Ringer-Bundesligist KSV Köllerbach Das erste Krisentreffen war noch nicht genug

Köllerbach · Beim Ringer-Bundesligisten KSV Köllerbach knirscht es nach der sehr wechselhaften Saison gewaltig. Verlässt Cudinovic den Verein?

 Jubelt er nicht mehr im KSV-Trikot? Ringer Gennadij Cudinovic spielt offenbar mit dem Gedanken, die Köllerbacher zu verlassen.

Jubelt er nicht mehr im KSV-Trikot? Ringer Gennadij Cudinovic spielt offenbar mit dem Gedanken, die Köllerbacher zu verlassen.

Foto: Andreas Schlichter

Am Wochenende fand der erste Final-Kampf um die deutsche Ringer-Mannschaftsmeisterschaft statt – diesmal ohne saarländische Beteiligung. Der KSV Köllerbach war ja bereits im Viertelfinale gegen den Titelverteidiger Wacker Burghausen ausgeschieden. Die Bayern siegten bei den Red Devils Heilbronn mit 14:13 und sind auch im Rückkampf Favorit.

Dass man in Burghausen ausscheidet, ist sicher nicht ehrenrührig. Die Umstände allerdings sorgten in den vergangenen Tagen für Gesprächsbedarf beim KSV. Während der gesamten Runde hatte es intern gekriselt, in den wichtigsten Kämpfen – gegen den TuS Adelhausen in der Vorrunde und eben in den Playoffs gegen Burghausen – konnte Köllerbach jeweils nicht die stärkste Mannschaft stellen. KSV-Freistil-Routinier Andrij Shyyka riss darum der Geduldsfaden, er forderte: „Bei uns muss sich alles ändern.“

Nun haben sich Verantwortliche und Sportler zu einem klärenden Gespräch getroffen. Moderiert wurde das Ganze von Bodo Wilhelmi, dem Vorsitzenden Sport des Saarländischen Ringerverbands und Präsidiumsmitglied des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS). „Jeder konnte seine Themen auf den Tisch packen“, erzählt Thomas Geid, seit 2001 Teamverantwortlicher beim KSV, von der Zusammenkunft: „Es ist wie in jeder Familie, manchmal knirscht es halt.“

Im Gespräch ging es um die Kommunikation im Verein, die Zuschauerbindung und auch um die Außendarstellung. Den meisten Krach gab es um Gennadij Cudinovic. Der Nationalringer und der Verein waren in der Auslegung der Vereinbarung über die Anzahl seiner Einsätze uneins. Cudinovic wollte sich aktuell dazu nicht mehr äußern.

„Es war wichtig, dass wir endlich alle an einem Tisch gesessen haben“, sagt KSV-Aushängeschild Etienne Kinsinger: „Vieles wurde angesprochen, aber nicht für alles ein gemeinsamer Nenner gefunden. Ein Anfang ist getan, aber es muss weitergehen.“ Ob Cudinovic und Teamkollege Nico Zarcone nächste Saison noch beim KSV ringen, scheint weiter offen. Beide gehören zur Sportfördergruppe der saarländischen Polizei, beiden sollen Angebote verschiedener Konkurrenten vorliegen.

„Wir reden mit allen Sportlern, natürlich auch mit Gennadij“, sagt Geid: „Er ist bei uns groß geworden, wir wollen ihn gerne halten.“ Die meisten Ringer des aktuellen Kaders sollen auch in der Ende September beginnenden neuen Mannschaftsrunde wieder für den KSV antreten. Nur Istvan Vereb wird den Verein verlassen, weil er künftig international in der Klasse bis 92 Kilo starten möchte, die in der Bundesliga aber nicht gekämpft wird.

In der neuen Runde relativiert sich auch ein weiteres Köllerbacher Problem. Man hat den Verantwortlichen vorgeworfen, sich zu sehr auf ausländische Spitzenringer zu konzentrieren, die mit ihrer hohen Einzelpunktzahl wenig Flexibilität in der Aufstellung ermöglichen. Zur Erklärung: Jeder Sportler hat nach Erfolgen und Herkunft eine gewisse Punktzahl. In der Addition der Mannschaft dürfen 28 Zähler nicht überschritten werden. „Oleksander Khotzianivski, Mihail Sava und Miroslav Kirov haben in der kommenden Saison nur noch fünf statt bislang acht Zähler. Das erhöht unsere Möglichkeiten“, sagt Geid, der großen Veränderungen im Verein eine Absage erteilt: „Man muss nicht alles neu erfinden. Manche Sachen können wir aufgrund der Infrastruktur gar nicht anders angehen. Andere haben zum Teil auch mit den finanziellen Möglichkeiten zu tun.“

Da hat der KSV Köllerbach einen Zuschauerrückgang zu verkraften. Auch fließen – trotz im Saarland insgesamt gewachsenem öffentlichen Interesse an der olympischen Sportart – Sponsorengelder nicht mehr so leicht wie einst. Hinzu kommen die Auswirkungen aus dem LSVS-Skandal. „Alleine vom Förderausschuss Spitzensport haben wir in der abgelaufenen Saison einen fünfstelligen Betrag weniger bekommen. Wie es in diesem Jahr weitergeht, weiß ich noch nicht“, sagt Hilmar Rehlinger, der Vorsitzende des KSV: „Wir putzen jede Menge Klinken, dennoch haben wir seit drei Jahren keinen Hauptsponsor. Aber die Situation ist nicht ganz neu, wir haben seit 20 Jahren geringere Etats als die direkte Konkurrenz.“

Für eine Finalchance müssen in Köllerbach darum alle Rädchen ineinander greifen – das taten sie in dieser Saison eindeutig nicht. Und deswegen kann der KSV das Duell Burghausen gegen Heilbronn nur aus der Ferne verfolgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort