Lehrjahre an der Weser

Bremen · Vor gut einem Jahr wechselte Fußballer Johannes Wurtz vom 1. FC Saarbrücken zum SV Werder Bremen. Über gute Leistungen in Bremens zweiter Mannschaft hat er sich ins Blickfeld bei den Erstliga-Profis gespielt.

 Fußball-Profi Johannes Wurtz im Stadion des SV Werder Bremen. Der gebürtige Neunkircher gab Ende der vergangenen Saison sein Bundesliga-Debüt für Werder. Foto: Andreas Schlichter

Fußball-Profi Johannes Wurtz im Stadion des SV Werder Bremen. Der gebürtige Neunkircher gab Ende der vergangenen Saison sein Bundesliga-Debüt für Werder. Foto: Andreas Schlichter

Foto: Andreas Schlichter

"Moin moin", begrüßt uns Johannes Wurtz ganz norddeutsch, doch dann kann der Stürmer des SV Werder Bremen seine saarländische Herkunft nicht länger verstecken: "Ihr habt nicht zufällig Schwenker und Lyoner mitgebracht? Das gibt es hier nämlich nicht." Wurtz zeigt uns seine neue Heimat. Er bewohnt zehn Minuten vom Weserstadion entfernt eine 80 Quadratmeter-Wohnung. "800 Euro - ein guter Preis für Bremer Verhältnisse", sagt er und lacht.

"Jojo" ist erwachsen geworden. Nicht nur, weil der Rücken breiter und die Arme muskulöser sind als vor seinem Wechsel vom Drittligisten 1. FC Saarbrücken zum Erstligisten an die Weser. "Aber mit dem Kochen klappt es immer noch nicht so gut - ich gehe schon oft essen", erzählt der 21 Jahre alte gebürtige Neunkircher, "meine Eltern kommen oft zu Besuch. Auch meine Freundin, die derzeit in Mainz studiert".

Wir fahren in die Innenstadt. Wurtz zeigt uns das Haus von Werder-Kapitän Clemens Fritz, das versteckt hinter Bäumen liegt, schwärmt von der Lebensqualität der Hansestadt. "Gerade im Sommer ist es eine Stadt am Wasser. Ich habe viele nette Leute kennen gelernt, und Hochdeutsch habe ich auch schon drauf", sagt Wurtz mit einem Augenzwinkern, "die Stadtmusikanten und das Rathaus sind halt Touristenmagneten. Die ,Schlachte' ist so etwas wie bei uns der St. Johanner Markt in Saarbrücken. Da kann man es aushalten".

Sportlich ist das erste Jahr in grün-weiß für den Saarländer nahezu optimal verlaufen. "Nach zehn Tagen Vorbereitung mit der U 23 konnte ich sofort bei den Profis mittrainieren. In Testspielen durfte ich sogar spielen. Der erste Höhepunkt war der Liga-total-Cup gegen Borussia Dortmund. Da hab ich einen Elfmeter verwandelt." Bremen siegte im Finale mit 8:7. In der Saison traf Wurtz regelmäßig für die Bremer Regionalliga-Elf (15 Mal in 26 Spielen) und spielte fünf Mal für die deutsche U 20-Nationalmannschaft. Im engen Saisonfinale der Bundesliga wurde er zwei Mal eingewechselt - Wurtz bereitete ein Tor vor und trug seinen Teil am Klassenverbleib bei. "Hier wäre beim Abstieg eine Welt zusammengebrochen. Die ganze Stadt ist grün-weiß. Alle waren enorm angespannt", sagt Wurtz, der von Werders Trainer-Legende Thomas Schaf nach Bremen geholt worden war, "es war eine tolle Erfahrung, unter ihm zu arbeiten. Ich habe versucht, so viel wie möglich mitzunehmen".

Jetzt ist Robin Dutt der neue Chef. "Es weht ein anderer Wind. Er arbeitet viel im taktischen Bereich. Das ist sehr interessant." In den ersten beiden Trainingslagern auf Norderney und in Österreich war Wurtz dabei, beim dritten in Thüringen verkleinerte Dutt die Trainingsgruppe. Darum sieht Wurtz dem "Heimspiel" im DFB-Pokal beim FCS skeptisch entgegen. "Es wird natürlich schwer, in den 18er-Kader zu rutschen", sagt der Ex-Saarbrücker, "schließlich spiele ich für Werder Bremen, da ist eine ganz andere Konkurrenz".

Wurtz ist zuversichtlich, dass zu seinen bislang 28 Bundesliga-Minuten noch viele dazu kommen. Schließlich hat der Verein den Vertrag im Sommer bis 2016 verlängert. "Der Trainer hat gesagt, dass er vollkommen zufrieden mit mir ist und dass ich absolut Bundesliga-Potenzial besitze. Jetzt liegt es an mir, das auch zu nutzen."

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Auf Einen BlickDie Verletztenliste beim 1. FC Saarbrücken wird immer länger. Jetzt droht Freddy Ehrmann eine längere Pause. Er wurde am Samstag beim 3:1 der Oberliga-Elf des FCS beim SV Roßbach mit Verdacht auf Meniskusriss ausgewechselt.Gestern standen zwei Einheiten auf dem Trainingsplan von FCS-Trainer Jürgen Luginger. Nach der knapp einstündigen Vormittags-Einheit führte Luginger ein langes Einzelgespräch mit Kapitän Marc Lerandy. In der 90-minütigen Nachmittagseinheit standen Taktikschulung, Spielformen und Torabschluss im Mittelpunkt der Vorbereitung auf das DFB-Pokalspiel gegen Erstligist Werder Bremen am Sonntag um 14.30 Uhr. Bislang sind laut Verein rund 10 000 Karten für das Spiel abgesetzt worden, alleine 2500 in Bremen. Der Vorverkauf im FCS-Fanshop läuft bis Samstag. cor

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