Lauern auf die Wachablösung

Saarbrücken. Dimitrij Ovtcharov lauert. Gelassen sitzt er auf seinem Stuhl und vernichtet ein Gummibärchen nach dem anderen. Seine Augen huschen zwischen Fotografen und Pressevertretern hin und her, die sich gestern bei der Pressekonferenz zum Energis Masters im Firmensitz des Energieversorgers zusammengefunden haben

 Dimitrij Ovtcharov weiß, was er will. Bei der Pressekonferenz zum Energis Masters zeigte sich der 24-Jährige gelassen und fokussiert auf seine Ziele. Foto: Oliver Dietze

Dimitrij Ovtcharov weiß, was er will. Bei der Pressekonferenz zum Energis Masters zeigte sich der 24-Jährige gelassen und fokussiert auf seine Ziele. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Dimitrij Ovtcharov lauert. Gelassen sitzt er auf seinem Stuhl und vernichtet ein Gummibärchen nach dem anderen. Seine Augen huschen zwischen Fotografen und Pressevertretern hin und her, die sich gestern bei der Pressekonferenz zum Energis Masters im Firmensitz des Energieversorgers zusammengefunden haben. Der deutsche Tischtennisspieler lauert auf die Fragen der Journalisten, aber insgeheim lauert er auf etwas anderes. Etwas Größeres. Dimitrij Ovtcharov will die Nummer eins in Deutschland werden.

Die meisten Olympia-Medaillen

Die jetzige Nummer eins, Timo Boll, wird genau wie Ovtcharov am 13. Januar im Sportzentrum St. Wendel zum neunten Energis Masters aufschlagen. Und so klar die Rollenverteilung im deutschen Tischtennissport in den vergangenen Jahren war, so klar ist sie spätestens seit diesem Sommer nicht mehr. Seit der 24-jährige Ovtcharov bei den Olympischen Spielen in London die Bronzemedaille im Einzel gewann, ist er aus dem Schatten des 31-jährigen Vorzeigespielers getreten, der bereits im Achtelfinale ausschied. "So etwas", sagt Ovtcharov, "war nur mit Olympia zu erreichen. Ich werde jetzt auf der Straße erkannt. Auch die Medien haben gemerkt, dass es da noch jemanden gibt."

Die Statistik zeigt auch: Dimitrij Ovtcharov ist der europäische Tischtennisspieler mit den meisten olympischen Medaillen (Bronze im Einzel 2012, Silber und Bronze mit der Mannschaft 2008 und 2012). Schwedens Tischtennis-Legende Jan-Ove Waldner und Timo Boll kommen jeweils nur auf zweimal Edelmetall.

Und dass der olympische Erfolg in diesem Jahr keine einmalige Sache war, bewies der gebürtige Ukrainer (Kiew) erst vor Kurzem. Anfang November schlug er Timo Boll nach 0:2-Satzrückstand im Finale der German Open in Bremen mit 4:2. Auch in der Weltrangliste trennen die beiden lediglich noch sechs Plätze (Boll ist Nummer fünf, Ovtcharov Elfter). Dementsprechend offensiv formuliert der sonst sehr zurückhaltende Profi seine Ansprüche auf die innerdeutsche Wachablösung: "Es kann zwei oder drei Monate dauern, es kann auch noch ein oder zwei Jahre dauern. Aber ich denke, dass es bald möglich ist."

Sieg in Saarbrücken

Mit einem Leistungseinbruch von Timo Boll in naher Zukunft rechnet er nicht: "Timo ist mit 31 Jahren im besten Tischtennis-Alter. Auch seinen Körper hat er gut im Griff. Aber ich sehe mich schon lange nicht mehr nur als Ergänzung zu ihm." Dementsprechend selbstbewusst gibt sich Ovtcharov auch bei der Pressekonferenz, als er betont: "Tischtennis-Deutschland kann sich glücklich schätzen, zwei absolute Weltklassespieler in seinen Reihen zu haben."

Dass er wirklich Weltklasse ist, bewies der Rechtshänder auch schon in Saarbrücken. Mit seinem Verein Fakel Gazproma Orenburg (Russland) siegte er im September in der Gruppenphase der Champions League gegen den 1. FC Saarbrücken Tischtennis. Ovtcharov punktete doppelt für sein Team, mit dem er im vergangenen Jahr die Champions League gewann und russischer Meister wurde. Doch satt ist Ovtcharov noch lange nicht. Auch nicht nach dem grandiosen Jahr. "Dafür bin ich noch viel zu jung. Ich bin fleißig, erfolgshungrig und will immer gewinnen", betont er.

Er lauert. Auch auf einen Sieg beim Energis Masters: "Auch wenn manche Spieler vielleicht Show-Matches spielen werden, ich will ins Finale - genau wie Timo", erklärt Ovtcharov. Es soll also möglichst schnell gehen mit der Wachablösung im deutschen Tischtennis.

Hintergrund

Auch bei der neunten Auflage des Energis Masters am 13. Januar im Sportzentrum in St. Wendel ist Weltklasse am Start. Zugesagt haben Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Jan-Ove Waldner, Werner Schlager, Chen Weixing, Jörgen Persson, Patrick Baum und Li Ping.

Der Gewinner erhält einen Scheck über 6000 Euro, der Zweitplatzierte über 3000 Euro und die Drittplatzierten über jeweils 1500 Euro.

Die Kartenpreise bewegen sich zwischen 10 und 22 Euro. Darüber hinaus sind auch Vip-Karten für 70 Euro erhältlich bei Sport Schreiner in Völklingen unter Telefon (0 68 98) 29 09 01, bei MH Sportmarketing in Saarbrücken unter (06 81) 9 59 04 88 sowie bei der Tourist-Information St. Wendel unter (0 68 51) 8 09 19 13. red

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