Fußball Kopfzerbrechen nach der Beinahe-Blamage

München · FC Bayern setzt sich im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den couragierten Zweitligisten 1. FC Heidenheim nur knapp mit 5:4 durch.

 Der Münchner Thomas Müller versucht, einen Pass des Heidenheimers Patrick Mainka (links) mit einer Grätsche zu unterbinden.

Der Münchner Thomas Müller versucht, einen Pass des Heidenheimers Patrick Mainka (links) mit einer Grätsche zu unterbinden.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Der Vier-Gegentore-Schock stand Trainer Niko Kovac ins Gesicht geschrieben, auch die Miene von Sportdirektor Hasan Salihamidzic wirkte überaus sorgenvoll. So, das war beiden klar, steuert Bayern München im Bundesliga-Kracher gegen Borussia Dortmund auf ein Desaster zu. „Du kannst nicht vier Gegentreffer kassieren, das geht nicht, bei allem Respekt vor Heidenheim“, schimpfte Kovac, während Salihamidzic meinte: „Nach so einem Spiel muss man auf jeden Fall nachdenklich sein.“

Schließlich war an diesem irrwitzigen 5:4 (1:2) im DFB-Pokalviertelfinale zuhause gegen den couragierten Zweitligisten für den FC Bayern einzig das Weiterkommen positiv, der Rest lässt für das Meisterrennen in der Bundesliga nichts Gutes erahnen. Robert Lewandowski, der den Rekordmeister mit einem verwandelten Handelfmeter (84. Minute) vor einer riesigen Peinlichkeit bewahrte, sagte: „Wir hatten den Kopf schon beim Samstag, und deshalb hatten wir diese Probleme.“

Exakt vor diesem Phänomen hatte Kovac seine Mannschaft im Vorfeld aber gewarnt, offensichtlich kam die Botschaft nicht an. „Wir haben nicht 100 Prozent gezeigt, das hat uns fast das Genick gebrochen“, monierte Abwehrchef Niklas Süle, dessen früher Platzverweis (15./er wurde für ein Pokalspiel gesperrt) den turbulenten Spielverlauf erst ermöglichte.

Interessant wird sein, was die Bayern aus dieser Beinahe-Schmach ableiten. „Schnell vergessen, schnell löschen“, empfahl Salihamidzic. Gegen den großen Rivalen, versicherten alle Beteiligten, werde ein anderes Gesicht zu sehen sein. „Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass wir eine Top-Leistung zeigen werden“, sagte Leon Goretzka, Schütze des 1:0 (12.).

Thomas Müller wählte eine sehr selektive Ansicht, um sich vor dem BVB nicht zu lange mit den vielen Problemen aufzuhalten. „Wir werden mehr die positiven Dinge herauspicken, denn wir müssen am Samstag mit breiter Brust auf dem Platz stehen“, sagte er mit Verweis auf die Offensivleistung. Salihamidzic forderte: „Wir müssen gegen Dortmund zeigen, dass wir die Meisterschaft gewinnen wollen.“

Aber wie soll das funktionieren mit einem Defensiv-Verhalten, das dazu führte, dass die Bayern gegen den 1. FC Heidenheim von einem Fettnäpfchen ins nächste stolperten? Allein drei Treffer gelangen Heidenheims Torjäger Robert Glatzel (26., 74., 77./Foulelfmeter), auch Vereinslegende Marc Schnatterer (39.) war erfolgreich. Der Webenheimer Patrick Schmidt wurde nicht eingesetzt. „Es ist kaum zu beschreiben, es war ein Spiel für die Ewigkeit. Trotz allem tut die Niederlage erst einmal weh. Wir schießen vier Tore und scheiden aus, das ist sehr bitter“, sagte Fast-Held Glatzel.

Gegen die rasend schnellen Dortmunder um Marco Reus und Jadon Sancho werden den Bayern wohl kaum fünf Tore gelingen. Trefflich diskutieren lässt sich darüber, ob dieses Duell der Bundesliga-Großmächte das Titelrennen entscheiden wird. Manche sagen ja, andere nein. Beim FC Bayern überwiegt Letzteres. „Das Spiel gibt eine Richtung vor, aber eine Entscheidung gibt es nicht“, urteilte Müller. „Der Sieger macht einen großen Schritt zum Meister“, sagte Lewandowski.

Trainer Kovac kann am Samstag (18.30 Uhr/Sky) wieder auf Torwart Manuel Neuer und Außenverteidiger David Alaba bauen, die am Mittwoch mit muskulären Problemen fehlten. „Sie sind auf einem guten Weg, wieder fit zu werden“, sagte der Trainer, der für den Kracher vehement „Kompaktheit“ verlangte. Süle glaubt mit Blick auf den BVB nach wie vor, dass „wir die bessere Mannschaft sind“. Am Samstag muss es der FC Bayern unter Beweis stellen.

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