Legenden werben für die Aufstockung

Zürich · Die in Deutschland ungeliebte Mega-WM soll schon heute beschlossen werden. Dafür flog der Fußball-Weltverband Fifa gestern seine „Legenden“ ein – und die warben für die Aufstockung, etwa der Argentinier Diego Maradona.

Vor der wegweisenden Sitzung des Fifa-Rats warf Gianni Infantino die PR-Maschine an. Auf dem grünen Kunstrasen neben der eingeschneiten Zentrale des Fußball-Weltverbandes lud der Fifa-Präsident gestern in Zürich zum Spaßkick. Im Anschluss machten die eingeladenen "Legenden" wie Diego Maradona wunschgemäß Werbung für Infantinos Mega-WM, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wohl nicht mehr verhindern kann.

"Es ist eine großartige Idee, mehr Mannschaften bei einer WM spielen zu lassen", sagte Argentiniens Idol Maradona, noch etwas aus der Puste, vor gut 150 Medienvertretern aus aller Welt: "So können mehr kleine Länder von der WM-Teilnahme träumen und darauf hoffen."

Während der heutigen Entscheider-Sitzung (ab 9 Uhr) soll die Aufstockung von 32 auf sogar 48 Nationen abgesegnet werden - gespielt würde ab der Endrunde 2026 in 16 Gruppen mit jeweils drei WM-Startern. Dadurch scheint eine weitere Revolution fast unumgänglich. Damit es zu keinen unfairen Taktierereien kommt, dürfte das Fifa-Council im gleichen Atemzug das Unentschieden in der Gruppenphase abschaffen. Die Partien gingen dann vielleicht sogar direkt ins populäre Elfmeterschießen, was vor allem die TV-Stationen freuen wird, die Milliarden bezahlen.

Einem vertraulichen Fifa-Bericht zufolge würde eine Vergrößerung des Turniers um 16 Teams zusätzliche Gelder in Höhe von 605 Millionen Euro generieren. Ganz so philanthropisch, wie die Fifa ihren Vorstoß gerne darstellt, ist die Mega-WM keinesfalls. Der DFB hätte gerne länger beraten.

"Die Weltmeisterschaften waren in der Vergangenheit immer Turniere, die Aktive, Zuschauer und Sponsoren gleichermaßen begeistert haben. Warum also sollte man etwas ändern?", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel. Der weltgrößte Fußballverband sei "grundsätzlich überzeugt, dass am bewährten Modus mit 32 Teilnehmernationen festgehalten werden sollte".

Nur hat der DFB auf dem Zürichberg keine Stimme. Nach dem durch die Ethiksperre bedingten Rücktritt von Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach sitzt kein deutscher Vertreter am Council-Tisch. Grindel, der am Rande der Weltfußballer-Wahl das Gespräch suchte, rückt erst im Frühjahr nach.

Wie die britische Tageszeitung Times berichtet, sind zudem längst nicht alle Verbände der Europäischen Fußball-Union (Uefa) gegen die Infantino-Pläne. Die Engländer unterstützen Infantino relativ offen. Jede öffentliche Äußerung ist ein politischer Schachzug, auch viele kleine Uefa-"Schwellenländer " schielen auf die zusätzlichen Startplätze. Diese dürften deshalb heute heiß diskutiert werden, jeder will ein größeres Stück vom Kuchen. Die Uefa hat bislang 13 Plätze (plus Gastgeber wie 2018 in Russland). Nun sollen es mindestens zwei bis drei mehr sein. Konkret hat die Fifa vier Modelle für die Endrunden ab 2026 vorgelegt, zwei mit 40, zwei mit 48 Teams: Bei den beiden Varianten mit 40 Teams würde es entweder acht Gruppen mit fünf Teams oder zehn Gruppen mit vier Mannschaften geben. Bei 48 Teilnehmern wäre neben dem 16-Gruppen-Modell auch ein Plan mit Vorqualifikation denkbar.

Grundsätzlich gegen eine Aufstockung positionierten sich die reichen Top-Vereine aus Europa, die eine Mehrbelastung ihrer teuren Profis fürchten. "Eine WM mit 48 Teams ist das falsche Signal. Hier spielen nur politische Gründe eine Rolle, nicht der Sport", sagte Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge , Chef der europäischen Klub-Vereinigung ECA.

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