Kraftakt und Chance zugleich

Saarbrücken · Die Würfel sind gefallen: 21 Vereine werden ab 2. September in der neuen Ringer-Bundesliga um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft kämpfen. Nicht alle Clubs, die neu dabei sind, halten die neue Liga für glücklich.

 Kevin Osthoff vom KV Riegelsberg (links) versucht hier, Halef Cakmak vom AC Heusweiler zu Boden zu zwingen. Beide Vereine ringen in der kommenden Saison in der 1. Bundesliga. Foto: Fred Kiefer

Kevin Osthoff vom KV Riegelsberg (links) versucht hier, Halef Cakmak vom AC Heusweiler zu Boden zu zwingen. Beide Vereine ringen in der kommenden Saison in der 1. Bundesliga. Foto: Fred Kiefer

Foto: Fred Kiefer

Der neue deutsche Mannschaftsmeister im Ringen heißt Germania Weingarten. Doch die dritte Meisterschaft der Vereinsgeschichte wird vorerst die letzte sein. Denn Weingarten wird wie der VfK Schifferstadt, der ASV Nendingen, der KSV Ispringen und der KSV Aalen nicht an der neuen Bundesliga teilnehmen. "Natürlich sind wir damit nicht glücklich. Aber unser Ziel ist es, dass möglichst viele Vereine in der Bundesliga mithalten können", sagt Daniel Wozniak, Vizepräsident des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), der SZ.

"Als Dachverband wollen wir die Attraktivität der Bundesliga als Aushängeschild des deutschen Ringkampfsportes wieder erhöhen", ergänzt DRB-Präsident Manfred Werner. Die fünf "Abtrünnigen" hatten die Gründung einer Profiliga angestrebt, müssen nun aber in den Oberligen an den Start gehen. "Wir haben grundsätzlich nichts gegen eine Profiliga", sagt Wozniak: "Aber welchen Sinn hat die, wenn nur drei Vereine wettbewerbsfähig sind?"

Die neue Bundesliga startet am 2. September mit 21 Mannschaften in drei nach geografischen Gesichtspunkten eingeteilten Gruppen. Darauf haben sich die Vereine, die Landesorganisationen und der DRB am Samstag in einer Sitzung in Aschaffenburg verständigt. Die saarländischen Vereine AC Heusweiler, KSV Hüttigweiler, KSV Köllerbach und KV Riegelsberg treten in der Gruppe West an und treffen auf den KSV Witten, den RC Merken und den TV Aachen-Walheim aus Nordrhein-Westfalen.

Künftig müssen im zehnköpfigen Aufgebot eines Kampfes mindestens sechs deutsche Sportler stehen. Es gibt eine Etatobergrenze von 150 000 Euro, in die allerdings Verbands-Gebühren oder Reisekosten der Sportler nicht eingerechnet werden. Nach der Vorrunde soll es Achtelfinalkämpfe geben. Für die Teilnahme am Halbfinale und Finale darf man dann jeweils noch einmal 10 000 Euro mehr ausgeben.

"Kontrolliert wird das über die Bücher", erklärt Wozniak - wohl wissend, dass derartige Kontrollen schwierig sind: "Möglichkeiten zum Umgehen gibt es aber bei jeder Regelung." Doch 90 Prozent der Vereine kommen ohnehin nicht an diese Obergrenze heran - glaubt zumindest Hilmar Rehlinger, Chef des KSV Köllerbach : "Wir setzen auf die Solidarität der Vereine. Wir halten uns daran. Wir werden in unserer Mannschaft auf unsere jungen deutschen Talente setzen. Klar ist aber: Alle Sportler werden mit Forderungen runtergehen müssen."

Zwar versprechen die zahlreichen Saarderbys großes Zuschauerinteresse und damit auch Einnahmen, der Kreis der Sponsoren bleibt aber für alle überschaubar. "Wir müssen praktisch mit dem gleichen Etat rechnen wie in der 2. Liga", sagt Peter Schiffer, geschäftsführender Vorstand beim KV Riegelsberg : "Es wird ein finanzieller und sportlicher Kraftakt."

Frank Reinshagen, Vorsitzender des ASV Hüttigweiler, hat Bedenken, ob die Neuerungen überhaupt funktionieren: "Das Problem mit dem finanziellen und sportlichen Gefälle zwischen den Vereinen ist doch nur verschoben. Vorher waren es Weingarten, Nendingen und Ispringen, jetzt sind Köllerbach, Mainz und Adelhausen die Großen. Wir hätten eine Profiliga unter dem Dach des DRB und die Beibehaltung der 2. Liga favorisiert. Die jetzige Lösung ist bestenfalls die drittbeste. Aber wir werden es positiv angehen." Etwas anderes bleibt auch dem AC Heusweiler kaum übrig. Zielsetzung der ehemaligen Zweitligisten dürfte zumindest das Erreichen der K.o.-Runde, also des Achtelfinals, sein - und Köllerbach trauen viele die Nachfolge von Germania Weingarten zu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort