Kraft ist chancenlos gegen Tempo

Neunkirchen. "Wir haben versucht, gegen die einen Laufwettbewerb zu gewinnen. Das konnte nicht gut gehen", sagt Mirko Pesic, Trainer des Handball-Drittligisten TuS Neunkirchen, mit einem Gesichtsausdruck, der die Enttäuschung widerspiegelt. Die Enttäuschung über die 29:38 (11:19)-Niederlage gegen den weiterhin ungeschlagenen Tabellenführer TV Großbottwar

 Neunkirchens Rückraumspielerin Aleksandra Jelicic (rechts) wird in dieser Szene des Spitzenspiels gegen den TV Großbottwar hart attackiert. Der TuS verlor deutlich mit 29:38. Foto: Klos

Neunkirchens Rückraumspielerin Aleksandra Jelicic (rechts) wird in dieser Szene des Spitzenspiels gegen den TV Großbottwar hart attackiert. Der TuS verlor deutlich mit 29:38. Foto: Klos

Neunkirchen. "Wir haben versucht, gegen die einen Laufwettbewerb zu gewinnen. Das konnte nicht gut gehen", sagt Mirko Pesic, Trainer des Handball-Drittligisten TuS Neunkirchen, mit einem Gesichtsausdruck, der die Enttäuschung widerspiegelt. Die Enttäuschung über die 29:38 (11:19)-Niederlage gegen den weiterhin ungeschlagenen Tabellenführer TV Großbottwar. "Keine meiner Spielerinnen", meint Pesic verbittert, "hat heute ihre normale Form gezeigt".

Schon die Voraussetzungen, mit denen beide Teams in der mit 150 Zuschauern vollbesetzten TuS-Halle aufs Spielfeld gingen, hätten unterschiedlicher nicht sein können. Auf der einen Seite Großbottwar, mit 16 Spielerinnen angereist, Durchschnittsalter 20,3 Jahre, Körpergröße: fast alle kleiner als jede TuS-Spielerin. Auf der anderen Seite: Der TuS, der im Laufe des Spiels zehn Spielerinnen einsetzte, Durchschnittsalter 28,4, körperlich klar überlegen.

Das Spiel begann gut für den TuS: Zwei schöne Anspiele am Kreis, ein Tempogegenstoß und zwei platzierte Rückraumwürfe brachten den TuS mit 5:4 in Führung. Alles sah nach dem erwarteten Spitzenspiel aus.

Doch ab der zehnten Minuten folgte bereits die entscheidende Phase. Zwei verschiedene Handball-Interpretationen trafen aufeinander: Tempo gegen Kraft. Neunkirchen versuchte weiter, das Spiel langsam aufzubauen, über Alexandra Jelicic und Ingrida Radzeviciute im Rückraum zum Abschluss zu kommen und den körperlichen Vorteil auszunutzen. Großbottwar zog in dieser Phase seinen Geschwindigkeits-Handball auf. Jeder Fehler des TuS endete in einem Tempogegenstoß. In der Abwehr stand Großbottwar aggressiv, im Angriff suchten die Schwaben die Lücke - und fanden sie eigentlich immer. Die TuS-Abwehr wurde teilweise schwindelig gespielt, und vorne scheiterten Jelicic und Radzeviciute an der herausragenden Torfrau Tabea Kraft. Nach 22 Minuten lag der TuS 7:14 hinten. Danach fing sich das Team wieder, Jelicic und Anja Severin erzielten jeweils zwei Tore zum 11:19 zur Pause.

Die zweite Halbzeit ist schnell erzählt. Der TuS kam besser aus der Kabine und zeigte, dass seine Art, Handball zu spielen, definitiv konkurrenzfähig ist. Zu einer Aufholjagd reichte es allerdings nicht. Durch die enorme Anzahl an qualitativ gleichwertigen Spielerinnen hielt Großbottwar das Tempo bis zum Schluss hoch. 29:38 lautete das bittere Ergebnis aus Neunkircher Sicht.

Der Spielverlauf spiegelte sich erschreckend deutlich bei den Torschützen wider. Beim TuS erzielten Jelicic und Radzeviciute 20 von 29 Toren, Jelicic alleine 13. Bei Großbottwar trugen sich zehn Spielerinnen in die Liste ein, darunter sechs mit mindestens vier Treffern. "Handball ist ein Powersport", sagt Pesic nach dem Spiel. "Aber wir können nur Schach. Wir haben sie heute ein paar Mal Schach gestellt. Aber nie matt gesetzt."