Kunkel schreibt Geschichte

Kiel · Das Saarland hat erstmals seit 21 Jahren wieder einen Handball-Nationalspieler: Der Völklinger Yves Kunkel hat gestern im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich (31:29) sein erstes A-Länderspiel bestritten.

 Gerade hat der Saarländer Yves Kunkel (links) bei seiner Länderspiel-Premiere auch sein erstes Tor für die deutsche A-Nationalmannschaft erzielt – der Ball zappelt schon im Netz. Foto: michael schwartz

Gerade hat der Saarländer Yves Kunkel (links) bei seiner Länderspiel-Premiere auch sein erstes Tor für die deutsche A-Nationalmannschaft erzielt – der Ball zappelt schon im Netz. Foto: michael schwartz

Foto: michael schwartz

Es läuft die 37. Spielminute in der Kieler Sparkassen-Arena. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft führt im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich mit 20:17, als der Völklinger Yves Kunkel das Feld betritt und für einen historischen Moment für den Saar-Handball sorgt. Der 21-Jährige wird in diesem Moment zum ersten saarländischen A-Nationalspieler seit Jürgen Hartz. Der Niederwürzbacher hatte 1994 sein letztes von insgesamt 58 Länderspielen absolviert.

Sein "Erbe" Kunkel ist in Kiel gerade erst Sekunden im Spiel, da bekommt er auf Linksaußen den Ball und erzielt ganz humorlos sein erstes und einziges Tor in dieser Partie zum 21:17. "Das war natürlich super, direkt mit dem ersten Kontakt gleich mein erstes Tor zu werfen", sagte Kunkel später und heimste sich auch ein Lob von Förderer Christian Schwarzer ein. Der Niederwürzbacher ist als ZDF-Experte vor Ort, hat Kunkels Weg als Jugendkoordinator des Handballverbandes Saar und als Trainer der U18-Nationalmannschaft geprägt. "Yves hat fürs erste Mal ein gutes Länderspiel gemacht, darauf lässt sich auf jeden Fall aufbauen", sagte Schwarzer.

Kunkels Bilderbuch-Karriere geht damit ungebremst weiter. Dass er vor der Partie die Nationalhymne ganz routiniert mitsingen kann, kommt nicht von ungefähr. Im Deutschland-Trikot gewann er bereits die U18-Europameisterschaft 2012 sowie die U20-Europameisterschaft 2014 und holte bei der U19-Weltmeisterschaft 2013 die Bronzemedaille. Bei der U20-EM 2014 war er mit 49 Toren sogar zweitbester Torschütze hinter dem Österreicher Nikola Bilyk. Und sein nächster Einsatz steht bereits bevor - bei der U21-WM in Brasilien (20. Juli bis 1. August).

Dass Kunkel, der in der Sommerpause vom Bundesliga-Absteiger GWD Minden zu HBW Balingen-Weilstetten wechseln wird, zum Abschluss der EM-Qualifikation für das sportlich bedeutungslose Duell mit Österreich kurzfristig nachnominiert wurde, lag daran, dass Bundestrainer Dagur Sigurdsson seinen Kapitän Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen nach einer langen Saison aus dem Kader nahm. Kunkel rutschte ins Team - als Ersatzmann für Matthias Musche, der als Linksaußen in der Startformation stand.

Die junge deutsche Mannschaft diktierte das Geschehen über weite Strecken, immer angetrieben von der "rechten Achse" mit dem Berliner Fabian Wiede (acht Tore) und dem Mannheimer Patrick Groetzki (sieben Tore). Zwischendrin aber tat sich die Mannschaft auch immer mal wieder schwer. Gefährdet war der Erfolg zum Abschluss der Qualifikation aber zu keinem Zeitpunkt. "Auf beiden Seiten waren viele junge Spieler auf der Platte, dann ist das zu erwarten. Aber wir haben viele positive Signale gesehen", sagte Bundestrainer Sigurdsson - und dürfte damit auch den Saarländer Yves Kunkel gemeint haben.

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