KSV Köllerbach ringt um seine Zukunft

Saarbrücken · Nach dem Aufbegehren von 13 der 14 Ringer-Bundesligisten muss der KSV Köllerbach um seine Zukunft fürchten. Im Machtkampf mit dem Deutschen Ringer-Bund hofft der Verein noch auf eine Einigung.

 Das Köllerbacher Eigengewächs Gena Cudinovic (links) nimmt Tipps von Teamkollege Andrej Shyyka entgegen – bald ist das beim Noch-Bundesligisten vielleicht gar nicht mehr nötig. Foto: Iris Bauer

Das Köllerbacher Eigengewächs Gena Cudinovic (links) nimmt Tipps von Teamkollege Andrej Shyyka entgegen – bald ist das beim Noch-Bundesligisten vielleicht gar nicht mehr nötig. Foto: Iris Bauer

Foto: Iris Bauer

Heißt die Zukunft des KSV Köllerbach tatsächlich Regionalliga oder gar Oberliga? Sind die Zeiten, dass der KSV um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft mitringt, nach dieser Saison wirklich vorbei? Nach aktuellem Stand der Dinge wird es die Ringer-Bundesliga, wie wir sie kennen, nicht mehr geben. Und nach den Statuten des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) müsste Köllerbach - wie alle anderen Bundesliga-Vereine, die ihre Meldung nur unter Vorbehalt abgegeben hatten - nächste Saison auf Regionalebene ringen.

"So, wie sich die Situation derzeit darstellt, sehe ich keine andere Lösung. Es muss sich etwas ändern", sagt Hilmar Rehlinger, Vorsitzender des KSV Köllerbach , der sich mit 13 der 14 anderen Erstligisten zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und die Meldung für die Saison 2015/2016 an Bedingungen geknüpft hat. Mitten in der Vorbereitung auf den Halbfinal-Rückkampf am kommenden Samstag gegen den SV Weingarten im Püttlinger Trimm-Treff (19.30 Uhr) steht nicht nur die Zukunft der Liga, sondern auch die des KSV Köllerbach auf dem Spiel.

Es geht vor allem um ein Mitbestimmungsrecht der Vereine. "Wir mussten bis zum 15. Januar melden, wissen aber gar nicht, unter welchen Voraussetzungen", sagt Rehlinger. Weder was die eigene Finanzierung, noch was die Kosten für den Ligabetrieb betrifft. "Unsere Forderungen auf ein Mitbestimmungsrecht beziehen sich nur auf die 1. Liga", unterstreicht Rehlinger: "Wir wollen nichts ändern, aber auch nicht ständig vor vollendete Tatsachen gestellt werden."

Tatsächlich haben die Vereine bislang wenig direkten Einfluss. "Sie haben ein Mitspracherecht , kein Mitbestimmungsrecht", sagt Ralf Diener, der DRB-Vizepräsident Bundesliga. Ein Mitspracherecht bei den Bundesliga-Tagungen - doch die Ergebnisse daraus werden dem DRB-Präsidium nur vorgelegt. Dieses entscheidet, ob sie angenommen werden oder eben nicht. "Die Wünsche und Vorschläge wurden in der Vergangenheit weitestgehend angenommen", sagt Diener.

So verhärtet die Fronten zwischen Verband und Vereinen sind: "Verbandsrechtlich ist eine Mitbestimmung der Vereine gar nicht möglich", erläutert Diener. Eine Mitbestimmung sei nur über die Bundesdelegiertenversammlung möglich. Bei diesen sind alle Landesverbände vertreten. Diese würden, erklärt Diener, "wie der DRB die Interessen aller Ringer in Deutschland vertreten".

Auf die Meldung unter Vorbehalt hat der DRB knallhart reagiert. Er plant bereits ohne die "rebellierenden" Vereine. Die neue Bundesliga soll aus den knapp 30 Zweitligisten gebildet werden, zusammen mit dem einzig verbliebenen Erstligisten, dem ASV Mainz, und in "eine West-, eine Nord- und eine Südgruppe unterteilt werden", sagt Diener: "Wir müssen nur noch mit ihnen sprechen, wie sie es haben wollen." Für die Zweitligisten im Saarland, den KV Riegelsberg , den ASV Hüttigweiler und den AC Heusweiler, heißt das ab nächster Saison: Bundesliga. "Wir sehen das relativ entspannt", sagt Bernd Weiland, 2. Vorsitzender des AC Heusweiler, "weil sich durch die Aufteilung der Gruppen kaum etwas ändern würde".

Auch die Zweitligisten mussten bis zum 15. Januar melden - allerdings unter den Bedingungen für die 2. Liga. "Wir in der 1. Liga - das wäre nur eine Notlösung", sagt Weiland, der auf eine Einigung zwischen DRB und Interessengemeinschaft hofft: "So wäre es ein zu radikaler Schnitt, der das ganze auf die Spitze treibt", sagt Weiland.

Nach außen signalisieren Vereine wie auch der DRB weiter Gesprächsbereitschaft. "Wir wünschen uns, dass es zu einer Einigung kommt", sagt Köllerbachs Vereins-Chef Rehlinger, "deshalb würde ich mir auch einen Vermittler wünschen". Einen, der die Parteien am 14. Februar bei der nächsten Bundesliga-Tagung zusammenbringt. Dort dürfte dann wohl eine Entscheidung fallen - auch für den KSV Köllerbach .

Meinung:

Ringer machen sich kaputt

Von SZ-Redaktionsmitglied Michael Aubert

Schade. Bei den Querelen zwischen Vereinen und Verband könnte man meinen, der Ringsport in Deutschland hätte keine anderen Sorgen. Gerade eben noch den Rauswurf aus dem Olympischen Programm abgewendet, fängt die Ringergemeinschaft in Deutschland an, sich von der Matte zu schieben. Statt sich gemeinsam Gedanken zu machen, wie man den Ringsport in Deutschland gemeinsam vorantreiben könnte. Denn das wäre für das Überleben der Sportart notwendig.

Ringen müsste für eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. So wie es andere "Orchideen"-Sportarten seit Jahren umsetzen. Doch von den Ringkämpfen in der Bundesliga gibt es nur vereinzelt einen Liveticker, an einen Livestream ist überhaupt nicht zu denken. Der laute Weckruf, der durch den drohenden Olympia-Rauswurf eine so wunderbare Einigkeit und Aufbruchstimmung hervorrief, ist verklungen. Für eine Sportart, die so ehrlich ist wie kaum eine andere und so viel Potenzial hat, ist das einfach nur schade.

Zum Thema:

HintergrundDie Interessengemeinschaft, die sich aus 13 der 14 Vereine aus der 1. Ringer-Bundesliga bildet, hat ihre Meldung für die kommende Saison 2015/2016 an eine Reihe Forderungen geknüpft. Selten herrschte unter den Vereinen eine solche Einigkeit. Die "Rebellen" fordern ein Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht bei Änderungen der Gewichtsklassen und Kategorien, bei eventuellen Gebührenerhöhungen, welche sich von anderen Ligen unterscheiden, bei Änderungen der Bundesliga-Richtlinien, bei Änderungen der Ligastruktur sowie bei der Festlegung der Anzahl und Quote der einheimischen (deutschen) und ausländischen Sportler. Entscheidungen beider Seiten sollen künftig mit einer 2/3-Mehrheit beschlossen werden. aub

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