Lauf in die Geschichtsbücher

Frankfurt · Auch im zweiten Marathon seiner Karriere verblüfft Arne Gabius die Experten: Die Olympia-Norm schaffte der 34-Jährige fast im Vorbeigehen, der deutsche Rekord aus DDR-Zeiten fiel ebenfalls.

2:08:33 Stunden - Marathonläufer Arne Gabius hat seine forsche Ankündigung wahr gemacht und die 42,195 Kilometer so schnell zurückgelegt wie kein Deutscher zuvor. In Frankfurt unterbot der 34-Jährige gestern die Bestmarke von Jörg Peter um 14 Sekunden - der Dresdner hatte den Rekord von 2:08:47 Stunden am 14. Februar 1988 in Tokio aufgestellt. "Ich habe den Rekord, das war mein Hauptziel", sagte Gabius nach seinem Husarenstück noch etwas außer Atem, "ich weiß jetzt, was Marathon bedeutet". Eine Minute war Gabius schneller als im Vorjahr bei seinem Marathon-Debüt an gleicher Stätte. Damit hatte der Athlet auf Anhieb die viertbeste deutsche Zeit aufgestellt.

Keine Kohlenhydrate

Um noch schneller zu sein, verzichtete Gabius in der Vorbereitung fast vollständig auf Kohlenhydrate - und dafür wurde er belohnt. Neben lautstarkem Beifall in der Frankfurter Festhalle und dem deutschen Meistertitel erhielt der gebürtige Hamburger auch das begehrte Ticket nach Rio de Janeiro, wo im kommenden Jahr die Olympischen Sommerspiele stattfinden.

Den Sieg bei Deutschlands ältestem Stadtmarathon musste Gabius allerdings einem anderen überlassen: Es gewann mit persönlicher Bestzeit von 2:06:26 Stunden der Äthiopier Sisay Lemma vor den Kenianern Lani Rutto (sieben Sekunden zurück) und Alfers Lagat (21 Sekunden zurück). Gabius, Vize-Europameister von 2012 über 5000 Meter, landete auf Platz vier. Lange Zeit hatte der spätere Sieger auch Gabius im Schlepptau. Trotz eines "nervösen Schlafs" und einer kleinen Portion Lampenfieber war der Deutsche von Beginn an hellwach, führte mit den afrikanischen Spitzenläufern das Feld der 14 565 Teilnehmer an. Das Tempo war aber sehr hoch. "Die sind am Anfang im Weltrekordtempo gelaufen. Ich dachte nur: Hey, was macht ihr da?", sagte Gabius.

Wie im Vorfeld besprochen - und auch ein bisschen vom Veranstalter vorgegeben - machten die knapp 20 Athleten der Spitzengruppe aber vorerst gemeinsame Sache. Die ersten zehn Kilometer wurden in etwas mehr als 30 Minuten zurückgelegt, der Halbmarathon in 1:03:23 Stunden. Das war sogar einige Sekunden schneller als von Gabius angepeilt und deutete auf eine Endzeit von 2:06:46 Stunden hin.

Als sich Gabius an einer Verpflegungsstation nach 25 Kilometern eine Wasserflasche griff, zogen Sisay und Co. das Tempo plötzlich an. Gabius musste abreißen lassen und die restliche Wegstrecke mit deutlichem Abstand zur Spitze zurücklegen - immerhin aber eskortierten ihn einige Tempomacher durch die Hochhaus-Schluchten der hessischen Bankenmetropole. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, wahrscheinlich wegen einer Verspannung der Bauchmuskulatur oder Seitenstechen, quälte sich Gabius weiter. Er kämpfte um jede Sekunde - am Ende mit Erfolg. "2:08:30 Stunden sind ein toller Bereich. Ich muss Erfahrungen sammeln, und das habe ich heute getan", sagte der 34-Jährige.

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