Olympische Sommerspiele 2020 Kostenschock dämpft Tokios Vorfreude

Tokio · Japans Rechnungshof hat die Ausgaben für die Olympischen Spiele 2020 auf 22 Milliarden Euro taxiert. Das wäre in etwa das Vierfache des bei der Bewerbung 2013 Veranschlagten. Das IOC verspricht hingegen deutliche Einsparungen.

Die neuen Zahlen vom japanischen Rechnungshof kamen zur Unzeit. Jetzt, da Olympia wieder günstiger und damit lukrativer werden soll, wirkt die jüngste Mitteilung wie ein Schock: 22 Milliarden Euro sollen die Kosten für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio betragen. Damit würden die Ausgaben um mehr als 100 Prozent steigen. Noch im Dezember hatten die Organisatoren einen Etat von 10,3 Milliarden Euro für die zweiten Sommerspiele in Tokio nach 1964 angegeben.

Doch allein die japanische Regierung hat laut Rechnungshof 6,2 Milliarden Euro ausgegeben, obwohl die Spiele erst in gut 21 Monaten beginnen. Wie die Behörde festgestellt hat, habe die Regierung zwischen 2013 und 2017 insgesamt 286 Projekte in Auftrag gegeben, die in Zusammenhang mit den Olympischen Spielen standen. Viele dieser Projekte, die dem Ausbau von Straßen und Sportstätten oder einer verstärkten Sicherheit dienen, wurden bislang nicht erfasst.

Offenbar wurden aber auch Programme mit eingerechnet, die nur einen entfernten Bezug zu Olympia hatten. Dabei ging es laut FAZ um Fördermaßnahmen für die Landwirtschaft oder um den Ausbau von Wasserstoff-Tankstellen. Oftmals war die Regierung mit dem Geld schnell dabei, wenn auf dem Antrag Olympische Spiele 2020 stand. Generell forderte der Rechnungshof die Regierung auf, genauer anzugeben, welches Geld für Olympia ausgegeben wird und welches nicht. Nur so könne der Steuerzahler genau erfahren, was er letztendlich für die Olympischen Spiele bezahlen muss.

Für das Internationale Olympische Komitee (IOC) sind solche Zahlen Gift. Da immer weniger Städte Olympia ausrichten wollen, entwickelte der Ringeorden in den vergangenen Jahren vermehrt Leitlinien und Programme zur Kostenreduzierung („Agenda 2020“, „New Norm“). So will man das Ereignis für mögliche Gastgeberstädte wieder attraktiver machen. Entsprechend verschnupft reagierte John Coates, einflussreiches IOC-Mitglied und Vorsitzender der Koordinierungskommission für Tokio 2020, während der IOC-Session in Buenos Aires auf die neuen Zahlen. Das seien „keine Kosten der Spiele“, mit denen man „Tokio 2020 belasten wollte“, klagte der Australier.

Wie Coates erklärte, habe man die Kosten für die Spiele mittlerweile schon um 3,7 Milliarden Euro gesenkt. „Das ist das Ergebnis von wachsender Zusammenarbeit aller beteiligten Kräfte, denen die Wichtigkeit um günstigere Spiele bewusst ist“, sagte Coates. Yoshiro Muto, Chef von Tokio 2020, kündigte sogar weitere Sparmaßnahmen an. „Die Agenda 2020 und die Neue Norm werden es Tokio 2020 ermöglichen, zukünftige Budgetanstiege abzuwehren“, sagte Mutu in Buenos Aires. Man sei nun in der Phase der „detaillierten Vorbereitung“ angelangt und könne weiter den Rotstift ansetzen.

Wie Mutu ausführte, habe man Einsparungen vor allem im Baubereich, durch die Kürzung von Testevents sowie durch die Reduzierung von Ausgaben für Energie und Telekommunikation erreicht. Coates gab derweil die Marschroute für die weitere Kostenplanung vor: „Am Ende ist der Haushalt ausgeglichen oder hat einen Überschuss.“

Einen Überschuss haben laut IOC auch die Winterspiele von Pyeongchang 2018. 47,8 Millionen Euro seien am Ende übriggeblieben. Das IOC lobte die Organisatoren und spendete seinen Anteil am Überschuss dem südkoreanischen Sport. Das Signal an andere Städte war unübersehbar: Olympia kann sich also doch noch lohnen.

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