Kraus fordert Ende der Achterbahnfahrt

Innsbruck. Beim Handball sind eigentlich die Hände das entscheidende Körperteil. Doch bei der deutschen Nationalmannschaft dreht sich derzeit vieles um den Kopf

Innsbruck. Beim Handball sind eigentlich die Hände das entscheidende Körperteil. Doch bei der deutschen Nationalmannschaft dreht sich derzeit vieles um den Kopf. Spielt die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand bei der Europameisterschaft in Österreich bislang kopflos? Sind die Köpfe frei? Was ist eigentlich eine Kopfsache? Bei der gestrigen Pressekonferenz vor dem entscheidenden Vorrundenspiel heute, 18.15 Uhr, gegen Schweden blickten die Spieler selbstkritisch in ihre Köpfe.

"Ich bin mit meiner Leistung absolut unzufrieden, aber ich hoffe, dass ich gegen Schweden zum Kopf der Mannschaft sein werde", sagte zum Beispiel Kapitän Michael Kraus. Gerade ihm wird die Kopflosigkeit, die zur 25:27-Niederlage gegen Polen und dem Punkt in letzter Minute nach einem katastrophalen Start gegen Slowenien (34:34) führte, angelastet. Dennoch nahm Brand den Spielmacher in Schutz: "Er macht das, was ich von einem Kapitän erwarte." Damit meinte Brand allerdings eher die Rolle abseits des Feldes, denn: "Im Spiel gegen Slowenien war ich mit Michael Haaß, unserem zweiten Spielmacher, sehr zufrieden."

Trotz der Zitterpartie gegen Slowenien, die eine emotionale Achterbahnfahrt war, wirkten Brand und seine Spieler gestern entspannt: "Erstmals seit zwei Wochen habe ich wieder mehr als vier Stunden geschlafen", gab der Bundestrainer trotz des nächtlichen Videostudiums zu. Kritisch äußerte er sich zur schwachen Wurfausbeute ("Das ist eine Folge unserer Unsicherheit"), der spürbaren Hektik ("Wir leisten uns im Angriff zu viele Fehler") und dem Thema Kopflosigkeit ("Es geht nicht um einen Spieler, sondern alle müssen mehr Verantwortung übernehmen").

Dennoch war bei den Spielern und dem Trainer der Optimismus spürbar, das Vorrunden-Aus abwenden zu können. "Unsere Kampfkraft wird das Spiel entscheiden", sagte Kraus. "Wir sind dem Druck gewachsen, er ist nicht größer als vor den ersten beiden Partien", ergänzte Brand.

Die Konstellation ist einfach: Während die bisher enttäuschenden Schweden nach zwei Niederlagen gewinnen müssen, reicht Deutschland ein Punkt zum Erreichen der Hauptrunde. Polen und Slowenien sowie Spanien und Frankreich in Parallelgruppe D sind bereits weiter.

"Wir müssen diese Achterbahnfahrten beenden und wollen mit einem Sieg Selbstvertrauen für die weiteren Aufgaben tanken", erklärt Kraus. Rechtsaußen Christian Sprenger will sich wie seine Mannschaftskollegen nicht mit dem Super-Gau befassen: "Wir machen uns überhaupt keine Gedanken ums Ausscheiden, wir sind absolut siegessicher."

Mut sprachen der Mannschaft auch die früheren Nationalspieler Christian Schwarzer und Stefan Kretzschmar zu: "Wir haben die bessere Mannschaft im Vergleich zu Schweden und wir haben mehr Kampfgeist", sagte der Niederwürzbacher Schwarzer, der für das ZDF in Innsbruck ist. Und DSF-Reporter "Kretsche" ergänzte: "Wie wir die letzte Viertelstunde gegen Slowenien gespielt haben, zeigt, dass die Spieler absolut willig sind. Das werden sie auch heute zeigen."

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