Krupp soll die Kölner Haie wach küssenVerbands- und Ligabosse feilschen um die Zukunft des Eishockeys

Köln. Die Verpflichtung von Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp als Nachfolger des entlassenen Bill Stewart (die SZ berichtete) wird in Köln gefeiert wie die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Nachwuchsarbeit, Scouting, Zuschauerzahlen, überhaupt ein sportliches Konzept - mit Krupp soll ab Juni 2011 nun alles besser werden bei den Kölner Haien

 Eishockey-Nationaltrainer Uwe Krupp soll ab Juni 2011 die Kölner Haie auf Vordermann bringen. Foto: dpa

Eishockey-Nationaltrainer Uwe Krupp soll ab Juni 2011 die Kölner Haie auf Vordermann bringen. Foto: dpa

Köln. Die Verpflichtung von Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp als Nachfolger des entlassenen Bill Stewart (die SZ berichtete) wird in Köln gefeiert wie die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Nachwuchsarbeit, Scouting, Zuschauerzahlen, überhaupt ein sportliches Konzept - mit Krupp soll ab Juni 2011 nun alles besser werden bei den Kölner Haien.

"Er ist der starke Mann beim KEC und wird im sportlichen Bereich bestimmen", sagt Geschäftsführer Thomas Eichin. Krupp übernimmt nach der WM 2011 aber einen Verein, bei dem sportlich schon seit Jahren nichts mehr läuft - und der noch vor fünf Monaten kurz vor der Insolvenz stand.

Eichin will mit dem 45-Jährigen endlich Kontinuität beim achtmaligen Meister: "Wir brauchen ein Konzept und dürfen nicht wieder kurzfristig eine Mannschaft zusammenstellen und hoffen, dass das irgendwie gut geht." Dabei werfen Kritiker gerade Eichin vor, zusammen mit dem Anfang des Monats entlassenen Trainer und Manager Bill Stewart ohne klare Philosophie gehandelt zu haben. Thomas Eichin verteidigt die Entscheidungen der Vergangenheit. "Man muss keine Fünf-Jahres-Pläne machen, wenn es darum geht, die nächste Woche zu überstehen", sagt er: "Wir sind froh, dass wir überhaupt in der Liga spielen in diesem Jahr."

Seit im Juni vier private Gesellschafter einstiegen, haben die Haie zumindest wirtschaftlich das Schlimmste überstanden. Sportlich bewegt sich die Mannschaft aber jenseits aller Erwartungen. 19 Saisonspiele, 13 Niederlagen, sieben von neun Heimpartien verloren - die Haie sind Tabellenletzter. Trotz des bescheidenen Saisonverlaufs glaubt Eichin aber an eine bessere Zukunft. "Uwe weiß, dass hier großes Potenzial vorhanden ist. Man muss die Haie nur wach küssen", sagt der Ex-Fußballprofi von Borussia Mönchengladbach: "Wir sind ja kein Trümmerhaufen." Der KEC sei nach wie vor einer der bestgeführten Vereine in der Deutschen Eishockey Liga. "Ich glaube, Uwe ist glücklich, zu einem Verein zu kommen, wo er sich austoben kann", meint Eichin. Als Teamchef habe der einzige deutsche Stanley-Cup-Gewinner (Trophäe der nordamerikanischen Profiliga NHL) die Kompetenz in allen sportlichen Belangen. Kader-Planung, Nachwuchsarbeit, Trainer-Stab: Alle Entscheidungen trifft der neue starke Mann, Krupp.

Im Tagesgeschäft soll er dabei vor allem von den Schweden Niklas Sundblad und Petri Liimatainen unterstützt werden. Beide tragen vorerst bis zum Ende der laufenden Saison die Verantwortung an der Bande. Bis Krupp vom 1. Juni an selbst offiziell aktiv wird, wollen die Haie den Scouting-Bereich ausbauen und einen neuen sportlichen Beirat mit ehemaligen Spielern installieren. Die Verpflichtung von Krupp soll den Haien auch kurzfristig helfen. "Man sieht, wir sind handlungsfähig. Das ist ein gutes Zeichen an Fans und Sponsoren", sagt Eichin. Zudem sei den Spielern nun klar, dass der Verein einen Plan habe. Im Klassiker gegen die Adler Mannheim heute Abend erhofft er sich deshalb einen Schub.

Auch wenn der aktuelle Bundestrainer erst im Juni bei den Haien beginnt: Ohne ihn läuft nichts mehr. "Er hat beim Deutschen Eishockey-Bund einen Vertrag, und wir respektieren das. Es ist aber auch klar, dass wir in Zukunft keine Entscheidung ohne Krupp treffen werden", sagt Eichin. dpa

Berlin. Sportlich sind die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt, jetzt sind die Bosse im deutschen Eishockey an der Reihe. Es gilt, die Rahmenbedingungen zwischen Verband, Ligen und Clubs neu festzulegen. Ende April 2011 läuft der Kooperationsvertrag aus, der quasi den gesamten Eishockey-Betrieb in Deutschland regelt. Wer darf in welcher Liga spielen? Wie müssen Vereine ihre Nachwuchsarbeit betreiben? Wer bildet Schiedsrichter aus? Welche Rolle spielt das Auswahlteam? Alles Fragen, die neu geregelt werden müssen. Uwe Harnos weiß: "Die Zeit drängt - darüber sind sich alle Beteiligten im Klaren."

Der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hatte am vergangenen Wochenende in München zu einem Treffen mit Vertretern der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), den darin spielenden Clubs, der 2. Bundesliga und den Zweitligavereinen geladen. Neben den Gesprächsrunden bekamen die Funktionäre auch attraktives Eishockey geboten: Beim Deutschland-Cup sorgte die deutsche Auswahl mit dem Turniersieg gegen Kanada, Slowakei und Schweiz für das Sahnehäubchen eines überragenden Sportjahres 2010. Wobei für die Höhepunkte fast nur die Nationalmannschaft sorgte - in der DEL dominierte im Sommer ein Lizenzchaos, außerdem schwelte ein Prioritäten-Konflikt zwischen Liga und Nationalteam.

Das Verhältnis war angespannt. Mal kritisierte Bundestrainer Uwe Krupp den Spielplan der DEL und seine damit verbundene kurze Vorbereitungszeit vor WM oder Olympia. Mal bemängelte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke das fehlende Mitspracherecht der Liga in den Gremien des Verbandes. Beim neuen Kooperationsvertrag soll künftig vieles besser werden. dpa "Man

muss keine Fünf-Jahres-

Pläne machen, wenn es darum geht, die nächste Woche zu überstehen."

Thomas Eichin, Geschäftsführer

der Kölner Haie

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort