Kriegsschiffe, Kampfjets und ein lächelnder Boss

Die letzte Stufe ist in Kraft getreten. Und sie soll der Welt den Eindruck vermitteln, Sotschi sei der sicherste Ort der Welt.

Gestern, genau einen Monat vor dem Start der Olympischen Winterspiele (7. bis 23. Februar), hat die russische Regierung die höchste Sicherheitsstufe aktiviert. Denn nichts fürchtet Russland in den kommenden Wochen mehr als Schlagzeilen, die nicht dem Sport gelten.

Die Kontrollen im Kurort am Schwarzen Meer wurden massiv verschärft. Insgesamt sind nun 37 000 Polizei- und Sicherheitskräfte im Einsatz, Kriegsschiffe und Kampfjets überwachen die Region. "Alle Einheiten, die für die Sicherheit verantwortlich sind, sind in Kampfbereitschaft", sagte Zivilschutzminister Wladimir Putschkow: "Jede Anlage ist unter Schutz gestellt, ein weltraumgestütztes Überwachungssystem wurde gestartet."

Besucher von Sotschi müssen sich ab sofort auf strikte Kontrollen und Sicherheitsvorkehrungen einstellen. Jeder Gast hat sich bei den Behörden zu melden, wenn er sich länger als drei Tage in der Stadt aufhält. Es wurden so genannte Verbotszonen eingerichtet, in denen sich Olympia-Gäste nur eingeschränkt oder gar nicht aufhalten dürfen.

Nach den beiden Bombenattentaten von Wolgograd zum Jahreswechsel mit 34 Toten hat die Kritik an den extremen Sicherheitsvorkehrungen in Sotschi nachgelassen. Zu den Wettkämpfen werden rund eine halbe Million Besucher erwartet. Russland lässt sich die Sicherheitsmaßnahmen 1,4 Milliarden Euro kosten. Insgesamt werden die teuersten Spiele der Olympia-Geschichte offiziellen Angaben zufolge inklusive aller infrastrukturellen Maßnahmen mit 37,5 Milliarden Euro veranschlagt. Die Region soll nach den Winterspielen zu einem internationalen Wintersportzentrum aufsteigen.

Immerhin müssen sich die Russen keine Gedanken über die klimatischen Bedingungen machen. An der von Palmen gesäumten Schwarzmeerküste betrugen die Temperaturen zu Wochenbeginn elf Grad Celsius. Ausreichend Schnee liegt aber seit Wochen in den Bergen rund um den Ort Krasnaja Poljana, wo die Ski- und Biathlonwettbewerbe stattfinden werden. Der staatliche Wetterdienst kündigte dieser Tage schneesichere Spiele an. Und zur Sicherheit haben die Organisatoren ohnehin tonnenweise Schnee in Depots gelagert.

Davon hatte sich Kremlchef Wladimir Putin bei einer "totalen Kontrolle" am vergangenen Wochenende selbst überzeugt. Jedes Detail hatte er persönlich unter die Lupe genommen. Und beinahe nebenbei das durch ihn verhängte Demonstrationsverbot während der Winterspiele offiziell wieder aufgehoben - allerdings unter strengen Auflagen. "Wir begrüßen diese Mitteilung", hieß es in einer Stellungnahme des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): "Sie liegt auf einer Linie mit den Zusicherungen, die uns Präsident Putin im vergangenen Jahr gegeben hat." Das IOC mit seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach hatte Putin zuletzt mehrfach angehalten, auch im Zusammenhang mit den umstrittenen Anti-Homosexuellen-Gesetzen die Olympische Charta zu achten.

Bach hatte bereits im Dezember angekündigt, dass in Sotschi eine Demonstrationszone eingerichtet würde. Wo der Ort sein wird, ist nach wie vor offen. Bach erklärte aber, er solle innerhalb Sotschis liegen. 2008 hatten die chinesischen Machthaber während der Spiele in Peking weit abseits aller Olympiastätten eine solche Zone eingerichtet, die auch aus Angst vor Repressalien kaum genutzt worden war.

Putin wird darauf achten, dass auch hier die Aufmerksamkeit so gering wie möglich ausfällt - und eben auf den Sport gelenkt wird. Er selbst tut alles dafür. Am Montag hatte er an der Seite seines weißrussischen Amtskollegen Alexander Lukaschenko ein Show-Match gegen frühere Eishockey-Stars wie den zweimaligen Olympiasieger Alexander Jakuschew gewonnen. Putin lief mit der Rückennummer 11 auf und zeigte sich bestens aufgelegt. Probleme und kritische Fragen werden einfach weggelächelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort