Jens Lohaus ist Landestrainer der Schwimmer Lieber Begleiter als Lehrer
Saarbrücken · Schwimm-Landestrainer Jens Lohaus hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Der Westfale betreut an der Sportschule die jüngeren Talente.
Wenn Jens Lohaus von seinem Job erzählt, klingt es eher nach Berufung denn nach Beruf. Der neue Landestrainer des Saarländischen Schwimmbundes geht in seinem Job auf. „Ich habe es geschafft, mein Hobby zum Beruf zu machen“, sagt der 37-Jährige, dessen Schützlinge am Wochenende bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Jugend (DMSJ) in Essen starten. Zwei Mannschaften, die B- und die C-Jugend haben sich für das Bundesfinale der sechs besten Landesverbände qualifiziert.
Am 1. und 2. Februar folgt dann die deutsche Mannschaftsmeisterschaft. In Mainz kämpfen die Männer der Startgemeinschaft (SSG) Saar Max Ritter um den Wiederaufstieg aus der 2. Bundesliga Süd in die Bundesliga, in Essen geht es für die SSG-Frauen um eine gute Platzierung in der 1. Liga. „Es wäre ein Traum, beide Teams wieder in der Bundesliga zu haben“, sagt Lohaus.
Der Westfale ist neben Felix Weins der zweite Landestrainer des Saarländischen Schwimmbundes (SSB). Weins lernte er auf dem Lehrgang zur Trainer-A-Lizenz kennen. Und der Saarländer empfahl Lohaus für die vakante Stelle beim SSB. Seit August ist Lohaus nun im Saarland, wie Weins hat er einen Vertrag bis zum Ende der Olympia-Periode im Sommer 2020. Dann stehen die Spiele in Tokio an. Während Weins den älteren Nachwuchs trainiert, kümmert sich Lohaus um die Talente im Alter von zehn bis 13 Jahren.
„Das Interessante am Job sind die unterschiedlichen Charaktere. Man sollte jeden da abholen, wo er ist“, sagt Lohaus. Bei den Talenten sind die Fragen: Was ist das Ziel? Und wie sieht der Weg dahin aus? „Aufgabe des Trainers ist es, auf diesem Weg zu begleiten.“ Lohaus ist dafür sehr gut geeignet. Er wuchs mit fünf Geschwistern auf, war so sozial schon immer kompetent. Früher schwamm er selbst, arbeitet aber auch schon, seit er 15 ist, als Hilfstrainer. Mit der Zeit qualifizierte er sich immer mehr, absolvierte viele Lehrgänge. „In dem Job ist Erfahrung das A und O“, sagt er und ergänzt: „Ich kenne viele gute Trainer, die mich geprägt haben, die hatten gar keinen Trainerschein, sondern zum Beispiel nur den C-Schein“.
Da ihm der Job so viel Spaß macht, macht es ihm auch heute nichts aus, wenn Kollege Weins mal erkrankt ist, eine Woche lang immer von morgens bis abends in der Albert-Wagner-Schwimmhalle an der Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule zu sein. Lohaus hat viel zu tun – so war er seit seinem Amtsantritt im August erst an Weihnachten wieder in der alten Heimat.
Neben der Fähigkeit, die Talente zu motivieren, braucht es dafür didaktische und pädagogische Fähigkeiten. „Ich sehe die Sportler zum Teil acht Mal drei Stunden, also fast 25 Stunden in der Woche und damit länger als ihre Eltern“, sagt der aus Rheine stammende Trainer. Mit jungen Leuten zusammenarbeiten hält selbst jung, sagt er und sieht sich nicht als Lehrer, sondern als Begleiter. Und mit seiner Art hat er sich die Autorität und den Respekt seiner Schützlinge erarbeitet.
Nach seinem Abitur studierte Lohaus in Münster, wo er auch – so viel Klischee muss in der Universitätsstadt sein - die Liebe zum Fahrrad entdeckte. Auch in Saarbrücken ist er im Sommer viel mit seiner „Leeze“, wie der Drahtesel im Dialekt heißt, unterwegs. In Münster konnte der Verein, die SGS Münster, keinen professionellen und hauptamtlichen Trainer bezahlen. Nach seinem Studium wollte Lohaus, der 14 Jahre bei der SGS war, mal etwas anderes machen als Landesstützpunkttrainer in der Universitätsstadt. „Ich verdanke dem Verein sehr viel“, sagt er, „die Sportler weinen mir immer noch die ein oder andere Träne nach. Das alles hinter mir zu lassen, war sehr schmerzhaft und ist mir schwer gefallen.“
Ein Grund, warum es ihn ins Saarland verschlug, sind die „hervorragenden Trainingsbedingungen“, sagt er. „Wir haben hier ein modernes, sauberes und helles Trainingsbad, Krafträume, dazu kommt die Verzahnung mit der Eliteschule des Sports. Das ist alles perfekt“, findet er lobende Worte. Ganz anders sieht es da in Münster aus. Während in Saarbrücken die Universität direkt neben der Sportschule liegt, ist die Uni Münster über die ganze Stadt verteilt. „Wenn du angefangen hast, in Münster zu studieren, konntest du eigentlich mit dem Schwimmen aufhören, so aufwändig ist es, da von A nach B zu kommen.“
Jetzt ist er im Saarland, wo alleine durch den mittlerweile zum Bundestrainer beförderten Hannes Vitense (jetzt in Neckarsulm) die Fußstapfen groß sind. Talente sind im Saarland da, Probleme aber auch. Immer weniger Schwimmhallen und Trainingszeiten oder der Wegfall der dritten Sportstunde. So gibt es in den Vereinen immer weniger Kinder, auch durch die Konkurrenz von Action- oder Funsportarten. „Es wird immer schwieriger, Kinder zum Leistungssport zu bringen“, sagt Lohaus. Schade sei das auch, da Sportler viel für das Leben mitnehmen: „Schwimmer sind sehr strukturierte Menschen.“
Trotzdem gibt es nicht nur in seinem rund 28 Kinder umfassenden Trainingsteam viele potenzielle Kandidaten für Erfolge in der Zukunft. Obwohl einige Spitzenathleten mit Vitense nach Neckarsulm gegangen sind, sieht er den SSB auf einem guten Weg: „Es gibt einen großen und starken Nachwuchs.“
Der in Alt-Saarbrücken wohnende Lohaus hat sich gut eingelebt, „nur ein Hobby fehlt mir noch“, sagt er lachend. Denn am liebsten wäre ihm Unterwasser-Rugby. Das aber gibt es im Saarland nicht. Seit 19 Jahren betreibt Lohaus die Randsportart, trainierte in Münster fünf Stunden pro Woche, holte Medaillen bei deutschen Meisterschaften. „Der Ball ist mit Salzwasser gefüllt“, sagt der 37-Jährige: „Und nach dem Sport ist man mit blauen Flecken übersät.“ Gespielt wird sechs gegen sechs. Mit Flossen, Tauchmaske und Schnorchel gilt es, das Spielgerät in den gegnerischen, unter Wasser angebrachten Korb zu bringen.
Aber da Lohaus sein Hobby zum Beruf gemacht hat, kann er in Saarbrücken vielleicht sogar den Verzicht auf seine Lieblingssportart halbwegs verschmerzen.