Champions League Leipzig kriegt was auf die Ohren

Istanbul/Leipzig · Der deutsche Vizemeister geht in der Akustik-Hölle von Istanbul in die Knie und verliert 0:2 bei Besiktas.

 Nationalstürmer Timo Werner vertrug die Geräuschkulisse im Stadion von Besiktas nicht, bekam Probleme mit den Ohren und musste sogar wegen Kreislaufproblemen ausgewechselt werden.

Nationalstürmer Timo Werner vertrug die Geräuschkulisse im Stadion von Besiktas nicht, bekam Probleme mit den Ohren und musste sogar wegen Kreislaufproblemen ausgewechselt werden.

Foto: dpa/Jan Woitas

() Timo Werner wollte nach seinem Schwindelanfall in Leipzig direkt zum Arzt, Naby Keita musste sich ungewohnte Kritik gefallen lassen: Die Helden des Leipziger Fußball-Märchens wirkten nach dem 0:2 (0:2)-Rückschlag zur Auswärts-Premiere in der Champions League bei Besiktas Istanbul angeschlagen wie selten zuvor. Das Achtelfinale ist nach den ersten beiden Spieltagen erst einmal in weite Ferne gerückt.

„Timo hatte Kreislauf- und Atemprobleme“, erläuterte Trainer Ralph Hasenhüttl die Auswechselung des Nationalspielers (32.). Der 21-Jährige kämpfte zwischendurch vergeblich mit Ohrenstöpsel gegen den Höllenlärm an. Eine ärztliche Untersuchung soll Aufschluss geben, ob der Nationalspieler nach den vielen Einsätzen nicht auch unter Überanstrengung litt. Werner ist einer der wenigen Spieler beim Vizemeister, die zuletzt nicht aus der Mannschaft rotiert wurden. Dazu kamen die Belastungen in der Nationalmannschaft. Vor der Partie in Istanbul hatte Hasenhüttl über seinen Torjäger noch gesagt: „Pausen gibt es momentan für ihn nicht. Er macht aber auch nicht den Eindruck, dass er welche bräuchte.“

Überfordert war jedenfalls Mittelfeldmotor Keita, der in Istanbul wegen seiner robusten Art vor einem erneuten Platzverweis stand, ehe ihn Hasenhüttl vom Feld holte (59.). „Naby war heute nicht gut. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn nicht zu bringen“, gestand der Trainer ein. Der zuvor angeschlagene Spieler aus Guinea sitzt bereits in der Bundesliga eine Rotsperre ab.

Für Hasenhüttl war aber auch der Höllenlärm im Stadion ein Grund für die Niederlage. „Wir waren von der Atmosphäre überrascht und konnten nicht dagegenhalten“, sagte der Trainer über das Stadion mit der weltweit lautesten Fanschar. „Man spielt nicht jedes Wochenende vor so einer Kulisse, bei der man auf fünf Metern nichts mehr hört. Die Kommunikation auf dem Platz funktionierte nicht“, klagte Defensivspieler Stefan Ilsanker.

Nach der Pleite gegen die abge­zockten Türken droht RB nach Jahren des sportlichen Aufstiegs erstmals eine längere Stagnation. In der Liga gehören die Sachsen schon nicht mehr zu den absoluten Top-Teams, auch in der Königsklasse wird ein Weiterkommen schwierig. „Wir wollten nach zwei Spielen mehr Punkte haben, aber es ist noch alles offen“, ordnete Torwart Peter Gulasci die Niederlage ein. In den nächsten zwei Spielen muss sich der Neuling gegen den FC Porto cleverer anstellen, sonst ist die Premieren-Saison in der Königsklasse frühzeitig beendet.

Auch wenn der Vizemeister in der zweiten Halbzeit zu mehr Spielanteilen kam, hatten einige RB-Profis auf dem hohen Niveau Anpassungsprobleme. Abwehrspieler wie Kapitän Willi Orban und Lukas Klostermann müssen sich steigern. Im Angriff wurde deutlich, dass die Torgefahr abnimmt, wenn Werner das Feld verlässt. Passend zur Leipziger Misere war in der 59. Minute im Stadion wegen eines Flutlichtausfalls auch noch das Licht erloschen. Kurz zuvor hatten die Gäste die Aufholjagd gestartet. Nach der zehnminütigen Unterbrechung war Istanbul wieder auf der Höhe. „Die Pause hat dem Gegner geholfen“, urteilte Hasenhüttl.

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