Judo Külbs will es sich selbst beweisen

Saarbrücken · Die 25-Jährige startet für den 1. Judoclub Zweibrücken. Ab morgen kämpft sie bei der WM in Budapest.

 Jasmin Külbs will bei der WM in Budapest um eine Medaille kämpfen.

Jasmin Külbs will bei der WM in Budapest um eine Medaille kämpfen.

Foto: picture alliance / dpa/Vassil Donev

Plötzlich saß sie tief drinnen. Im Motivationsloch. Nach den Olympischen Spielen in Rio 2016. Es war Jasmin Külbs’ großer Traum, dabei zu sein. Doch dann scheitert sie in der ersten Runde. Ausgeschieden. In ihrem Kopf: „Das Gefühl, bei dem Höhepunkt meiner Karriere versagt zu haben“. Sie habe sich unter Wert verkauft, ihre Leistung nicht abrufen können. „Das hat sehr lange an mir genagt“, sagt die 25-Jährige.

Von Judo wollte Külbs in der Zeit danach erst mal nichts wissen. Kein Training. Keine Wettkämpfe. „Ich habe ein ganz normales Leben geführt“, erzählt sie. Zur Uni gehen, Freunde treffen, am Wochenende mal feiern gehen oder wegfahren. „Dinge, die eigentlich selbstverständlich sind, auf die ich aber verzichten muss.“ Familie, Freunde und ihr neuer Trainer fingen sie auf. Gaben ihr Kraft, aufzustehen und weiterzumachen.

Beim Judo-Grand-Slam im Mai in Russland holt sich Külbs den zweiten Platz. „Das hat mir gezeigt, dass ich es immer noch kann“, sagt sie. Und das will sie nun beim Höhepunkt in diesem Jahr, den heute beginnenden Weltmeisterschaften in Budapest, unter Beweis stellen. „Ich weiß, dass ich da um die Medaillen mitkämpfen werde“, sagt sie.

Dass sie das kann, hat sie in den letzten Jahren schon viele Male bewiesen. Sie ist mehrfache deutsche Meisterin im Schwergewicht über 78 Kilo, holte Bronze bei der EM 2014, Silber bei den Europaspielen 2015.

Doch welcher Verein hat die Judoka großgezogen? Da gibt es Missverständnisse. Die Lorbeeren erntet der 1. JC Zweibrücken. Dort ist Külbs gemeldet, aber sie tritt nicht wirklich für den Verein an. Und zum Training nach Zweibrücken oder ins Saarland verschlägt es sie auch nicht. Külbs lebt seit 2011 in Köln. Drei Mal am Tag trainiert sie dort am Olympia­stützpunkt. Dazwischen sitzt sie in der Uni – und studiert Medien- und Kommunikationsmanagement. In den Zweibrücker Judo-Club hatte sie ihr damaliger Heimtrainer aus Speyer, Stephan Hahn, gebracht.

Külbs kommt aus dem rheinland-pfälzischen Böhl-Iggelheim. „Ich war noch ein kleiner Knirps, als ich zum ersten Mal auf der Judo-Matte stand und versucht habe, meinem Vater die Bewegungen nachzumachen“, erzählt sie. Ihre Eltern sieht sie heute nur noch alle paar Monate. Für ihre Sportkarriere muss sie viele Opfer bringen. Eines davon war, früh von zuhause wegzuziehen – nach Kaiserslautern ans Sportinternat. Und von dort dann nach Köln. Denn für Külbs als Individualsportlerin sei es nicht leicht, entsprechende Trainingspartner zu finden. Dafür nehme sie weite Wege in Kauf. Sie besucht viele Trainingslager. Dieses Jahr war sie schon in Russland und Korea. Finanziell leisten könne sie sich den Sport auf diesem Niveau nur, weil sie der Sportfördergruppe der Bundeswehr angehört.

Doch Külbs weiß, wofür sie hart trainiert: die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Und dann will sie nicht nur dabei sein, sondern eine Medaille mit nach Hause nehmen. Bei der WM in Budapest kann sie das dann schon mal üben.

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