Kritische Töne prägen die Gala
Baden-Baden. Solche Helden hatte Deutschlands Sportlerwahl in 65 Jahren noch nicht produziert: In Gestalt der strahlenden Magdalena Neuner eine, die nach dem dritten Wahlsieg seit 2007 vom "i-Tüpfelchen der Biathlon-Karriere" sprach, aber im März zurückgetreten ist
Baden-Baden. Solche Helden hatte Deutschlands Sportlerwahl in 65 Jahren noch nicht produziert: In Gestalt der strahlenden Magdalena Neuner eine, die nach dem dritten Wahlsieg seit 2007 vom "i-Tüpfelchen der Biathlon-Karriere" sprach, aber im März zurückgetreten ist. Und dann noch Robert Harting, der nach dem Triumph in Baden-Baden ein neues Förderkonzept für den deutschen Sport ankündigte.
"Ich will nicht mehr länger gegen eine Wand reden, die nicht antwortet", sagte der 28-Jährige, der binnen eines Jahres als erster Diskuswerfer weltweit WM-, EM- und Olympia-Gold gewann. Harting klagt, dass etwa Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, "sich nicht dafür interessiert, warum man kritisiert, er stempelt alles als polemisch ab". Darum arbeite er "mit einem Unternehmer, der Geld und Ideen hat, an einem neuen Fördermodell. Es ist nicht einfach zu realisieren. Aber ich hoffe, dass es im Frühjahr auf starken Beinen steht".
Bach, den Harting als "selbstgefällig und etwas blass" bezeichnet hatte, sprach dem Berliner per Handschlag seinen Glückwunsch aus und äußerte Verständnis für dessen kritische Haltung: "Als ich damals Athleten-Sprecher war, habe ich auch mal den Säbel ausgepackt." Zu Hartings Plänen mit einem Sponsoren-Konzept könne er nichts sagen.
Harting ließ sich am Sonntag in Baden-Baden von nichts die Freude verderben. "Ich bin sehr dankbar dafür, weil sich die Presse nicht für eine vom Kapital getragene Sportart entschieden hat", sagte er mit einem Seitenhieb auf den Millionen-Zirkus Formel 1 und den dreimaligen Weltmeister Sebastian Vettel. Und zum Schluss wurde er seinem Ruf als "Feierbiest" gerecht, als er noch gegen fünf Uhr morgens mit Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink und der bei den Spielen in London ebenfalls mit Gold dekorierten Hockey-Mannschaft das inzwischen ziemlich leergefegte Parkett beherrschte.
Brink und Partner Jonas Reckermann wurden bei der Wahl der Mannschaft des Jahres vom Deutschland-Achter "geblockt", der erstmals seit 23 Jahren wieder als Sieger einlief. Auch die Hockey-Spieler waren den 1500 Journalisten, die sie auf Platz drei gewählt hatten, nicht gram. Anders die Handballer des THW Kiel. "Bei allem Respekt, den ich vor den Mannschaften habe, die vor uns platziert sind - für mich war der THW Kiel die Mannschaft des Jahres. Pech für uns, dass unsere Erfolge in ein olympisches Jahr gefallen sind", sagte Kiels Trainer Alfred Gislason. Trotz einer sensationellen Bundesliga-Saison ohne einen einzigen Punktverlust sowie Erfolgen in der Champions League und im DHB-Pokal belegten die Kieler nur den fünften Platz. sid/dpa
Auf einen Blick
Ergebnisse der Wahl Sportler des Jahres 2012:
Mannschaft des Jahres: 1. Deutschland-Achter (Rudern) 3003 Stimmen, 2. Julius Brink und Jonas Reckermann (Beachvolleyball) 2603, 3. Hockey-Nationalmannschaft der Männer 2071, 4. Borussia Dortmund (Fußball) 1965, 5. THW Kiel (Handball) 1401, 6. Biathlon-Frauenstaffel 585, 7. Vielseitigkeits-Equipe (Pferdesport) 535, 8. Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft der Frauen 428.
Sportlerin des Jahres: 1. Magdalena Neuner (Biathlon) 3368, 2. Angelique Kerber (Tennis) 1545, 3. Lilli Schwarzkopf (Leichtathletik) 1487, 4. Tatjana Hüfner (Rennrodeln) 995, 5. Britta Heidemann (Fechten) 945, 6. Judith Arndt (Radsport) 838, 7. Betty Heidler (Leichtathletik) 798, 8. Viktoria Rebensburg (Ski Alpin) 626.
Sportler des Jahres: 1. Robert Harting (Leichtathletik) 3049, 2. Sebastian Vettel (Motorsport) 2578, 3. Marcel Nguyen (Turnen) 1587, 4. Michael Jung (Reiten) 946, 5. Timo Boll (Tischtennis) 694, 6. Sandro Cortese (Motorradsport) 545, 7. Martin Kaymer (Golf) 509, 8. Björn Otto (Leichtathletik) 502. dpa