DFB-Pokal Kovac beschwört Frankfurts Eintracht

Gelsenkirchen · Nach dem 1:0-Halbfinalsieg beim FC Schalke 04 feiern die Hessen den eigenen Teamgeist und ihren scheidenden Trainer.

Als der markerschütternde Jubel von 10 000 siegestrunkenen Frankfurtern verklungen war, als er sein Final-Shirt schon wieder abgestreift hatte, wollte Niko Kovac unbedingt noch etwas loswerden. „Wir sind eine Eintracht“, sagte der künftige Trainer von Bayern München beschwörend und mit feiner Schärfe in der Stimme. „Wir stehen hier alle zueinander. Was uns der eine oder andere reinsingen wollte – es hat nicht funktioniert.“ Er schloss mit den Worten: „Wir sind die Eintracht!“

Dem 1:0 (0:0) bei Schalke 04 im DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwochabend ließen Trainer, Spieler und Funktionäre eine Demonstration ungebrochenen Teamgeistes folgen. Kovac umarmte jeden seiner Helden doppelt und dreifach, um sicherzugehen, dass er ja keinen vergessen hatte. Auch Kovac feierte nach anfänglichem Zögern vor der Kurve. Dieser Triumph könnte der erste Teil einer Versöhnung mit den Fans sein, deren Verehrung nach dem Schock über den bevorstehenden Wechsel zum FC Bayern in Wut umgeschlagen war.

Hörte man sich am Mittwochabend im Frankfurter Kreis um, zu Unrecht. „Anfeindungen gegen Niko sind nicht gerechtfertigt. Er ist ein ganz aufrichtiger Mensch. Er hat immer die Wahrheit gesagt“, betonte Sportdirektor Bruno Hübner. Die Mannschaft habe „ein Stück weit auch für den Trainer gespielt“. Kovac selbst gönnte sich kurz darauf auch noch ein Selbstlob: „Zwei Mal hintereinander im Finale mit Eintracht Frankfurt – das ist eigentlich nobelpreiswürdig. Alle, die auf dem Platz waren, haben ihr letztes Atom Energie gegeben.“

Auf den besonderen Treppenwitz des Abschiedsfinals gegen seinen neuen Verein wollte Kovac nach den Sticheleien der vergangenen Tage zwischen München und Frankfurt nicht intensiver eingehen. Die „unfassbare Willensleistung“ (Bobic) auf Schalke mit dem Hackentor von Luka Jovic (75. Minute) sollte der Eintracht für diesen schwierigen Gang Schub verleihen. Das Brot-und-Butter-Geschäft der Eintracht bleibt aber die Bundesliga – das muss sie auch sein: Seit 2013 geht der Verlierer des Pokalfinals unabhängig vom Gegner bei der Vergabe der Europapokalplätze leer aus. Deshalb wollen die Frankfurter aus eigener Kraft in den Europapokal.

Einen „faden Beigeschmack“ hatte die Partie für Schalkes Trainer Domenico Tedesco. Eine umstrittene Szene in der vierten Minute der Nachspielzeit sorgte im ganzen Schalker Lager für Unmut. Schiedsrichter Robert Hartmann hatte ein reguläres Tor des eingewechselten Franco Di Santo wegen angeblichen Handspiels nicht anerkannt. „Es war kein Handspiel. Unser Problem ist, dass der Schiedsrichter relativ schnell abgepfiffen hat und es keine Möglichkeit gab, auf den Videobeweis zurückzugreifen“, erläuterte Trainer Tedesco.

Doch weil Hartmann abpfiff, bevor der Ball die Linie überquerte, konnte Video-Assistent Günter Perl in Köln nicht mehr eingreifen und Hartmann seine Entscheidung nicht korrigieren. „Es war ein reguläres Tor“, schimpfte Di Santo, der den Ball mit der Brust gestoppt hatte. „Das ist verrückt.“

Laut Manager Christian Heidel habe Hartmann ihm gegenüber anschließend seinen Fehler eingeräumt: „Er hat gesagt, er habe es klar gesehen. Aber er hat keinen glücklichen Eindruck gemacht.“ Zwar haderten die Knappen mit der Entscheidung, erwiesen sich aber auch als faire Verlierer und wollten den Schiedsrichter nicht zum alleinigen Buhmann für die Niederlage machen. Sowohl der Trainer wie auch Kapitän Ralf Fährmann sagten, man habe selbst genügend Chancen gehabt, aber nicht genutzt.

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