Lehmann bleibt Rauswurf erspart

Stuttgart. Jens Lehmann kommt beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart womöglich ungeschoren davon. "Eine Aufarbeitung der Ereignisse erfolgt intern", sagte Sportdirektor Horst Heldt gestern. Er ließ offen, ob der Torwart nach seinem Platzverweis, dem Angriff auf einen Fan und der Flucht im Taxi nach dem 1:1 beim FSV Mainz 05 am Sonntag eine Strafe erhält

Stuttgart. Jens Lehmann kommt beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart womöglich ungeschoren davon. "Eine Aufarbeitung der Ereignisse erfolgt intern", sagte Sportdirektor Horst Heldt gestern. Er ließ offen, ob der Torwart nach seinem Platzverweis, dem Angriff auf einen Fan und der Flucht im Taxi nach dem 1:1 beim FSV Mainz 05 am Sonntag eine Strafe erhält. Offen ist zudem, wie der Club auf die Weigerung Lehmanns reagiert, 40 000 Euro Strafe wegen Kritik am Vorstand im Zusammenhang mit der Entlassung von Trainer Markus Babbel zu bezahlen. Mehr Platz als für den erneut für viel Wirbel sorgenden Torwart widmete der VfB gestern in einer Stellungnahme vielmehr Lehmanns Verletzungen. Die Schwaben wollen den Fall herunterspielen. Bei einer Attacke von FSV-Stürmer Aristide Bancé habe sich Lehmann eine Innenbandzerrung mit Gelenkkapseleinriss und einen Bluterguss im Knie zugezogen. Er müsse zehn Tage lang pausieren. Lehmanns Revanche drei Minuten vor dem Abpfiff führte zur Roten Karte und dem Ausgleich durch Eugen Polanski per Elfmeter. FSV-Präsident Harald Strutz ging mit dem Grobian scharf ins Gericht: "Mir kommt es so vor, als aale er sich im Hass von außen. Sein Verhalten hat mit Sport nichts mehr zu tun." Dass Lehmann nicht der Alleinschuldige war, strich 05-Manager Christian Heidel heraus: "Unser Aristide Bancé soll lieber nichts sagen zu den Vorfällen." Lehmann blieb gestern wie die anderen in Mainz eingesetzten Profis im Kraftraum oder in medizinischer Behandlung. Der 40-Jährige verließ nach einem Gespräch mit Heldt und Gross kommentarlos das Gelände. Mitspieler stellten sich hinter ihn. "Wir stehen zu 100 Prozent hinter dem Torwart", sagte Sami Khedira. Der Mittelfeldspieler sowie Stürmer Ciprian Marica erklärten: "Jens hat sich bei der Mannschaft entschuldigt." Stürmer Cacau sagte: "Ich kann mich in Jens hineinfühlen. Ich wurde auch einmal nach einer Roten Karte an den Pranger gestellt. Wichtig ist, dass er Einsicht zeigt, und das hat er getan." Die Attacke gegen den ebenfalls mehrfach provozierenden Bancé, der unbestraft blieb, der Streit mit einem Fan, dem Lehmann nach der Partie die Brille vom Kopf riss, und seine Flucht im Taxi zum Flughafen waren Höhepunkte einer Reihe von Eskapaden. Dennoch halten die im Abstiegskampf steckenden Schwaben an dem Querkopf fest. "Ich glaube nicht, dass das sein letztes Spiel für den VfB war. Er hat bis 30. Juni Vertrag", hatte Heldt nach dem Abpfiff gesagt und von einer Kurzschlussreaktion des exzentrischen Schlussmanns gesprochen. Er rechnete nicht damit, dass der Routinier "von sich aus das Handtuch wirft. Das will ja auch keiner." Gross zeigte Verständnis für die Attacke gegen Bancé: "Das sind Stresssituationen. Er ist provoziert worden, und da reagiert man eben manchmal falsch." Zugleich stellte er klar: "Es stehen Dinge an, die müssen wir lösen. Denn der Erfolg der Mannschaft steht über allem." Offensichtlich setzt der Schweizer auf den ehemaligen deutschen Nationaltorwart, auch wenn er diesen angesichts der drohenden Sperre nach der Roten Karte nicht nur zum Abschluss der Vorrunde im Heimspiel am Samstag, 18.30 Uhr, gegen 1899 Hoffenheim durch die unerfahrenen Sven Ulreich oder Alexander Stolz ersetzen muss.