Kuranyi würde, wenn er dürfte

Gelsenkirchen. Nach seinem Rauswurf aus der Fußball-Nationalmannschaft hat Kevin Kuranyi sehr emotional und widersprüchlich um Verständnis für sich geworben - Joachim Löw aber bleibt trotz einer Entschuldigung des Schalkers in der Sache knallhart. "Meine Entscheidung steht und ist unwiderruflich

 Kevin Kuranyi erklärte sich gestern öffentlich - und räumte "Fehler" ein. Foto: dpa

Kevin Kuranyi erklärte sich gestern öffentlich - und räumte "Fehler" ein. Foto: dpa

Gelsenkirchen. Nach seinem Rauswurf aus der Fußball-Nationalmannschaft hat Kevin Kuranyi sehr emotional und widersprüchlich um Verständnis für sich geworben - Joachim Löw aber bleibt trotz einer Entschuldigung des Schalkers in der Sache knallhart. "Meine Entscheidung steht und ist unwiderruflich. Daran gibt es nichts zu rütteln", erklärte Joachim Löw gestern, während ein innerlich zerrissen wirkender Kuranyi zeitgleich bei einer Pressekonferenz in Gelsenkirchen persönlich sogar einen Rücktritt vom Rücktritt nach dem Rausschmiss durch Löw nicht ausschließen wollte: "Nein", antwortete der 26 Jahre alte Schalker auf diese Frage. "Das ist alles leistungsbezogen. Was in der Zukunft passiert, entscheiden andere Menschen."

Löw hat Kuranyi zumindest für seine Amtszeit die Rote Karte gezeigt, Kuranyi dagegen muss mit den Konsequenzen seiner Dortmunder Tribünen-Flucht vom Samstagabend klarkommen. "Ich habe natürlich gewusst, dass es eine Konsequenz geben wird", bemerkte er. Er räumte seinen "Fehler" offen ein und entschuldigte sich sowohl bei Löw als auch bei seinen bisherigen Teamkollegen, die er "vielleicht im Stich gelassen" habe. "Ich kann es nicht mit Worten gutmachen." Auch der Rauswurf des Trainers "ist zu akzeptieren", ergänzte Kevin Kuranyi.

Ob es nun ein Rücktritt von ihm war oder doch ein Rauswurf durch Löw, konnte er nicht auflösen. "Es war kein Rücktritt, sondern vielleicht ein Rausschmiss, weil ich gegangen bin." Eines ist ihm aber inzwischen klar geworden: "Diese Entscheidung, aus dem Stadion zu gehen, hat alles durcheinander gebracht. Ob sie falsch war oder nicht, weiß ich selbst nicht." Aber er stehe "vollkommen" dazu.

Wortreich präsentierte sich Kevin Kuranyi in der Schalke-Arena vor einem Dutzend Kameras und zahlreichen Reportern als ein von Emotionen getriebener Fußballer und Mensch, der sich von vielen unverstanden fühlt: "Nicht mal mein Vater konnte mich verstehen. Aber keiner steckt in meinem Körper, um zu wissen, wie schlimm es für mich ist."

Die Ausbootung durch Jürgen Klinsmann vor der WM 2006 und die anschließende Rückkehr ins Nationalteam hätten ihn "viel Kraft gekostet". Die Bevorzugung anderer Stürmer wie Lukas Podolski, aber auch die schmerzenden Pfiffe der Schalke-Fans setzten ihm zuletzt immer mehr zu - und die Versetzung auf die Dortmunder Tribüne war endgültig zu viel. "Das Gesamte konnte ich nicht mehr tragen. Ich habe es nicht mehr geschafft", erklärte Kuranyi stockend. Er will sich nun noch mehr auf seine Aufgaben beim FC Schalke 04 konzentrieren: "Ich habe noch genügend Ziele." dpa

Hintergrund

Der Einsatz von Kapitän Michael Ballack gegen Wales am Mittwoch ist gefährdet. Der 32 Jahre alte Wahl-Engländer laboriert an einer Wadenverletzung und konnte gestern nicht am Training teilnehmen. Laut Aussage der medizinischen Abteilung des DFB habe Ballack beim 2:1 gegen Russland am Samstag einen Schlag auf die rechte Wade einstecken müssen. Der Kapitän werde intensiv behandelt. Prognosen wollten die DFB-Ärzte noch nicht abgeben. Ballack hatte in der Vergangenheit mehrmals Probleme mit der Wade. dpa

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