Langsame Beine, treffsichere Füße

Frankfurt · Shinji Okazaki trifft und trifft. Für seinen Club Mainz 05 reichte es im Spiel bei Eintracht Frankfurt zwar nur zu einem 2:2 – doch der Japaner, der nun schon fünf Saisontore erzielt hat, war trotzdem glücklich.

Wie ein angezählter Boxer schlich Shinji Okazaki nach dem turbulenten Rhein-Main-Derby durch die Stadionkatakomben. Die Platzwunde über dem Auge hielt den japanischen Torgaranten des FSV Mainz 05 allerdings nicht davon ab, trotz des 2:2 (2:1) im Spiel bei Eintracht Frankfurt glücklich dreinzublicken. Kein Wunder. Im Spiel ohne Sieger durfte sich Okazaki als heimlicher Gewinner fühlen. Dank seines Treffers zum 2:0 (44. Minute) führt der 28-Jährige nach fünf Spieltagen die Bundesliga-Torschützenliste mit fünf Treffern an und lässt Mainz weiter an der Tabellenspitze mitmischen.

Viele Worte über seine Erfolgsserie wollte "Oka" nicht verlieren. "Er ist sehr zurückhaltend und bescheiden", sagte der Mainzer Manager Christian Heidel und schwärmte: "In Japan ist Shinji ein Volksheld." Nicht zuletzt dank Okazaki erreichen die Spiele der Mainzer im Land des Lächelns die höchste TV-Einschaltquote hinter Partien des FC Bayern München . Mittlerweile ist der eher schmächtige Angreifer mit 30 Toren der abschluss-stärkste Japaner in der Bundesliga-Historie.

Dabei war der Mann aus Takarazuka in seiner Zeit beim VfB Stuttgart (2011 bis 2013), in der er in 63 Spielen nur zehn Mal traf, oftmals als Chancentod verspottet worden. "Aber dadurch, dass ich immer hart trainiert und nie aufgegeben habe, bin ich jetzt endgültig in der Bundesliga angekommen", äußerte Okazaki, der ein Buch mit dem Titel "Langsame Beine" geschrieben hat. "Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass ich zu langsam bin, um ein guter Stürmer zu werden", berichtete der japanische Nationalspieler - und er schob trotzig hinterher: "Dafür habe ich eben andere Stärken."

Davon konnten sich am Dienstagabend die 44 100 Zuschauer in einem rasanten Derby überzeugen. Clever luchste Okazaki kurz vor der Pause Eintracht-Verteidiger Marco Russ den Ball ab und tunnelte danach Torhüter Kevin Trapp zum 2:0 für die Gäste, nachdem kurz zuvor Jonas Hofmann (41.) die Führung besorgt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Okazaki ein Riss über dem Auge, den er bei einem Zweikampf mit Frankfurts Carlos Zambrano in der 15. Minute erlitten hatte. Doch die Mainzer wirft derzeit nichts um. "Unsere Effizienz ist unser Plus. Mit jedem Spiel steigt unser Selbstvertrauen", sagte Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger.

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