Lehren für die gesamte Saison

Saarbrücken · Das neue Jahr hätte für den Tischtennis-Bundesligisten 1. FC Saarbrücken gar nicht besser beginnen können. Der Sieg am späten Freitagabend im Spitzenspiel gegen Fulda-Maberzell macht Lust auf mehr.

 Tiago Apolonia (links) zeigte auch im entscheidenden Spiel gegen Ruwen Filus eine starke Leistung und sicherte so den 3:2-Sieg des 1. FC Saarbrücken gegen Fulda. Foto: Ruppenthal

Tiago Apolonia (links) zeigte auch im entscheidenden Spiel gegen Ruwen Filus eine starke Leistung und sicherte so den 3:2-Sieg des 1. FC Saarbrücken gegen Fulda. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Es ist 23 Uhr, als Erwin Berg sich neben dem Spielfeld kurz bückt. Drei Stunden und 56 Minuten dauerte das Heimspiel des 1. FC Saarbrücken gegen den TTC Fulda-Maberzell in der Tischtennis-Bundesliga - ein Spitzenspiel. Der FCS gewann vor 450 Zuschauern mit 3:2. Nun sind alle erschöpft. Die Joachim-Deckarm-Halle leert sich rasch. Die Aufräumarbeiten beginnen. Aber das Mobiliar spielt nicht ganz mit. Zwei Stühle haben sich verhakt. Bis Berg zupackt. Mit einem kleinen Handgriff löst Saarbrückens sportlicher Leiter das Problem.

Baum trumpft auf

So endet am Freitag ein spektakulär langer Abend erstaunlich schnell. Und auch die Lehre der vergangenen Stunden blitzt in diesem Moment auf. Oft entscheiden Kleinigkeiten. Über einen Satz, ein Spiel, die weitere Saison. "Das war ein glücklicher, aber verdienter Sieg, der uns enorm hilft", meint Berg. Bei einer Niederlage wäre die Bundesliga für Saarbrücken hakelig geworden. Nun steht man gefestigt auf Tabellenplatz vier - punktgleich mit Fulda-Maberzell, dem Dritten, und dem Zweiten Ochsenhausen.

Erwin Berg formulierte vor der Saison ein klares Ziel: Angreifen und sich europaweit in der Spitze etablieren. Deshalb erneuerte Saarbrücken seinen Kader. Starspieler Tiago Apolonia und Bojan Tokic blieben. Der deutsche Nationalspieler Patrick Franziska kam neu dazu - ein Transfercoup. Ihm folgte Patrick Baum, ebenfalls Nationalspieler. Statt drei sollten vier Spitzenspieler für Konstanz und Variabilität sorgen. Tatsächlich machte sich diese Erweiterung bezahlt - wenn auch etwas anders als erwartet.

In der Champions League zog der FCS als Gruppensieger ins Viertelfinale ein. Am kommenden Sonntag startet das Team von Trainer Slobodan Grujic in Neu-Ulm beim Finalturnier um den deutschen Pokal. Dafür lief es in der Bundesliga weniger optimal. Zuletzt fiel Franziska sechs Wochen aus. Durch das neue Personaltableau erlebte der FCS aber trotz mehrerer Ausfälle keinen Absturz. Die Playoffs sind drin. "Ohne einen vierten Spieler hätten wir den vierten Platz bisher nicht erreicht", ist Berg überzeugt.

Mittlerweile ist auch Tiago Apolonia wieder in Form. Der Portugiese zeigte gegen Fulda eine beachtliche Leistung. "Tiago wird immer besser", lobt Franziska. Er konnte am Freitag zwar wieder trainieren, am Abend schaute Franziska aber nur zu. Und er sah, wie Apolonia die gefürchteten Abwehrspieler des Gegners bezwang. Zuerst musste sich Wang Xi in vier Sätzen geschlagen geben. Dann drehte Apolonia die letzte Partie des Abends gegen Ruwen Filus - trotz einer Verletzung an der rechten Hand. Nach einem Rückstand von 0:2 Sätzen. Als er den Matchball verwandelte, trat Apolonia ungläubig ein paar Schritte zurück, ballte die Fäuste und erstarrte noch einmal vor Anspannung. Dann ein Schrei. Vorbei. Erwin Berg sagt: "Wenn er so spielt wie heute, reden wir das ein oder andere Wörtchen oben mit."

Eine besondere Stärke

Doch dieser Abend wäre kurz gewesen, hätte ein anderer sein Spiel nicht durchgebracht: Patrick Baum. Er verhinderte im Schlagabtausch mit dem Dänen Jonathan Groth über fünf enge Sätze (7:11, 12:10, 12:10, 9:11, 11:8) die Vorentscheidung für Fulda. So stand am Ende für seinen Mitspieler Franziska die Erkenntnis, dass die Kleinigkeiten, die zum Erfolg gegen den Angstgegner führten, nicht dem Zufall geschuldet sind. Sondern der eigenen Qualität. Er sagt: "Es gibt selten Saisons, in denen alles glatt läuft. Unsere Stärke ist, dass wir gut spielen, wenn nicht alles läuft."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort