfeststimmung vor 5000 Fans in Berlin ereilten Löw die nächsten schlechten Nachrichten. Nach Reus, Gündogan, Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Nils Petersen mussten auch Leon Goretzka und Torhüter Kevin Trapp passen. Den saarländischen Schlussmann von Eintracht Frankfurt plagt eine Muskelverhärtung im Oberschenkel. „Auf dem Weg zur Nationalmannschaft“, hatte er am Dienstag noch ein Foto aus dem Flieger auf Instagram betitelt. Trapp musste beim öffentlichen Training dann aber im Hotel bleiben. Gemeinsam mit dem DFB-Trainerstab wurde entschieden, dass er nicht spielen kann. Mit der spontanen Nachnominierung von Serge Gnabry (FC Bayern) und Torwart Bernd Leno (FC Arsenal) reagierte Löw auf die rekordverdächtige Absagenflut. Zuvor hatte er bereits Emre Can (FC Liverpool) nachträglich dazugeholt.

„Wir haben genug Möglichkeiten, um uns einzustellen und vorzubereiten“, sagte Löw. Dennoch ist er einiger Optionen beraubt. Timo Werner, der zuletzt das deutsche Spiel auf der linken Seite belebte, muss wohl wieder in den Sturm rücken. Im zentralen Mittelfeld schmerzen die Ausfälle der zuletzt formstarken Reus und Gündogan.

Immerhin meldete sich Jérôme Boateng nach seiner Erkrankung wieder fit und absolvierte die intensive Trainingseinheit gestern komplett.

Die Vorzeichen könnten dennoch besser sein. Zumal die Niederländer nach der verpassten EM 2016 und WM 2018 ebenso wie die DFB-Auswahl nach dem WM-Debakel in Russland unter Zugzwang stehen. Ein Abstieg aus der Division A der Nations League würde für beide Mannschaften einen erheblichen Imageverlust bedeuten und die Kritiker erneut auf den Plan rufen.

„Wir sind gewarnt“, versicherte Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff auch mit Blick auf das Spiel bei Weltmeister Frankreich am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) in St. Denis. Man wolle nicht absteigen, sondern seine Position behaupten und als Mannschaft weiter Richtung EM 2020 wachsen, sagte Bierhoff.

Dass neben den Verletzungssorgen auch der in der DFB-Auswahl dominierende Bayern-Block wegen der Krise im Verein geschwächt ist, vergrößert die Sorgen. Sorg ließ keinen Zweifel daran, dass man dennoch auch in Amsterdam und St. Denis auf die angeschlagenen Bayern setzen wird: „Es ist wichtig, dass man so eine Achse hat. Wir brauchen Spieler mit Erfahrung.“

Schiedsrichter am Samstag in Amsterdam ist der Türke Cüneyt Cakir, gab die Uefa gestern bekannt.

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