Kuntz glaubt an den Ligaverbleib

Kaiserslautern. Das Gesicht von Dieter Buchholz, Aufsichtsrats-Chef des 1. FC Kaiserslautern, strahlte Zufriedenheit aus, als er Stefan Kuntz gestern Vormittag offiziell als neuen Vorstandsvorsitzenden des Fußball-Zweitligisten vorstellte. "Heute ist ein guter Tag für Mitglieder, Fans und den ganzen 1

 Stefan Kuntz war gestern Vormittag bei seiner offiziellen Präsentation in Kaiserslautern nachdenklich, vor allem aber angriffslustig und selbstbewusst. Er glaubt an den Klassenverbleib. Foto: dpa

Stefan Kuntz war gestern Vormittag bei seiner offiziellen Präsentation in Kaiserslautern nachdenklich, vor allem aber angriffslustig und selbstbewusst. Er glaubt an den Klassenverbleib. Foto: dpa

Kaiserslautern. Das Gesicht von Dieter Buchholz, Aufsichtsrats-Chef des 1. FC Kaiserslautern, strahlte Zufriedenheit aus, als er Stefan Kuntz gestern Vormittag offiziell als neuen Vorstandsvorsitzenden des Fußball-Zweitligisten vorstellte. "Heute ist ein guter Tag für Mitglieder, Fans und den ganzen 1. FCK", war sich der Unternehmer aus Bexbach sicher, mit dieser Verpflichtung die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt zu haben. Einstimmig wurde der Neunkircher Kuntz vom Aufsichtsrat auf den Chefsessel berufen und für die kommenden fünf Jahre mit allen Vollmachten ausgestattet. "Stefan Kuntz hat eine starke Position für sich reklamiert. Die wurde ihm auch vertraglich zugesichert", sagte Buchholz. Der bisherige Amtsinhaber Erwin Göbel übernimmt künftig als einfacher Vorstand die kaufmännische Leitung. "Ich werde Kuntz nach Kräften unterstützen", ließ Göbel keinen Zweifel an seiner Loyalität. Die ehrenamtlichen Vorstände Hans-Arthur Bauckhage und Rolf Landry sind zurückgetreten.Kuntz selbst, der mit Trainer Milan Sasic auch die Planung des Kaders für die kommende Saison übernehmen wird, begründete sein Engagement bei den Pfälzern damit, dass eine "Unsicherheit im Verein herrscht, die bis in die Mannschaft hineinreicht". Mit anderen Worten: Dem Verein fehlt ein starker Orientierungspunkt. Der 45-Jährige will trotz aller Unwägbarkeiten bezüglich des wahrscheinlichen Abstiegs voranschreiten und dem Verein neues Selbstvertrauen geben. "Wenn man dem FCK helfen will, muss man auch dieses Risiko eingehen", sagte Kuntz mit Blick auf die noch nicht abgesicherte Lizenzerteilung für die Dritte Liga: "Ich bin mir sehr sicher, dass wir die Lizenz bekommen. Es wird mit dem FCK weitergehen, auch wenn wir absteigen müssten."Bei seiner Vorstellung scheute sich Kuntz allerdings auch nicht, den Finger in offene Wunden zu legen. "Die sportliche und wirtschaftliche Lage ist angespannt. Es fehlt an Investitionskraft. Wir werden versuchen, mit unseren Sponsoren neue Wege zu finden", sagte der Neunkircher. Eine Möglichkeit sieht er in der Einbindung von Sponsoren, deren Zahlungen sich an der sportlichen Leistung des Clubs orientieren. Das Gerücht, dass sein eigenes Gehalt von Sponsorenseite übernommen wird, bezeichnete Kuntz als "totalen Quatsch".Eine weitere Baustelle ist die seit Monaten miserable Außendarstellung des FCK, die durch die vielen Führungswechsel schwer gelitten hat. Kuntz spricht von einem "Glaubwürdigkeitsdefizit", dem er durch klare Kommunikationsstrukturen entgegenwirken will: "In Zukunft werden sich nur noch der Aufsichtsrats-Vorsitzende und ich äußern."Trotz sechs Punkten Rückstand bei noch sieben Spielen hat Kuntz den Glauben an den Klassenverbleib noch nicht aufgegeben. "Die Jungs, die da sind, haben absolut die Fähigkeit, drin zu bleiben", redete der Vorstands-Chef die Mannschaft stark: "In sieben Wochen kann man es immer noch schaffen, zum Helden zu werden." Meinung

Der Retter steht auf dünnem Eis

Von SZ-MitarbeiterRalph Tin&; Der FCK hat wieder ein Gesicht: Stefan Kuntz steht für Fußballkompetenz und - noch wichtiger - für die Identifikation mit dem Verein. Vorbei die Zeiten, in denen Kaiserslautern von fußballfremden Technokraten gelenkt wurde, die zum Teil mehr an ihrer eigenen Profilierung als an der Gesundung des Vereins interessiert schienen, und die zuletzt den geballten Zorn der Lauterer Fans auf sich gezogen hatten.Kuntz weiß aber auch, dass er sich auf dünnem Eis bewegt. Führt er den FCK zurück zu altem Glanz, werden sie ihm in Kaiserslautern ein Denkmal errichten. Größer noch als das, das er sich als Spieler verdiente. Dem gegenüber stehen die ungeklärten Fragen um die Lizenzerteilung und die Finanzierung des Stadionbetriebs bei einem Abstieg in die Dritte Liga. Auch wenn Kuntz keine "One-Man-Show" will, wird es doch sein Name sein, an dem Erfolg oder Niedergang des 1. FC Kaiserslautern letztlich haften bleiben. HintergrundNeben dem sportlichen Niedergang hat der FCK in dieser Saison vor allem durch ein "Bäumchen-wechsel-dich-Spiel" seines Führungspersonals auf sich aufmerksam gemacht. Begonnen hat die Saison mit Sportdirektor Michael Schjönberg (Foto: dpa) und Trainer Kjetil Rekdal. Anfang November trat Schjönberg zurück, nachdem er vom neuen Aufsichtsrat Klaus Toppmöller faktisch entmachtet wurde. Sechs Wochen später war Toppmöller wieder weg. Ebenfalls im November traten die Vorstände Hans-Arthur Bauckhage, Rolf Landry und Johannes Ohlinger ihre Ämter an, mit dem Resultat, dass Aufsichtsrat Walter Ruda seinen Posten zur Verfügung stellte.Anfang Januar trat dann Fritz Fuchs als neuer Sportdirektor des FCK an, fünf Wochen bevor Kjetil Rekdal als Trainer entlassen wurde. Ihm folgte Mitte Februar Milan Sasic auf den Trainerstuhl. Eine Woche zuvor hatte Marketing-Vorstand Arndt Jaworski seinen Vertrag bei den Pfälzern aufgelöst. Im letzten Akt des Stühlerückens sind in den letzten Tagen Fuchs, Landry und Bauckhage zurückgetreten. rti

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