Laufen zur Selbsthilfe

St. Wendel. Der leichte, federnde Stil, das lautlose Abrollen über den Vorfuß, die ruhige Haltung des Oberkörpers und vor allem das unglaubliche Tempo, das sie auch über die 42,195 Kilometer halten können. Wer am kommenden Sonntag beim Marathon in St

 Vom Mount Longonot nach St. Wendel: Wilson Melly, Stanley Kirui, Esther Macharia und David Sang (von links) vor dem Eingang des "run2gether" Trainingscamps. Foto: SZ/Veranstalter

Vom Mount Longonot nach St. Wendel: Wilson Melly, Stanley Kirui, Esther Macharia und David Sang (von links) vor dem Eingang des "run2gether" Trainingscamps. Foto: SZ/Veranstalter

St. Wendel. Der leichte, federnde Stil, das lautlose Abrollen über den Vorfuß, die ruhige Haltung des Oberkörpers und vor allem das unglaubliche Tempo, das sie auch über die 42,195 Kilometer halten können. Wer am kommenden Sonntag beim Marathon in St. Wendel an der Strecke steht und Stanley Kiuri, Wilson Melly, David Sang und Esther Macharia an sich vorbeirauschen sieht, wird ihn wieder bewundern können, den einzigartigen Laufstil der Kenianer. Die Läufer aus dem ostafrikanischen Land, das wie kein Zweites als Synonym für den Laufsport steht, werden den Sieg unter sich ausmachen, so viel steht fest. Das ist keine ungewöhnliche Nachricht, ungewöhnlich ist das Projekt "run2gether", für das sie starten."Wer Kenianer bei seiner Veranstaltung haben will, der muss sich oft mit zwielichtigen Managern auseinander setzen", erklärt Thomas Wüst, Organisationsleiter des Marathons. "Die verlangen hohe Startgelder und stecken das meiste Geld, dass die Athleten erlaufen, in die eigene Tasche. Mit solchen Geschäften wollten wir nichts zu tun haben." Zwielichtige Manager sucht man bei dem österreichisch-kenianischen Projekt vergebens, dafür findet man Thomas Krejci. Der ehemalige österreichische Meister im Orientierungslauf ist Vorsitzender des Vereins und erklärt, worum es sich dabei handelt: "Wir sind zum einen ein Verein und auch gleichzeitig eine Stiftung." 2007 entwickelte sich aus einer Vereinspartnerschaft die Idee, Laufcamps für Europäer in Kenia anzubieten. Durch Spendengelder und Sponsoren wurde am Mount Longonot, in der Nähe der Hauptstadt Nairobi, ein Camp errichtet, mit Trainings- und Übernachtungsmöglichkeiten. "Wir sind ein humanitäres Projekt", betont Krejci. "Das Camp wird von Einheimischen geführt und bietet ihnen eine Lebensgrundlage. Das basiert auf der Überlegung 'Hilfe zur Selbsthilfe'. Zusätzlich vermitteln wir Läufer nach Europa."

Auch die Athleten, die in St. Wendel starten werden, leben und trainieren in diesem Camp. "Das Preisgeld, das die Läufer gewinnen können, fließt zu 70 Prozent direkt an die Sportler und zu 30 Prozent an das Camp und damit auch an ihre Familien", erklärt Wüst. Die Beziehung zwischen dem St. Wendel-Marathon und "run2gether" besteht schon seit 2009. "St. Wendel war einer der ersten Marathons, die auf uns zukamen. Sie haben direkt Interesse an unserem Projekt gezeigt", sagt Krejci. Organisator Wüst ist selbst ein großer Fan des Projekts. Anfang Juni wird seine Tochter nach Kenia reisen. "Man sucht bei diesem Projekt das Haar in der Suppe. Aber bis jetzt haben wir nichts gefunden", sagt er.

Sportlich wird den Läufern aus dem Camp, die Zeiten von 2:12 Stunden bis 2:14 Stunden rennen können, höchstens Daniel Gidumbanda aus Tansania etwas entgegenzusetzen haben. Er läuft für den gemeinnützigen Verein "Vision Tansania". Aus saarländischer Sicht ist der Vorjahresdritte Jörg Hooß vom LTF Marpingen wieder am Start. Er peilt eine Zeit um die 2:40 Stunden an. Bei den Frauen werden Tanja Hooß (LTF Marpingen) und Julia Keck (LA Team Saar) die beiden stärksten Saarländerinnen sein.

Auf einen Blick

Zeitplan des St. Wendel Marathon:

7.30 Uhr bis 8.30 Uhr: Startnummernausgabe und Nachmeldung Marathon

7.30 Uhr bis 10.30 Uhr: Startnummernausgabe und Nachmeldung Halbmarathon

9.10 Uhr: Start Rollstuhlfahrer

9.30 Uhr: Start Marathon und Team-Marathon

10.10 Uhr: Start Kidsmarathon

11 Uhr: Start Halbmarathon

15 Uhr: Siegerehrung

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